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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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diskutieren.«
    »Aye«, brummte einer der Matrosen. »Was is’n dabei, wenn der Käpt’n an Bord kommt? Wir können ihn ja als Geisel mitnehmen, wenn er uns reinlegt.«
    Zustimmendes Gemurmel – sekundenlang wußte der Anführer nichts einzuwenden, das sah Bolitho recht gut.
    Er riskierte daher den nächsten Zug. »Wenn ihr andererseits nicht die Absicht hattet, Gerechtigkeit zu suchen, sondern lediglich einen Vorwand wolltet, um mit dem Schiff zum Feind überzulaufen –«, er ließ das Wort einen Moment in der Luft hängen –, »für diesen Fall muß ich euch allerdings darauf hinweisen, daß ich bereits gewisse Anordnungen getroffen habe, um euch zuvorzukommen.«
    »Er blufft!« Aber die Stimme des Mannes klang nicht mehr so sicher. »Hier ist meilenweit kein Schiff!«
    »Bei Sonnenaufgang kommt wieder Nebel auf.« Bolitho steckte die Hände unter die Tischplatte, weil er wußte, daß sie vor Erregung oder Schlimmerem zitterten. »Erst im Laufe des Vormittags könnt ihr Segel setzen. Ich kenne die Bucht genau – sie ist zu gefährlich.« Seine Stimme wurde härter. »Ganz besonders ohne eure Offiziere!«
    Der Deckoffizier murmelte: »Da hat er recht, Tom.« Er streckte den Kopf vor. »Warum sollen wir ‘s nicht so machen, wie er sagt? Anhören kann doch nicht schaden.«
    Nachdenklich betrachtete Bolitho den Anführer. Tom war also sein Name. Immerhin ein Anfang.
    »Hol der Satan eure Augen, allesamt!« schrie dieser, kirschrot vor Jähzorn. »Delegierte wollt ihr sein? Ein Haufen alter Weiber seid ihr!«
    Aber seine Wut verflog so rasch, wie sie gekommen war, und Bolitho mußte wieder an Keverne denken. »Also gut, einverstanden«, sagte der Mann grob und deutete auf den alten Unteroffizier. »Du bleibst hier mit einem Mann als Ausguck.« Und mit einem feindseligen Blick auf Allday: »Diesen Lakaien da kannst du als Geisel hierbehalten. Wenn wir ein entsprechendes Signal geben, legst du ihn um. Wenn uns irgendeiner angreift, schießen wir sie alle beide tot und hängen sie neben unseren ehemaligen Herrn und Gebieter – recht so?«
    Der Deckoffizier zuckte zusammen, nickte aber.
    Mit einem Blick in Alldays finsteres Gesicht sagte Bolitho: »Sie wollten Ruhe und ein Bier. Jetzt haben Sie beides.« Dann legte er ihm kurz die Hand auf die Schulter und konnte dabei den Zorn und die Gespanntheit des Mannes beinahe fühlen. »Es wird schon klargehen.«
    Er versuchte, seinen Worten etwas mehr Gewicht zu geben. »Wir kämpfen ja schließlich nicht gegen den Landesfeind.«
    »Das werden wir sehen.« Der Mann namens Tom machte eine spöttische Verbeugung und öffnete die Tür. »Jetzt gehen Sie vor und verhalten sich anständig. Es macht mir gar nichts aus, wenn ich Sie auf der Stelle niederhauen muß!«
    Ohne zu antworten, schritt Bolitho in die Dunkelheit hinaus. Sie hatten die ganze Nacht vor sich, aber bis zum Morgengrauen mußte noch viel getan werden, wenn es Hoffnung auf Erfolg geben sollte. Während er eilig den steilen Pfad hinunterstieg, dachte er wieder an das Strafbuch. Es war eigentlich überraschend, daß sich Männer, die solche Unmenschlichkeiten erduldet hatten, noch die Mühe machten, Gerechtigkeit zu suchen, und das durch Mittel, von denen sie kaum etwas verstanden. Noch überraschender war, daß die Meuterei nicht schon vor Monaten ausgebrochen war. Diese Erkenntnis machte ihm Mut, obwohl er wußte, daß sie nur eine unsichere Grundlage darstellte.

Flaggengruß
    »Boot ahoi!« Der Anruf schien aus dem Nirgendwo zu kommen. Ein Mann am Bug legte die Hände an den Mund und sang aus: »Die Delegierten!« Bolitho versteifte sich in der Ducht, als die vor Anker liegende Fregatte plötzlich aus der Dunkelheit herauswuchs, die leeren Rahen und die langsam kreisenden Masten sich schwarz gegen den Sternenschimmer abzeichneten. Während die Jolle längsseit ging, unterschied er die sorgfältig aufgeriggten Enternetze über dem Laufgang und eine Anzahl dunkler Gestalten, die sich um die Fallreepspforte drängten. Er fühlte sein Herz rasen und fragte sich, ob die wartenden Meuterer wohl ebenso gespannt waren wie er.
    Eine Hand rüttelte ihn an der Schulter. »Hinauf mit Ihnen!«
    Als er sich durch die Pforte schwang, wurde eine Laterne aufgeblendet; der gelbe Lichtstrahl spielte um seine Epauletten, und die Männer drängten sich neugierig heran.
    »Also ist er gekommen«, sagte einer.
    Dann Taylors Stimme, scharf und befehlend: »Macht Platz, Männer! Wir haben zu tun.«
    Wortlos wartete Bolitho ab, bis die

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