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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Aber dafür verdiene ich ja solche Unsummen.
    Als er endlich fertig war, gab er mir die Mappe kommentarlos zurück, startete den Motor und nahm Kurs auf Cedar Bend. Dort verließ er das Boot und stakste über den Steg davon. Schließlich kam Tyler mit einem breiten Lächeln im Gesicht angelaufen und nur zu gerne bereit, mir aus dem Boot zu helfen und mich zu meinem Auto zurückzubringen. Wenigstens einer mochte mich.

11
    Sie haben nicht gewusst, dass Sylvie eine Montenegro war?« Ich saß zusammen mit zwei Typen vom Geheimdienst an einem der oberen Fenster eines konspirativen Hauses mit Blick auf die Sacred Heart Catholic Church. Beide waren muskulös, rotwangig und cajunischer Abstammung, was sich besonders an ihrem Akzent und der Art ihres Auftretens manifestierte. Fast hätte ich geglaubt, sie zauberten in der nächsten Minute Fiedel und Waschbrett hervor, um mir eine rhythmusgeladene Version von »Jambalaya« zu präsentieren. Als echte Profis verzichteten sie jedoch darauf. Irgendwie waren sie mir auch unheimlich, und ich hoffte nur, sie waren nicht bestechlich, denn sonst wäre ich vielleicht noch als menschlicher Anker irgendwo draußen im Golf von Mexiko geendet.
    Ich war an jenem Morgen in aller Frühe nach New Orleans geflogen und hatte mich im Police Department der Stadt gemeldet, wo man mir zwei als Homo sapiens auftretende Gorillas an die Seite gestellt hatte. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber manchmal sind zwei Gorillas genau das, was man braucht, wenn man in einer fremden Stadt auf Schnüffeltour geht. Vor allem wenn der eigene Kollege herausgeputzt wie ein Pfau nach New York entschwunden ist, um sich dort mit einem Supermodel zu treffen. Ich war davon ausgegangen, Sylvies Familie würde im Garden District oder einem anderen vornehmen Viertel wohnen; umso erstaunter war ich, als Thierry Baxter (Baxter klingt eher nach Indiana als nach der französischsprachigen Cajun-Bevölkerung, oder nicht?) und Jean-Claude Longet die Mississippi River Bridge in Richtung Algiers überquerten. Der Ruf dieses Viertels war sogar mir bekannt. Angeblich lebten dort sämtliche Kriminelle des Staates Louisiana, glücklich und zufrieden bis an ihr seliges Ende. Von dort stammte also Sylvie Border.
    »Nein. Bis heute habe ich nie etwas von der Montenegro-Familie gehört.«
    »Manche nennen sie auch die Cajun-Mafia, aber Sylvies Daddy hat alles allein aufgebaut. Er ist der Patriarch der Familie und brennt darauf, herauszufinden, wer seine süße Kleine um die Ecke gebracht hat.« Das kam von Thierry. Er war der Wortführer des starken Duos.
    »Nun, Leute, das wirft doch ein ganz neues Licht auf meinen Fall. Halten Sie es für möglich, dass sie einem anderen Verbrecherclan zum Opfer gefallen ist?«
    »Keine Ahnung«, sagte Thierry. »Aber Jacques Montenegro kriegt das raus.« Thierry und ich hatten Hochleistungsferngläser zur Verfügung. Es waren auch noch ein paar Typen vom FBI da, die im Nachbarzimmer eine Videokamera und einen Fotoapparat im Anschlag hielten. Besser konnten die Strafverfolgungsbehörden nicht zusammenarbeiten. Die FBI-Fritzen waren zu beschäftigt, um mit mir herumzusitzen und zu plaudern, aber sie sagten, ich könnte mir ihre Videoaufnahmen von der Beerdigung ansehen, wenn ich bei den entsprechenden Stellen nachfragen würde.
    Gut zwanzig Minuten lang hatte Thierry Straßenganoven, Mörder, Fälscher und Schmuggler namentlich identifiziert, während sie nacheinander eintrudelten, um dem verstorbenen Fernsehstar die letzte Ehre zu erweisen. Jean-Claude entschuldigte sich bald, um das Haus auf Schleichwegen in Richtung Friedhof zu verlassen; in seinem schwarzen Anzug sah er aus wie ein mit Tarnfarbe bemalter Panzer – unauffällig, aber bedrohlich. »Ich mach mich lieber schon mal auf den Weg. Schlimm, was mit Sylvie passiert ist. Sie war wirklich süß, die Kleine.«
    Es herrschte offenbar Einigkeit darüber, dass Sylvie es nicht verdient hatte, zu sterben, und schon gar nicht auf diese Art und Weise. Aber Beziehungen zur Mafia nahmen oft ein böses Ende – ich kannte sämtliche Folgen von »Der Pate« in- und auswendig. Richtig munter wurde ich, als Nicholas Black standesgemäß in einer schwarzen Stretchlimousine vorgefahren kam. Ach ja, so ein Leben in Saus und Braus hatte schon was. Ich richtete meinen Feldstecher auf ihn, als er aus dem Fond des Wagens stieg. »Was ist mit Nicholas Black? Pflegt er irgendwelche Beziehungen zum Montenegro-Clan?«
    Thierry schüttelte den Kopf. »Er kommt nicht

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