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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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seiner Abteilung zwischen den niedrigen Gebäuden bei den Ausläufern der Bucht rekognoszierte. Giffard hatte bereits gemeldet, daß das Do rf – denn viel mehr war es nicht – völlig verlassen sei. Die Fischerboote, die sie bei der ersten Attacke gesichtet hatten, waren nur noch Wracks und seit Monaten nicht mehr benutzt. Überbleibsel aus der Vergangenheit, wie dieses ganze Geisterdorf.
    Die einzige gute Beute war jene kleine Brigg, die
Turquoise
.

Sie war ein Handelsschiff, nur mit ein paar unmodernen Vierpfündern und Drehbassen bewaffnet, aber sonst neu ausgerüstet, ein sehr nützlicher Zuwachs auf der Flottenliste. Sie würde ein hübsches Kommando für einen jüngeren Offizier abgeben. Bolitho war entschlossen, dafür zu sorgen, daß Keverne sie bekam – das war nur gerecht.
    Er schwenkte das Glas etwas und beobachtete, wie die
Navarra
dichter an die Küste verholt wurde. Der Steuermannsmaat, der als Prisenkommandant fungierte, hatte so schnell er konnte Segel gesetzt, sobald er die britische Flagge über dem Kastell wehen sah. Die provisorischen Reparaturen hielten nicht mehr, und er hatte gerade noch Djafou erreichen können, bevor die Pumpen es nicht mehr schafften und das Schiff in Gefahr kam zu sinken.
    Bolitho war froh, daß Keverne gerade diesen Steuermannsmaaten ausgesucht hatte. Ein nicht so intelligenter Maat hätte vielleicht seine letzte Order, nämlich sich von Land fernzuhalten, wortwörtlich ausgeführt, weil er Unannehmlichkeiten mit seinen Vorgesetzten fürchtete.
    Dann wäre die Prise tatsächlich verlorengegangen, denn eine halbe Stunde, nachdem sie eingelaufen war, schlief der Wind völlig ein, und von der Landzunge bis zur dunkleren Kimm war die See wie eine tiefblaue Glasplatte. Zahlreiche Boote hatten an der gefährlich schiefliegenden
Navarr
a

festgemacht, geschäftig waren Matrosen von den anderen Schiffen dabei, die Ladung zu übernehmen, die schweren Spieren, die Kanonen, das Ankergeschirr abzufieren, um den Rumpf vor dem Aufsetzen möglichst zu entlasten.
    Die Mannschaft der kleinen Brigg, die sich ohne Widerstand ergeben hatte, sowie Besatzung und Passagiere der
Navarr
a

stellten ein weiteres Problem dar. Sie wurden bereits am Strand in Reihen aufgestellt; die bunten Kleider der Frauen hoben sich lustig vom silbriggrauen Sand und den dunstigen Bergen jenseits des Dorfes ab. Sie alle mußten verpflegt und untergebracht, auch vor marodierenden Berbern geschützt werden, die sich immer noch in der Nähe herumtrieben. Das war nicht so einfach. Für Broughton bedeuteten sie nur eine lästige Komplikation.
    Das Geschwader war jetzt vermutlich dicht unter der Kimm, und Bolitho konnte sich vorstellen, daß sich der Admiral, der ja immer noch nicht wußte, ob die Aktion Erfolg gehabt hatte, bis zur Weißglut über die Flaute ärgerte. Aber sie hatte auch ihr Gutes. Denn wenn Broughton nicht nach Djafou konnte, dann konnte es der Feind auch nicht.
    Metallisches Klirren und Kreischen an der unteren Brustwehr: Fittock, der Stückmeister, beaufsichtigte das Umsetzen einer der auf Eisenlafetten montierten Kanonen, damit die an dieser Stelle beschädigte Mauer provisorisch ausgebessert werden konnte. Die Kanonen hatten bereits bewiesen, daß sie die Einfahrt auch gegen schwere Kriegs schiffe verteidigen konnten. Und wenn die so unschuldig aussehende
Hekl
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in der Mitte der Bucht verankert wurde, dann war selbst ein massiver Infanterieangriff längs der Küste ein erhebliches Risiko.
    Er setzte das Glas ab und zerrte an seinem Hemd, das ihm bereits wie ein heißes Handtuch am Leibe klebte. Je mehr er darüber nachgrübelte, was er in Djafou vorgefunden hatte, um so mehr war er davon überzeugt, daß der Ort als Basis unbrauchbar war. Gedankenverloren verschränkte er die Hände auf dem Rücken und begann, langsam auf den heißen Steinen auf- und abzugehen; und wenn seine Füße eine Strecke zurückgelegt hatten, die seiner gewohnten Strecke auf dem Achterdeck der
Euryalu
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entsprach, dann drehte er automatisch um.
    Wenn die letzte Entscheidung bei ihm gelegen hätte – hätte er dann anders gehandelt als Broughton? Und würde er jetzt mit einer Mißerfolgsmeldung nach Gibraltar zurückkehren oder weiter nach Osten segeln, ohne den Oberkommandierenden zu fragen, auf die vage Hoffnung hin, eine passende Bucht oder einen passenden Meeresarm zu entdecken? Die Degenscheide schlug ihm bei jedem Schritt an den Schenkel, und seine Gedanken wanderten zu dem gräßlichen Manngegen-Mann-Kampf

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