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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Gemeinheit, was Sie da sagen! Ich habe das Schiff nach bestem Können geführt, meine lange Prisenliste ist der Beweis dafür! Aber ich war mit dem Abschaum der Gosse geschlagen, und mit Offizieren, die entweder zu jung oder zu träge waren, um den Ausbildungsstandard durchzusetzen, den ich von meinen Leuten erwarte.«
    Bolitho verzog keine Miene. »Mit Ausnahme Ihres Ersten, nehme ich an?«
    Und ehe Brice antworten konnte, fuhr er ihn an: »Und setzen Sie sich gefälligst! Wenn Sie mit mir reden, dann reden Sie höflich, verstanden?« Er hatte tatsächlich gebrüllt, und das überraschte ihn. Dergleichen muß ansteckend sein, dachte er. Aber sein Ausbruch schien gewirkt zu haben.
    Brice sank wieder auf die Bank und sagte dumpf: »Mein Erster Offizier ist ein guter Soldat. Ein harter Mann, aber das…«
    Bolitho beendete den Satz für ihn. »Aber gerade das erwarten Sie von ihm – eh?«
    Jenseits des Schotts hörte man streitende Stimmen, doch es wurde gleich wieder still.
    »Ihr Verhalten«, fuhr Bolitho fort, »könnte Sie vor ein Kriegsgericht bringen, wenn wir im Hafen wären.«
    Das saß – Brices Finger preßten sich plötzlich nervös zusammen.
    »Nach der Spithead-Affäre«, fuhr Bolitho fort, »hätten Sie doch zumindest etwas auf die Bedürfnisse Ihrer Mannschaft eingehen müssen. Herrgott im Himmel, Mann, sie verdienen doch wenigstens gerechte Behandlung!«
    Brice sah ihn böse an. »Die haben nur gekriegt, was sie verdienten.« Bolitho mußte an Taylors Worte denken:
Ei
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unglückselige
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Schiff.
    Leicht konnte er sich vorstellen, was für eine Hölle dieser Mann daraus gemacht hatte. »Dann kann ich Ihnen nicht helfen«, sagte er.
    In Brices Augen glomm Bosheit auf. »Jetzt läßt man Sie bestimmt nicht mehr vom Schiff.«
    »Mag sein.« Bolitho stand auf und schritt zur anderen Wand. »Aber bei Morgengrauen wird hier Nebel aufkommen. Wenn er sich hebt, wird dieses Schiff etwas anderes vor sich sehen als leere Worte und Drohungen. Kein Zweifel, daß Ihre Leute kämpfen werden, aber dann wird es zu spät sein. Zu spät für Kompromisse.«
    »Ich hoffe nur, ich sehe sie alle krepieren«, sagte Brice.
    »Das bezweifle ich, Captain. Aus dem Jenseits vielleicht. Sie und ich werden so hoch baumeln, daß wir tot die allerbeste Aussicht genießen.«
    »Das wagen sie nicht!« Aber Brices Stimme klang nicht mehr so sicher.
    »Nein?« Bolitho beugte sich vor, bis ihre Gesichter nur noch zwei Fuß voneinander entfernt waren. »Sie haben sie sinnlos gequält, Sie haben sich nicht wie ein Offizier des Königs, sondern wie ein irrsinniger Unhold benommen.« Er faßte zu, riß Brice die Epaulette von der Schulter und warf sie auf den Tisch. Sein Gesicht war starr vor Zorn.
    »Wie können Sie sich unterstehen, davon zu reden, was Ihre Leute nach solcher Behandlung tun oder nicht tun können? Wenn Sie Offizier auf meinem Schiff wären, hätte ich Ihnen schon längst das Rückgrat gebrochen, ehe Sie Schimpf und Schande über das Kommando bringen konnten, das man Ihnen anvertraut hat!« Er trat zurück; wild schlug ihm das Herz gegen die Rippen. »Machen Sie sich da nichts vor, Captain Brice: wenn Ihr Schiff hier herauskommt und zum Feind überläuft, wären Sie sowieso besser tot. Sonst wird die Schande Sie schwerer drücken als jedes höllische Joch, das können Sie mir glauben!«
    Brices Augen fuhren wild in der Kajüte herum und kamen dann auf der abgerissenen Epaulette zur Ruhe. Er war niedergeschmettert, vollkommen betäubt von Bolithos Vorwürfen.
    Etwas ruhiger fuhr Bolitho fort: »Sie können das menschliche Freiheitsbedürfnis nicht erschlagen, begreifen Sie das nicht? Freiheit ist schwer zu gewinnen und noch schwerer zu bewahren; aber diese Männer, so unwissend sie auch sein mögen, verstehen alle sehr genau, was Freiheit bedeutet.« Er hatte keine Ahnung, ob seine Worte irgendwelche Wirkung erzielten. Die Stimmen an Deck waren wieder lauter geworden, und seine Hoffnungslosigkeit wuchs. Er sprach we iter: »Jeder Matrose weiß: Sobald er im Dienste des Königs steht, hängt es allein von seinem Kommandanten ab, wie gut oder wie schlecht es ihm geht. Aber Sie können nicht erwarten, daß die Männer ihr Bestes im Kampf geben, wenn sie ohne Sinn und Verstand geschunden werden.«
    Brice sah auf seine Hände hinunter. Sie zitterten heftig. »Sie haben gemeutert«, sagte er dumpf. »Gegen mich, gegen meine Autorität.«
    »Mit Ihrer Autorität ist es sowieso vorbei«, erwiderte Bolitho ernst.
    »Ihretwegen habe

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