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Der Stolz der Flotte

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Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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unter sich hatte, meldete es mit gedämpfter Stimme. »Sie hat die Bramsegel gesetzt.«
    Bolitho ging die Deckschräge zur Luvseite hinan und starrte über die Hängemattsnetze. Der Vierundsiebziger, das letzte Schiff der Re ihe, bot ein schönes Bild, wie es stürmisch hinter den langsameren Schiffen aufkam; die Mars- und Bramsegel schimmerten wie polierte Muscheln, während der Rumpf sich noch im Schatten verbarg. Bald schon würde ein Ausguck die Fregatte weit draußen auf See sichten können, und dann auch die kleine
Restless
,

die sich näher an die Küste heranschlich, und endlich auch das letzte Schiff, das die Finsternis freigab: ihre Prise, die
Navarra
,

sollte auf Signaldistanz bleiben, aber nicht näher kommen. Es konnte nichts schaden, wenn die Verteidiger von Djafou dachten, daß Broughton mindestens noch ein weiteres Kriegsschiff zur Verfügung hätte. Bolitho hatte sogar vorgeschlagen, daß der Steuermannsmaat, der zur Ablösung Meheux’ hinübergeschickt worden war, irgendwelche beliebigen Signale hissen sollte, damit der Eindruck entstünde, hinter der Kimm befänden sich noch mehr Schiffe.
    Es hing so viel von der ersten Attacke ab. Der Widerstandswille der Spanier würde rascher erlahmen, wenn sie nach einem ersten Angriff, der bereits erheblichen Schaden verursacht hatte, noch mit einem größeren Schiffsverband rechnen mußten.
    Bolitho zwang sich dazu, langsam an der Luvseite auf und ab zugehen. Der Admiral blieb regungslos am Fuß des Großmastes stehen.
    Kampanje und Netze wirkten seltsam nackt ohne die gewohnten scharlachroten Reihen der Seesoldaten, die immer ein gewisses Gefühl der Sicherheit gaben. Aber davon abgesehen, war sein Schiff kampfbereit. Auf dem Oberdeck, neben den beiden Reihen der Geschütze, warteten bereits die halbnackten Bedienungen auf den Feuerbefehl. Die Männer hatten bunte Tücher um die Ohren gebunden, damit ihr Trommelfell durch das Krachen der Kanonen nicht beschädigt wurde. Oben in den Masten waren, wie er durch die Schutznetze sehen konnte, die Drehbassen geladen; weitere Matrosen, die zur Zeit nichts zu tun hatten, warteten an den Brassen und Fallen auf Kommandos vom Achterdeck.
    Partridge schneuzte sich heftig in ein grünes Taschentuch und erstarrte unter dem wütenden Blick des Admirals. Aber Broughton sagte nichts; der weißhaarige Master steckte das anstoßerregende Tuch in die Manteltasche und grinste Tothill verlegen zu.
    Bolitho hatte die Hand auf dem Degengriff. Das Schiff war lebendig, ein vitales, vielschichtiges Kriegsinstrument. Er dachte an den Kampf auf der
Navarra
,

den harten Kontrast zwischen dieser geschulten, geordneten Welt und der primitiven Mann-gegen-MannVerteidigung dort drüben. An die Spanier, deren anfängliche Angst sich in blutrünstige Wildheit verwandelt hatte; an die halbnackten Frauen, die schweißglänzend von ihrer schweren Arbeit an den Pumpen ausruhten. An Meheux’ Fluchen, als er auf dem Blut des spanischen Kapitäns ausrutschte, und an Ashtons helle Knabenstimme, die sich über den Kampfeslärm erhob, als er die Geschützbedienungen in seinem unbeholfenen Spanisch anfeuerte, schneller zu laden.
    Und an den kleinen Pareja. Der sich solche Mühe gegeben hatte. Der, vielleicht zum erstenmal in seinem Leben, das Gefühl hatte, wirklich gebraucht zu werden. Auch an seine Witwe dachte er. Was würde sie wohl jetzt tun? War sie noch böse auf ihn, weil sie seinetwegen den Mann verloren hatte? Oder auf die Umstände, durch die sie überhaupt nach Spanien gekommen war? Schwer zu sagen. So eine seltsame Frau war ihm noch nie begegnet: sie trug die Kleidung, den Schmuck einer vornehmen Dame mit der kühnen, feurigen Arroganz einer Frau, die ein weit lustigeres Leben gewohnt war, als Pareja ihr geboten hatte.
    Tothills Stimme riß ihn aus seinen Gedanken. »Die
Tanai
s

gibt ein Signal der
Zeu
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an uns weiter, Sir!« Er kritzelte etwas auf seine Schiefertafel. »›Feind in Sicht‹, Sir.«
    »Verdammte Schweinerei!« fluchte Broughton halblaut.
    Die Segel der
Tanai
s

hatten Rattrays Signal vor dem Flaggschiff verdeckt; und so war durch die Weitergabe von Schiff zu Schiff eine Verzögerung entstanden. Bolitho runzelte die Stirn. Auch aus diesem Grund wäre es besser gewesen, wenn die
Euryalu
s

die Führung übernommen hätte. Er konnte sich vorstellen, wie Rattray einem Midshipman vom Schlage Tothills seinen Befehl gegeben hatte. Er würde sich seiner Position als erstes Schiff sehr bewußt sein und darauf dringen, daß

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