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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Garnison geschlagen wird, dann ist das sehr schlecht für unser Prestige.« Er fuhr mit der Hand über die Karte. »Diese Me nschen leben von ihren Krummschwertern. Stärke ist das einzige, was sie zusammenhält, ihr einziger Gott. Wir brauchen Djafou nur vorübergehend als Stützpunkt, bis wir wieder voll im Mittelmeer präsent sind. Wenn es soweit ist, wird Djafou wieder vergessen sein, ein elendes, unfruchtbares Loch wie vorher. Aber nicht für die, die dort leben müssen. Für die ist Djafou ihre Vergangenheit und ihre Zukunft. Alles was sie haben.«
    Dann lächelte er und ging zur Tür. »Wir sehen uns morgen. Jetzt habe ich zu arbeiten.«
    Bolitho wandte sich ab. Seltsam, unter welch verschiedenen Gesichtspunkten diese beiden Männer Djafou betrachteten, Broughton und Draffen. Für den Admiral war es einfach ein Hindernis. Ein Störfaktor in seiner alles beherrschenden strategischen Planung. Für Draffen schien es etwas ganz anderes zu sein: ein Teil seines Lebens vielleicht. Oder ein Teil seiner selbst.
    »Alle Kommandanten sind zu ihren Schiffen unterwegs, Sir«, me ldete Keverne. Falls er Angst hatte, merkte man es ihm jedenfalls nicht an. Eines Tages vielleicht würde er in einer Position sein, in der er sich Sorgen machen mußte wie Broughton. Aber jetzt hatte er seinen Dienst zu tun und sonst nichts. Vielleicht lebte er so besser.
    »Danke, Mr. Keverne. Ich komme gleich an Deck. Aber jetzt lassen Sie Mr. Tothill dem Geschwader signalisieren, daß es die befohlenen Positionen einnehmen soll.« Er hielt inne. Von diesen ständigen Ve rzögerungen und Unsicherheiten hatte er reichlich genug. »Wir greifen morgen an, wenn der Wind sich hält.« Keverne zeigte grinsend die Zähne. »Also hat das Warten Gott sei Dank ein Ende, Sir.«
    Bolitho sah ihm nach, wie er hinausging, und trat dann wieder ans Fenster. Aye, ein Ende, dachte er. Und wenn wir Glück haben, ist es ein neuer Anfang.

Das Kastell
    »Wachen Sie auf, Captain!«
    Bolitho öffnete die Augen. Er mußte an seinem Schreibtisch eingeschlafen sein. Da stand Allday und sah auf ihn hinunter; die einzige Deckenlaterne warf einen gelblichen Schein auf sein Gesicht. Beide Kerzen auf dem Schreibtisch waren ausgebrannt, seine Kehle war trocken und rauchig. Allday stellte einen Zinnbecher auf den Tisch und goß schwarzen Kaffee hinein.
    »Die Sonne wird bald aufgehen, Captain.«
    »Danke.«
    Bolitho nippte an dem glühendheißen Kaffee und wartete, bis sein Hirn die letzten Fesseln des Schlafes abgeschüttelt hatte. In der Nacht war er mehrmals an Deck gewesen, um noch vor Tagesanbruch die letzten Einzelheiten zu überprüfen, den Wind zu studieren, Kurs und Geschwindigkeit des Geschwaders abzuschätzen. Beim nochmaligen Durcharbeiten von Draffens Notizen war er in tiefen Schlaf gesunken, aber der Schlummer in der stickigen Kajüte hatte ihn keineswegs erfrischt.
    Ärgerlich über sich selbst stand er auf. Alles hing vom Ausgang dieses Tages ab. Nichts war dadurch gewonnen, daß er in dieser frühen Phase schon Vermutungen anstellte.
    »Rasch noch rasieren, Allday!« Er goß den Kaffee hinunter. »Und noch etwas Kaffee!«
    Aus der Kajüte unter ihm hörte er ein Geräusch: Broughtons Steward war im Begriff, seinen Herrn zu wecken. Ob der wohl geschlafen hatte? Oder hatte er wach in seiner Koje gelegen und sich über den bevorstehenden Kampf und seine möglichen Konsequenzen den Kopf zerbrochen?
    »Wind kommt stetig aus Nordwest, Captain.« Geschäftig legte Al lday Rasiermesser und Handtuch zurecht, Bolitho warf sein Hemd auf die Sitzbank und ließ sich dann wieder in den Sessel fallen.
    »Mr. Keverne hat schon vor einer Stunde ›Alle Mann‹ pfeifen lassen.«
    Bolitho entspannte sich etwas, während das Rasiermesser über sein Kinn schabte. Die Bootsmannspfeifen hatten die mehreren hundert Mann Besatzung an Deck geholt, und er hatte keinen Ton davon gehört. Während er im Erschöpfungsschlaf über dem Tisch lag, hatten sie gegessen und dann trotz der Dunkelheit angefangen, die Decks zu klarieren. Denn ganz gleich, was kam, es hatte keinen Sinn, ihnen Zeit zum Nachdenken zu lassen. Wenn der Kampf begann, mußte ihr Schiff in Ordnung sein. Das Schiff bestimmte ja nicht nur ihr Leben, es war auch ihre Heimat, ihr Zuhause. Alles war ihnen bekannt und gewohnt: die Segel, das Klatschen des Wassers gegen den Schiffsrumpf, die Gesichter an der Back beim Essen, die gleichen Gesichter, die bald durch offene Stückpforten spähen würden.
    Während Allday ihn, rasch

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