Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
fragte Keverne. Die Frage schien ihm bedeutungsschwer.
    Jemand sang aus: »Signal von der
Va
lorous
,

Sir: ›Gefangener bei Strafvollzug verstorben‹.«
    Mit einem langen Blick auf Keverne sagte Bolitho: »Jetzt.«
    Damit drehte er sich kurz um und schritt nach achtern in seine Kajüte.

Ein schlechter Anfang
    Pünktlich um zwei Glasen der Vormittagswache kam Vizeadmiral Sir Lucius Broughton auf das Achterdeck der
Euryalus
,

ließ sich von einem Midshipman ein Teleskop reichen und musterte, eins nach dem anderen, jedes Schiff seines Geschwaders.
    Bolithos Auge schweifte rasch über das Deck, wo Geschützbedienungen exerzierten, die Mr. Meheux, der Zweite Offizier mit dem runden Gesicht, jetzt, da der Admiral an Deck war, besonders scharf herannahm.
    Es war drei Tage her, daß sie in Falmouth Segel gesetzt hatten, drei lange und langsame Tage, in denen sie nur etwa vierhundert Meilen geschafft hatten. Bolitho faßte die Achterdecksreling fester; er stand schräg geneigt auf dem stark krängenden Deck, denn die
Euryalus
segelte wie die anderen Schiffe schwer und langsam auf Backbordbug; die riesigen Rahen waren rundgebraßt, und die Marssegel hatten in der kräftigen Brise eisenharte Bäuche.
    Nicht daß schlechtes Segelwetter gewesen wäre; ganz im Gegenteil. Am Rande der Biskaja zum Beispiel hatte Steuermann Partridge gesagt, er habe sie selten so zahm erlebt. Doch jetzt, unter dem auffrischenden Nordwest, sah man bis zur Kimm nichts als kabbelige, weißköpfige Wellen – anscheinend war die beste Zeit vorbei. Bald würde man reffen müssen.
    Sobald sie klar von Land gewesen waren, hatte Broughton die Schiffe voll aussegeln lassen, damit ihre guten und schlechten Eigenschaften, die Stärken und Schwächen seines neuen Geschwaders deutlich wurden.
    Wieder blickte Bolitho rasch und verstohlen zum Admiral hin und fragte sich, was er jetzt nach dieser Musterung wieder auszusetzen oder anzuordnen haben würde.
    Auf jedem Flaggschiff war sich der Kommandant ständig der Anwesenheit seines Admirals bewußt, mußte jede seiner Stimmungen oder Launen hinnehmen und daraus seinen eigenen Plan für einen geordneten Dienstbetrieb entwickeln. Und doch wunderte sich Bolitho ständig aufs neue darüber, daß er Broughton so gut wie gar nicht kannte. Sein Alltag schien, mit sehr geringen Abweichungen, nach der Uhr zu verlaufen: Frühstück um acht, Mittagessen um halb drei, Abendbrot um neun. Punkt neun Uhr kam er jeden Morgen an Deck und tat, was er jetzt tat. Allenfalls fiel eine gewisse Starre an ihm auf, und das nicht nur in seinen persönlichen Gewohnheiten. Zum Beispiel hatte er gleich am ersten Tag seine Kampftaktik im Verband durchexerziert. Ganz ungebräuchlicherweise fuhr er die
Euryalu
s

an dritter Stelle der Gefechtslinie, mit nur einem einzigen Vierundsiebziger, der
Valorous
,

hinter sich.
    Während die Schiffe im achterlich anlaufenden Seegang mühsam seinen kurzen Befehlen nachkamen und Kurs zu halten versuchten, hatte Broughton gesagt: »Man muß die Kapitäne ebenso studieren wie die Schiffe, die sie kommandieren.«
    Bolitho hatte sofort verstanden, was er meinte, und fand es im Grunde richtig.
    Unter Umständen war es sinnlos, das kampfstärkste Schiff, besonders wenn es die Admiralsflagge führte, gleich als erstes in die feindliche Gefechtslinie zu segeln. Es konnte manövrierunfähig werden und gerade dann nutzlos sein, wenn es am nötigsten gebraucht wurde. Besser war es, wenn der Admiral mehr Zeit gewann und Informationen über die Absichten des Feindes sammeln konnte.
    Auch ohne Glas konnte Bolitho die vordersten Schiffe gut beobachten. Sie hielten die Stationen, die Broughton gleich anfangs befohlen hatte. An der Spitze der Gefechtslinie, von den schwellenden Marssegeln und der Fock des zweiten Schiffes fast verdeckt, fuhr der Zwe idecker
Zeus
.

Das war ein älterer Vierundsiebziger, ein Veteran des ›Glorreichen Ersten Juni‹, der Seeschlacht von St. Vincent und mehrerer kleinerer Aktionen. Kapitän Robert Rattray kommandierte sie seit drei Jahren und war wegen seiner ebenso aggressiven wie hartnäckigen Gefechtsführung bekannt, ein bulldoggenhafter Charakterzug, der sich deutlich auf seinem breiten, verwitterten Gesicht abzeichnete. Genau der richtige Kommandant, um, wenn man die Stärke des Feindes prüfen wollte, die erste krachende Breitseite hinzunehmen. Ein ausgekochter Berufsseemann, der jedoch außer sturer Pflichterfüllung und brennender Kampfgier nicht sehr viel im Kopfe

Weitere Kostenlose Bücher