Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
durchweicht und zerrissen, den Uniformrock trug er leger über dem Arm.
    »Sie haben Ihre Aufgabe sehr gut gelöst.« Bolitho sah ein neuartiges Licht in den Augen des Leut nants aufblitzen: etwas wie gebändigte Wildheit oder das aus einer gefährlichen Tat geborene Selbstvertrauen. Er hatte mehr Angst davor gehabt, seine Angst zu zeigen, als Angst vor der eigentlichen Gefahr; und nun, da er noch lebte, würde er Anerkennung und mehr erwarten.
    »Danke, Sir«, antwortete Sawle und versuchte gar nicht erst, diese neue Arroganz zu verbergen, die sein Erfolg in ihm ausgelöst hatte.
    »Es war leicht.«
    Das kommt dir nur so vor, weil es jetzt vorbei ist, mein Freund, dachte Bolitho. Laut sagte er: »Melden Sie sich bei Mr. Bickford; er gibt Ihnen weitere Instruktionen.«
    Allday sah Sawle nach und murmelte fast unhörbar: »Rindvieh!« Ohne ihn anzusehen, befahl Bolitho: »Gehen Sie hinaus und kümmern Sie sich um Mr. Lucey.« Dann sank er in den Sessel des Kommandeurs. Ihm war, als trügen ihn seine Beine nicht mehr. »Sehen Sie auch zu, ob Sie was zu trinken finden. Ich bin ganz ausgedörrt.«
    Als er allein war, starrte er in dem düsteren Raum umher. Eines Tages vielleicht, nach einer schwerer Krankheit oder weil er zum Krüppel geschossen war, würden sie auch ihn auf so einen Außenposten abschieben. Wo er großartig Gouverneur hieß, würde er den Rest seiner Tage hinbringen und versuchen, seine Verbitterung, seine Sehnsucht nach einem Schiff aus der Heimat vor seinen Untergebenen zu verbergen.
    Er merkte, daß ihm die Augen zufielen. Und ohne daß er ihn gehört hatte, war Giffard hereingekommen. »Meine Männer haben Mr. Calvert gefunden, Sir«, berichtete er, und ihm schien nicht wohl dabei zu sein. »Er hatte s ich verirrt und war angeblich ganz durcheinander.«
    »Und seine Leute?«
    »Keine Spur von den drei Matrosen, Sir. Den Midshipman trug er auf dem Rücken, doch der war schon tot.« Müde zuckte er die Schultern.
    »Wer war das?«
    »Mr. Lelean, Sir.«
    Bolitho rieb sich die Augen, um die ziehende Müdigkeit und Erschöpfung loszuwerden. Lelean? Welcher war das?
    Dann fiel es ihm ein: Keverne beugt sich über das Geländer, um seine Befehle an die Batteriedecks weiterzugeben. Drei eifrige Midshipmen und eins der nach oben gerichteten Gesichter voller Pickel: Lelean. Fünfzehn Jahre war er geworden.
    »Sagen Sie Mr. Calvert, er soll sich bei mir melden. Ich will ihn allein sprechen.« Er sah Giffard bedeutsam in das rote Gesicht.
    Allday erschien mit einem großen Glaskrug, der bis zum Rand mit dunkelrotem Wein gefüllt war. Er war sehr herb, aber im Moment schmeckte er besser als der beste Bordeaux des Admirals.
    »Mr. Calvert ist hier, Captain«, sagte Allday.
    »Holen Sie ihn rein und warten Sie draußen.« Allday ging; das paßte ihm keineswegs, wie Bolitho an seinem steifen Rücken sah.
    Calvert schwankte vor Erschöpfung, und als er vor Bolitho stand und ihn teilnahmslos anstarrte, sah er aus, als wolle er jeden Moment umfallen.
    »Sachte, Mr. Calvert. Trinken Sie einen Schluck Wein. Das wird Sie erfrischen.«
    Calvert schüttelte den Kopf. »Ich möchte lieber berichten, Sir.« Er schauderte. »Ich kann an nichts anderes denken.«
    Mit seltsam flacher Stimme, nur gelegentlich von tiefem Schaudern unterbrochen, erzählte er seine Geschichte.
    Von dem Moment an, als das Boot ihn abgesetzt hatte, war alles schiefgegangen. Die drei Matrosen hatten absichtlich jeden seiner Befehle mißverstanden; wahrscheinlich wollten sie einmal selbst die Unfähigkeit des Leutnants ausprobieren, über die im ganzen Schiff geredet wurde.
    Midshipman Lelean hatte versucht, Disziplin zu halten, aber als er sah, daß Calvert nicht imstande war, mit drei gewöhnlichen Matrosen fertig zu werden, hatte er den Mut verloren.
    Sie waren landeinwärts marschiert, hatten des öfteren Pause gemacht, weil sich immer der eine oder der andere Matrose über wunde Füße oder dergleichen beklagte. Calvert hatte sich mit der ungenauen Karte herumgeplagt und versucht abzuschätzen, wie weit sie noch von dem vorgeschobenen Posten der Marine -Infanterie entfernt waren.
    »Dann habe ich mich verirrt«, sagte er leise. »Lelean versuchte, mir zu helfen, aber er war ja nur ein Junge. Als ich nicht wußte, wo wir waren, machte er mir Vorwürfe und sagte, ich
müßt
e

es doch wissen.« Er machte eine vage Handbewegung. »Dann kam der Überfall. Lelean wurde von einer Musketenkugel getroffen, zwei Matrosen waren gleich tot. Der dritte lief

Weitere Kostenlose Bücher