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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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hoch. Unten jammerte und stöhnte die Frau, und das Kind sagte: »Mama, Mama«, und der Vater sagte: »Von mir aus kannst du verrecken, du Hure.«
    Dann riss er das wie wild um sich schlagende Kind mit einem Arm an sich und zerrte die Mutter an ihrem linken Fuß die Kellertreppe hinunter, sodass ihr Kopf auf jeder Stufe einzeln aufschlug. Dong … dong … dong. Er strebte auf den Kühlraum zu, wo er die Leichen aufbewahrte. Er stieß das schreiende Kind die dunkle Treppe hinunter, dann packte er die Mutter und stieß sie hinterher.
    »Niemand verlässt dieses Haus«, sagte er in einer Stimme, die so hohl klang, wie es das Kind nie zuvor gehört hatte. »Und wenn ich dich für immer hier unten einsperren muss, du wirst es schon lernen, meine Regeln einzuhalten.«
    Der Balsamierer ließ die Stahltür ins Schloss fallen, und das Kind nahm den Kopf der Mutter in den Schoß, hielt ihn in seinen Händen und hörte auf das keuchende Pfeifen, das aus ihrem Brustkorb drang. Kalte, schwarze Dunkelheit umgab sie wie eine unangenehm feuchte, böswillige Decke, und das Kind harrte zitternd in der Dunkelheit aus, bis der Atem der Mutter aussetzte, und das Kind allein war mit der Toten.
    Am nächsten Morgen stieß der Vater die Stahltür auf, und schräger Lichteinfall erhellte den Raum. Das Kind war ausgekühlt und nahezu bewegungsunfähig. Der Vater hüllte das Kind in eine Decke und setzte es oben im Haus vor ein prasselndes Kaminfeuer. Der Vater hatte seinen Zorn aufgegeben. Er hatte in einem Schaukelstuhl Platz genommen und sah zu, wie sein Kind hemmungslos schluchzte. Dann sagte er: »Wegen dir habe ich deine Mutter die Treppe hinuntergestürzt. Nun ist sie tot, und du bist schuld daran.«
    Das Kind sah in die lodernden Flammen.
    »Aber ich bin dir nicht böse. Wahrscheinlich ist es am besten so. Ich kann sie so herrichten, dass sie aussieht wie früher, hübsch und strahlend wie immer. Das hättest du doch gern, oder nicht, Blage? Dass sie friedlich und glücklich aussieht?«
    Das Kind nickte, vor seinem geistigen Auge das Bild der Mutter mit dem lose baumelnden Kopf und dem in einem stillen Schrei erstarrten offenen Mund. »So ist es gut, Blage. Dieses Benehmen wünsche ich mir. Komm mit. Du kannst mir helfen, deine Mutter herzurichten.«
    Der Balsamierer nahm das Kind und kehrte in den Keller zurück. Er setzte das zitternde Kind auf den hohen Drehhocker und ging in den Kühlraum. Als er wieder herauskam, trug er die Mutter auf den Armen. Er legte sie sanft auf den Stahltisch und richtete ihr gebrochenes Genick aus, so zärtlich, wie er sich ihr gegenüber zu Lebzeiten nie verhalten hatte. »Sieh doch, wie schön sie ist mit ihren langen blonden Haaren. Eigentlich könnten wir Zöpfe daraus flechten, damit sie richtig hübsch und ordentlich aussieht. Möchtest du mir dabei helfen?«
    Das Kind nickte, und sie zogen gemeinsam die Haarnadeln aus dem großen, weichen Dutt der Mutter. Der Vater nahm einen Schlauch und wusch das Blut aus den Haaren und zeigte dem Kind, wie man Zöpfe flocht.
    »So sieht sie doch gleich viel schöner aus. Ein Kinderspiel, diese Platzwunden in ihrem Gesicht zu nähen, und die Blutergüsse kann ich mit Make-up abdecken. Sieh doch. Nun lächelt sie schon fast wieder.« Er drückte den Mund der toten Mutter zu und knetete die kalten, steifen Lippen, bis sie die Karikatur eines Lächelns zeigten. »Sieh doch, wie glücklich sie jetzt ist.«
    Das Kind war tatsächlich der Meinung, sie würde nun glücklicher aussehen.
    »Du darfst nie jemandem sagen, dass du deine Mutter umgebracht hast«, sagte der Vater daraufhin zu seinem Kind, dicht herabgebeugt und mit eindringlicher Stimme. »Sie würden kommen und dich abholen und dich bei lebendigem Leib in ein tiefes schwarzes Loch sperren. Deine Mutter oder mich würdest du nie wieder sehen.«
    Das Kind starrte verängstigt auf ihr entstelltes Gesicht.
    »Jetzt kannst du mir helfen, sie herzurichten. So wie wir es mit den anderen gemacht haben, aber dieses Mal ist es etwas ganz Besonderes, weil es deine Mutter ist. Für uns beide ist das eine große Ehre.«
    Der Balsamierer holte die scharfen Werkzeuge und die Gummischläuche und die Chemikalien herbei, die er brauchen würde, und rollte das mit einem Tuch bedeckte Instrumententablett neben das Kind. »Du kannst mir die Werkzeuge nacheinander reichen. Wenn du mir zur Hand gehst, kannst du einen Ausgleich dafür schaffen, dass du deine Mutter umgebracht hast.« Er zeigte auf ein bestimmtes Instrument. »Jetzt

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