Der stille Schrei der Toten
Mädchen packten. Sie waren im Begriff auszuziehen, und Blage schlug gegen die Tür und rief: »Lasst mich hier nicht allein zurück, lasst mich bitte nicht allein. Nehmt mich bitte mit. Ich bin nicht böse. Ich habe meiner Mutter nichts getan.«
Die Köchin kam zur Tür gerannt und sagte durch das Glas hindurch: »Geh sofort nach Hause und lass uns in Ruhe, oder ich rufe die Polizei.« Sie ließ das Sonnenrollo herunter und antwortete nicht mehr, egal wie lange Blage klopfte und flehte.
Schließlich trottete Blage nach Hause, ging in den Kühlraum und berichtete seinen toten Freunden, was vorgefallen war. Sie sagten: »Sie sind keine wahren Freunde wie wir. Ihnen liegt nichts an dir. Die Lügner haben dir nur was vorgegaukelt. Sie haben Gefallen daran, dir wie dein Vater wehzutun. Sie sind genauso böse wie er.«
Blage spürte das Feuer in seinem Bauch noch heißer brennen, als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, zur Remise zurückzugehen und sich an der Köchin und dem kleinen Mädchen zu rächen und sie mit dem Abziehleder grün und blau zu schlagen. Die Flammen in seinem Inneren wurden heißer und heißer, bis er wusste, er würde am kommenden Tag zurückgehen müssen und sie schlagen. Am darauffolgenden Tage jedoch, als Blage mit dem Abziehleder den Abhang hinunterging, waren die Köchin und das kleine Mädchen verschwunden und die Eingangstür stand offen. Also lockte er Mr Twitchy Tail mit Eicheln auf die Veranda, wie es das kleine Mädchen immer gemacht hatte. Dann packte Blage das Eichhörnchen am Schwanz und drehte ihm den Hals um und schlug es mehrmals und immer wieder auf die Eingangsstufen, bis das Feuer in ihm erlöschte. Daraufhin fühlte er sich wesentlich besser und ging nach Hause.
Als Blage der Mutter von dem zahmen Eichhörnchen erzählte, sagte sie: »Es hat den Tod verdient, weil es mit dieser schrecklichen Frau und dem kleinen Mädchen befreundet war, die dir so viel Leid zugefügt haben. Außerdem ist es gar nicht so schlecht, tot zu sein. Ich fühle mich wohl hier in dem Kühlraum umgeben von meinen Freunden. Es ist gut, tot zu sein. Vielleicht kannst du ja Mr Twitchy Tail auch herunterbringen, damit er mit uns spielen kann.«
Später an diesem Abend, nachdem das Kind aus dem Schlafzimmer des Vaters zurückgekehrt war, kam das kleine Eichhörnchen tatsächlich zu Besuch und kuschelte sich in die Arme des Kindes ganz so wie früher auf der Eingangsveranda des Hauses der Köchin.
Das Kind war zehn Jahre alt.
15
Es stellte sich heraus, dass der Sheriff der Region Lafourche genau wusste, wo Marc Savoy gelebt hatte. Sein Name war Roy Lebonne, und er erschien mit einem Gerichtsmediziner namens Billy Preston. Beide kannten Black vom Namen her. Sie unterhielten sich mit ihm auf Cajun, was mich etwas nervös machte.
Ich hielt mich abseits und sah zu, wie sie sich an die Arbeit machten, aber ich wäre fast gestorben dabei, nicht hineinzugehen und sicherzustellen, dass sie keine Spuren zerstörten. Ich bin pingelig, was das betrifft, ich weiß. Zu mir waren sie einigermaßen freundlich. In ihrer von Cajun-Elementen durchsetzten Sprache versicherten sie mir, dass es allgemein bekannt war, dass Marc Savoy Sylvie Border geradezu abgöttisch geliebt und sie seit Highschool-Tagen wie ein liebeskranker chien verfolgt hatte, was wohl soviel bedeutete wie Hund. Sie fügten noch hinzu, dass er Gerüchten zufolge einmal von Freunden ihres Vaters aus dem Montenegro-Verbrecherclan besucht worden und in seinem eigenen Haus bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen worden war.
Danach habe er sich angeblich nur mehr hier draußen aufgehalten, wo er seinem Idol ungestört und in Frieden huldigen konnte. Ich fragte mich abermals, ob die Montenegros nicht eiskalt beschlossen hatten, Savoy sei schuldig, um dann dem armen Kerl einen zweiten Besuch mit dieses Mal tödlicher Konsequenz abzustatten.
Aber da ich außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs war, hörte ich nur zu und nickte und behielt meine Expertenmeinung für mich. Black drückte sich eine Weile herum, und als ich ihm sagte, ich würde lieber mit dem Sheriff in die Stadt zurückfahren und einen regulären Flug nach Hause nehmen, anstatt in seinem Privatjet mitzufliegen, geriet er ganz außer sich und sagte: »Gut, machen Sie, was Sie wollen, ich will auf alle Fälle zu Aldus Herbert zurück und dort die Nacht verbringen. Sollten Sie Ihre Meinung ändern und doch mit mir zurückfliegen wollen, wissen Sie ja, wo Sie mich finden.« Darauf entfernte
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