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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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still blieb. Er hatte diese Operation bis ins einzelne rekognosziert und geplant. Aber weil die Werfer nicht rechtzeitig eintrafen, was letzten Endes auf den Verlust der
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zurückzuführen war, mußte er jetzt mitansehen, wie sich alles in Zweifel und Ungewißheit auflöste.
    Bolitho fuhr fort: »Die Bucht ist ungefähr drei Meilen breit und zwei Meilen tief. Die Stadt ist klein und wird kaum verteidigt. Hier kommt also nur ein Landeunternehmen, gleichzeitig von Ost und West, in Frage. Die Hälfte der Marine-Infanteristen des Geschwaders wird hier, dicht unter der Landzunge, landen. Der Rest wi rd
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an Land gesetzt und marschiert landeinwärts.« Er tippte mit der Zirkelspitze auf die Karte und sah, daß Falcon sich auf die Unterlippe biß; zweifellos dachte er an die Schwierigkeiten, welche beide Infanterieabteilungen zu überwinden hatten. Der ganze Küstenstrich war, um es milde auszudrücken, wild und unfreundlich. Ein paar Steilküsten vor mächtigen Bergen, mit Felsklippen bestanden und von tiefen Rissen durchzogen, so daß sie ausgezeichnete Möglickeiten für Hinterhalte boten. Es war nicht zu verwundern, daß sich das Fort so lange Zeit hatte halten können und nur durch das Bündnis mit einem dortigen Scheich in die Hände der Spanier gekommen war. Dieser Scheich war inzwischen gestorben, und sein Stamm lebte zerstreut in den wilden Bergen, die manchmal von See aus sichtbar waren. Doch war Djafou erst in Händen der Franzosen, so würde es bei deren militärischen Fähigkeiten und technischen Ambitionen eine wesentlich größere Bedrohung sein: ein Zufluchtsort für ihre Schiffe, die von dort aus gegen jedes britisches Geschwader zum Angriff vorstoßen konnten.
    Er durfte sich seine Verzweiflung nicht anmerken lassen. Warum war das, was man am nötigsten brauchte, nie zur rechten Zeit und in genügender Menge da? Mit zwanzig Linienschiffen und ein paar Transportern voll erfahrener Soldaten und bespannter Artillerie hätten sie in ein paar Tagen das erreichen können, was die Franzosen schon seit vielen Monaten geplant haben mußten.
    Wahrscheinlich wußte Witrand die Lösung des Rätsels. Das war auch etwas, worüber Bolitho sich gewundert hatte: als er den Franzosen Draffen gegenüber erwähnte, hatte dieser nur achselzuckend gesagt: »Aus dem kriegen Sie nichts heraus. Seine Anwesenheit hier bedeutet für uns eine Warnung, aber viel mehr auch nicht.«
    Er sah durch das Heckfenster. Schon bekamen die Wellen kleine weiße Mähnen, und als zusätzliche Warnung stand der Verklicker der
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steif im Wind.
    »Das ist für den Augenblick alles, Gentlemen. Leutnant Calvert gibt Ihnen die schriftlichen Befehle. Wir segeln unverzüglich nach Djafou. Morgen früh sind wir vor der Bucht.«
    Broughton stand auf und musterte sie gelassen. »Sie kennen jetzt meine Absichten, Gentlemen. Sie kennen auch meine Methoden. Ich erwarte, daß alle Signale bis ins kleinste befolgt werden. Das Geschwader greift von Osten nach Westen an und zieht den größtmöglichen Vorteil daraus, daß der Feind die Sonne im Gesicht hat. Beschuß von See her, kombiniert mit einem Zangenangriff zu Lande – das müßte reichen.« Er hielt einen Moment inne und fuhr dann kühl fort: »Wenn nicht, greifen wir immer wieder an, so lange, bis wir Erfolg haben. Das war’s, Gentlemen.« Er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort aus der Kajüte.
    Während die anderen Kommandanten sich gebührend verabschiedeten und zu ihren Booten eilten, stand Draffen stirnrunzelnd über die Karte gebeugt.
    Die Tür schloß sich hinter dem letzten Kommandanten, und Draffen sagte langsam: »Ich hoffe zu Gott, daß der Wind abflaut. Dann würde Sir Lucius diesen Angriff unterlassen.«
    Bolitho starrte ihn an. »Ich dachte, Ihnen liegt am allermeisten daran, daß Djafou eingenommen wird, Sir?«
    Draffen verzog das Gesicht. »Die Lage hat sich jetzt geändert. Wir brauchen Verbündete, Bolitho. Im Kriege darf man hinsichtlich seiner Bettgenossen nicht zu wählerisch sein.«
    Die Tür ging auf – Keverne stand im Rahmen und sah Bolitho an.
    Vielleicht wartete er auf neue Befehle, oder er hatte wieder eine Liste von Dingen, die das Schiff und das Geschwader brauchten.
    Zögernd fragte Bolitho: »Und gibt es solche Verbündete?«
    Draffen kreuzte die Arme vor der Brust und hielt seinem Blick stand. »Dessen bin ich sicher. Aber die haben nur vor Stärke Respekt. Wenn sie sehen, daß dieses Geschwader bei seinem ersten Gefecht mit der spanischen

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