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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Delegierten der Deckswache ihre Instruktionen zugeflüstert hatten. Das Schiff schien unter Kontrolle zu sein; es gab keine Anzeichen von Streit oder Trunkenheit, wie es auch zu erwarten gewesen wäre. Zwei Geschütze waren ausgerannt, vermutlich mit gehacktem Blei geladen, für den Fall, daß ein mißtrauisches Patrouillenboot zu dicht herankam. Auf dem Achterdeck befand sich ein Deckoffizier als Befehlshaber der Wache, aber es waren weder Offiziere noch Marine -Infanteristen zu sehen. Der Mann, der Tom hieß, sagte scharf: »Wir gehen nach achtern, und Sie können den Käpt’n sprechen.« Was er dazu für ein Gesicht machte, konnte Bolitho nicht sehen. »Aber keine Tricks!« Bolitho ging nach achtern und duckte sich unter die Kampanjepforte. Obwohl er nacheinander zwei Linienschiffe kommandiert hatte, konnte er sich nicht an ihre beträchtliche Stehhöhe gewöhnen. Vielleicht hatte er sich in all dieser Zeit nach dem Schwung und der Unabhängigkeit eines Fregattenkapitäns gesehnt.
    Zwei bewaffnete Matrosen sahen ihn kommen und nahmen nach kurzem Zögern Haltung an. Den Hauptdelegierten schien das zu amüsieren. »So ist’s richtig, Jungs – Respekt, Respekt, wie sich’s gehört – wie?« grinste er.
    Damit riß er die Tür auf und ließ Bolitho den Vortritt. Die Kajüte, in der drei Laternen brannten, war ziemlich hell, aber die Läden vor den Heckfenstern waren geschlossen, und die Luft war stickig und feucht. Ein Matrose mit einer Muskete lehnte am Schott, und auf der Bank saß der Kommandant der
Auriga.
    Er war ziemlich jung, etwa sechsundzwanzig, schätzte Bolitho; die einzelne Epaulette auf der rechten Schulter zeigte, daß er noch nicht drei Kapitänsjahre hinter sich hatte. Seine Gesichtszüge waren scharf und feingeschnitten, aber die Augen saßen sehr nahe beieinander, so daß die Nase unproportioniert wirkte. Er starrte Bolitho sekundenlang an und sprang dann auf.
    »Das ist Kapitän Bolitho«, sagte der Delegierte rasch und wartete dann, bis sich der Kommandant beruhigt hatte. »Er ist allein. Hat keine Armee Bullen mit, um Sie hier rauszuhauen, fürchte ich.«
    Bolitho nahm den Hut ab und legte ihn auf den Tisch. »Sie sind Captain Brice? Dann muß ich Ihnen gleich sagen, daß ich ohne jede andere Autorität als meine eigene hier bin.«
    Wie ein Schock ging es über Brices Züge, aber dann fiel das Visier, und er wirkte wieder ruhig. Ruhig, aber wachsam wie ein wildes Tier.
    »Meine Offiziere sind unter Bewachung«, erwiderte er, »und die Marine-Infanterie war noch nicht an Bord. Sie sollte direkt von Plymouth kommen.« Er schoß einen wütenden Blick auf den Delegierten ab. »Sonst würde
Mis
t
e
r

Gates hier ein anderes Lied singen, verdammt seien seine Augen!«
    Ruhig erwiderte der Delegierte: »Lassen Sie das gefälligst,
Sir
.
    Wenn ich wollte, könnte ich Sie auf der Stelle an den Grätings tanzen lassen. Aber dazu ist ja immer noch Zeit.«
    »Ich möchte Captain Brice allein sprechen«, unterbrach Bolitho.
    Er wartete auf Widerspruch, aber der Delegierte sagte kühl: »Wie Sie wollen. Es nützt ja doch nichts, und das wissen Sie auch.« Lässig pfeifend verließ er zusammen mit dem bewaffneten Matrosen die Kajüte und schlug die Tür hinter sich zu.
    Brice wollte sprechen, aber Bolitho sagte rasch: »Wir haben wenig Zeit, ich will mich also so kurz wie möglich fassen. Das ist eine ernste Sache, und wenn das Schiff tatsächlich dem Feind übergeben wird, kann kein Mensch sagen, was es für Konsequenzen hat. Ich könnte kaum etwas dagegen tun und habe diesen Männern auch nur sehr wenig anzubieten, was sie zum Nachgeben veranlassen könnte.«
    Brice starrte ihn an. »Aber, Sir, Sie sind doch der Flaggkapitän? Sie brauchen doch nur Ihre Macht zu demonstrieren, nur einmal richtig anzugreifen, und dieser Abschaum der Flotte würde bald die Lust zum Meutern verlieren.«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Das neue Geschwader ist noch nicht aufgestellt. Alle Schiffe sind irgendwo anders, zu weit weg jedenfalls, um hier von Nutzen zu sein. Mein eigenes liegt in Falmouth. Es kann Ihnen genausowenig helfen, als läge es auf dem Mond.« Sein Ton wurde härter. »Ich habe einiges von dem gehört, worüber sich Ihre Mannschaft beklagt, und kann wenig oder gar kein Mitgefühl für Ihre selbstverschuldete persönliche Situation aufbringen.«
    Hätte er Brice ins Gesicht geschlagen, wäre die Wirkung nicht stärker gewesen. Der Kommandant sprang auf, seine dünnen Lippen zitterten vor Wut. »Das ist eine

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