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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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regelmäßig auf dem Boden landeten. Systematisch öffnete ich eine Schranktür nach der anderen und machte sie wieder zu. Dann sah ich unter dem Spülbecken nach dem Mülleimer, der bis auf einen sauberen weißen Plastikmüllbeutel leer war.
    »George Clooney als Arzt in ›Emergency Room‹ hätte in dieser Küche operieren können«, sagte ich zu Bud. »Entweder hat sie kaum einen Fuß hier hereingesetzt oder sie hat übermenschliche Qualitäten. Oder deine Mutter macht für sie sauber.«
    Bud warf mir einen gespielt beleidigten Blick zu. »Hey, meine Mutter hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ordnung ist das halbe Leben. Aber damit kannst du natürlich nicht allzu viel anfangen.«
    »Hast du mir nicht mal gesagt, deine Mutter hat sogar Unterwäsche gebügelt?«
    »Und? Hast du ein Problem damit?«
    Ich grinste breit, während Bud die Sachen auf dem Schreibtisch unter die Lupe nahm. »Schau mal, was ich da gefunden habe, Claire. Die Post von zwei Wochen, alles feinsäuberlich geordnet und gestapelt. Die Briefe der letzten beiden Tage sind noch ungeöffnet. Und« – er hielt einen Bogen Papier in die Höhe, feinstes cremefarbenes Bütten – »da haben wir eine nette kleine Mitteilung von unserem guten Dr. Black, in der er sich darüber beschwert, dass sie ihre Vereinbarung mit ihm aufgekündigt hat. Vor zwei Tagen datiert.«
    »Hatten die beiden etwa Knatsch miteinander?« Neugierig darauf, was das für eine Beziehung gewesen sein könnte, ging ich zu Bud an den Schreibtisch und nahm zwei auf hellblauem Papier geschriebene Briefe zur Hand. Beide waren in derselben, beinahe unleserlichen Handschrift adressiert, und auch beim Absender musste ich zweimal hingucken.
    »Jetzt rate mal, wer die geschrieben hat. Gil Serna.«
    »Gil Serna? Der immer die fiesen Typen spielt?«
    »Möglicherweise lief da ja was zwischen den beiden.« Stirnrunzelnd dachte ich über die möglichen Konsequenzen nach. »Das hätte uns gerade noch gefehlt! Wenn eine Berühmtheit seines Schlages rührselige Fernsehinterviews gibt.«
    Der zweite blaue Umschlag war offen, und mit spitzen Fingern zog ich ein einzelnes Blatt heraus. Ich überflog die wenigen handschriftlichen Zeilen. »Sieht so aus, als hätte unser fieser Junge etwas vom grünäugigen Monster Eifersucht abbekommen. Er droht nämlich, hier aufzukreuzen, und rate mal, wem er vorhat, in den Hintern zu treten?«
    »Dr. Black, vermute ich mal?«
    »Richtig. Und der süße Gil bezichtigt sie hier explizit, eine Affäre mit ihrem Quatschonkel zu haben, ganz zu schweigen davon, dass sie Gil betrügt und seine Anrufe ignoriert. Was vielleicht auch erklären würde, warum ihr Anrufbeantworter ausgesteckt ist. Gil Serna scheint mir ein wenig außer Kontrolle. Wäre interessant, zu wissen, wo er die letzten paar Tage verbracht hat.«
    »Wie wär’s, wenn ich mich darum kümmere?« Bud zog sein Handy schwungvoll heraus, als wäre es ein Zauberstab. Manchmal hatte ich den Eindruck, es wäre wirklich einer. Er kam an so gut wie jede Information heran, nur indem er ein paar Nummern wählte. Praktisch, ihn in der Nähe zu haben.
    »Lass dir von Blacks Assistentin keinen Bären aufbinden. Ich will genau wissen, wann Black das Grundstück verlassen hat, wie er es verlassen hat und mit welchem Ziel. Außerdem will ich ihn mir vorknöpfen, bevor er sich mit seiner Assistentin absprechen kann oder mit sonst jemandem, der ihm unseren Kenntnisstand steckt. Wenn die beiden wirklich was zusammen hatten, wäre es interessant, zu sehen, wie er auf die genaueren Umstände von Sylvies Tod reagiert.«
    »Okay, Boss. Klingt so, als wäre Buckeye hier.« Bud stand auf, als die Haustür aufging und scherzhaftes Geplänkel ins Wohnzimmer drang.
    Buckeye Boyd war der für unseren Bezirk zuständige Gerichtsmediziner, und ich nickte der bunten Crew von Kriminalisten zu, die nun hereinströmten. Alles wirklich ausgebuffte Spezialisten, die jedoch aussahen, als kämen sie direkt aus einem Ozzy-Osbourne-Konzert. Zum Glück für uns im Sheriff’s Department Canton brachten die Immobilien rund um den See Millionen an Steuern ein, wodurch wir finanziell so gut ausgestattet waren wie ein Police Department in der Großstadt. In diesem besonderen Fall würden wir die Unterstützung aller nur verfügbaren Kriminaltechniker brauchen.
    »Und du, Bud, wolltest wohl gerade zu ’ner Hochzeit, oder was?«, sagte Buckeye sofort. Er versäumte keine Minute, seinen ewigen Kleinkrieg mit Bud aufzunehmen. »Oh Mann, von jetzt

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