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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Kopf.
    »Hast du das Buch noch?«, fragte ich.
    Dottie nickte. »Mm-hmm. Auf meinem Zimmer. Ich habe auch alle seine anderen.«
    »Kann ich sie mal ausleihen?«
    »Klar. Erinnere mich daran, bevor du weggehst.«
    Ich sah zu Harve. »Bist du ihm mal begegnet?«
    »Das nicht, aber mit dieser dicken fetten Datei, die ich über ihn habe, komm ich mir vor wie sein lange vermisster Bruder. Du wirst es nicht glauben, wo dieser Typ seine Finger überall im Spiel hat.«
    »Ich kann es kaum mehr erwarten, in seine Privatsphäre einzudringen.« Beim ersten Bissen meiner Lasagne schloss ich verzückt die Augen. Mein Magen machte mir nichts vor. Ich war wirklich komplett ausgehungert.
    Nach dem Abendessen gingen Harve und ich in sein Büro, eine zu diesem Zweck umfunktionierte Glasveranda mit Blick auf die ruhige Bucht. Als Erstes holte Harve ein Foto von Nicholas Black auf den Bildschirm. Dottie hatte schon recht gehabt.
    Er sah in der Tat sehr gut aus. Natürlich hatte ich ihn schon gesehen, aber nur ab und an mal kurz im Fernsehen. Aus der Nähe betrachtet, hatte er eindeutig Ausstrahlung. Die schwarzen Haare waren kurz geschnitten, eine elegante Businessfrisur, für die er sicher jedes Mal zweihundert Dollar hinblätterte. Das eher hagere Gesicht mit den hohen Wangenknochen war stark gebräunt. Seine himmelblauen Augen, die auf mich gar nicht eisig wirkten, sahen direkt in die Kamera. Sein Äußeres hatte etwas von den amerikanischen Ureinwohnern, und ich musste unwillkürlich an einen halbnackten Sioux-Krieger auf einem sich aufbäumenden schwarzen Mustang denken. An Sexappeal fehlte es diesem Mann wahrlich nicht. Sogar ich, die ich seit Jahren mit keinem Mann mehr geschlafen hatte, konnte mich seiner Wirkung nicht entziehen.
    Ich sagte: »Er sieht aus, als würde ihm die ganze Welt mit allem Drum und Dran gehören.«
    »Ja? Viel fehlt ja nicht mehr.«
    Danach holte Harve mit ein paar Mausklicks die Hintergrundinformationen auf den Bildschirm – seitenweise. Geboren war Black in Kansas City, Missouri. Vielleicht war er deshalb hier in der Wildnis gelandet. Eltern verstorben. Keine Geschwister. Vordiplom an der Tulane University, Hauptdiplom an der Columbia University. Nach drei Jahren Dienst bei der Armee der medizinische Abschluss als Psychiater in Harvard. Ich setzte mich zurück und drehte mich auf dem Stuhl hin und her. »Mann, und bei dem Aussehen hätte er wirklich was aus sich machen können. Was ist er denn wert?«
    »Er ist stinkreich, besitzt Immobilien auf der ganzen Welt, hauptsächlich Hotels, wie schon gesagt. Entweder hat er geniale Berater gehabt, oder aber er ist selbst ein gewiefter Geschäftsmann oder der allerletzte Gauner. Mit seinen Aktiengewinnen weiß er nicht mehr wohin, und noch mehr Kohle macht er als Arzt. Er hat Praxen überall auf der Welt. Im Moment bringen die Bestseller das große Geld, die Dot so gern liest.«
    »Hast du die Bücher auch gelesen?«
    »Himmel, nein. Aber seit Dottie in diese Augen gesehen hat, ist sie sein größter Fan.«
    »Ich hör alles«, rief Dottie aus der Küche, wo sie gerade den Geschirrspüler einräumte.
    Ich war zwar nicht die geborene Leseratte, wollte aber dann unbedingt ein Exemplar nach Hause mitnehmen. »Und er praktiziert wirklich weltweit?«
    »Ja. Er unterhält schicke kleine Psychiaterpraxen in New York, L. A., London, Paris, Rom, Tokio, und in Moskau soll auch schon eine geplant sein. Er hat ausgewählte Stellvertreter dort sitzen, aber er besucht die einzelnen Praxen auch selbst regelmäßig für Termine mit bestimmten Patienten. Ein umtriebiger Bursche. Sein Geld zu zählen muss Tage beanspruchen.«
    »Und doch lebt er hier zurückgezogen im guten alten Missouri am Ende der Welt. Passt irgendwie nicht zusammen. Seiner Assistentin zufolge hält er sich häufig hier am See auf.«
    Harve sagte: »Hier steht, er würde in einem Privatflugzeug reisen, einem Lear-Jet. Und einen eigenen Hubschrauberlandeplatz mit einer Bell 430 gibt es obendrein. Ganz zu schweigen von der für ihn maßgeschneiderten Motoryacht, mit der er auf dem See herumkreuzt. Er mag seine Spielsachen und findet auch die Zeit für sie.«
    »Wer es sich leisten kann.«
    »Für mich nicht nachvollziehbar.«
    »Für mich auch nicht.«
    Plötzlich plärrte der Fernseher im Wohnzimmer los, gefolgt von Dotties aufgeregten Rufen: »Hey, ihr zwei, Larry King Live kann jede Minute losgehen.«
    Harve druckte Blacks Dossier aus, und wenig später folgte ich ihm in das Wohnzimmer im Vorderbereich

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