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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wollen.«
    Brice hatte sich steif aufgerichtet. »Auf meinem Schiff wird es keinen Aufruhr mehr geben, Sir!«
    Bolitho hatte sich ein Lächeln abgerungen. »Ich rede nicht von Ihrer Mannschaft. Wenn Sie noch einmal das in Sie gesetzte Vertrauen mißbrauchen, sorge ich persönlich dafür, daß Sie vor ein Kriegsgericht kommen, und daß dann
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bestraft werden – Sie, der andere so gern bestraft!«
    Jetzt trat Bolitho an die Netze und blickte hinab in die Wellen, die an der hohen Bordwand aufliefen. Das Geschwader stand etwa hundert Meilen nordwestlich von Kap Ortegal, der äußersten Ecke Spaniens. Wenn Schiffe hätten denken können – hätte sich dann die
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an dieses Kap erinnert? Hier hatte sie unter französischer Flagge gegen seine alte
Hyperio
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gekämpft. Hier hatten sich ihre Decks scharlachrot gefärbt, hatte die Schlacht gnadenlos getobt bis zum grimmigen Ende. Aber den Schiffen selbst war es vielleicht ganz gleichgültig. Männer starben, schrieen nach ihren halbvergessenen Frauen und Kindern, nach ihren Müttern oder nach ihren Kameraden in der Hölle. Andere vegetierten als Krüppel an Land, vergessen von der See und von den Gesunden, die ihnen aus dem Wege gingen, statt ihnen zu helfen. Aber die Schiffe segelten weiter und machten sich nichts aus den Dummköpfen, die ihre Mannschaft bildeten.
    »Sir! Signal von der
Zeu
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!«. Der Midshipman vom Dienst erwachte plötzlich zum Leben wie ein galvanisierter Frosch. Er sprang in die Wanten und hob das mächtige Teleskop ans Auge.
»Zeu
s

an Flaggschiff: ›Unbekanntes Segel auf Nordwestkurs.‹« Schwitzend vor Aufregung sah er zu Bolitho hinab.
    Der nickte. »Ausgezeichnet, Mr. Tothill. Das ging ja fix.« Er blickte sich um – da kam Keverne schon herbeigeeilt. Wahrscheinlich bede utete das Signal gar nichts; aber nach all dem Exerzieren und der lähmenden Ungewißheit war ihm jeder Wechsel willkommen, denn er fegte seine trüben Gedanken hinweg wie Spinnweben.
    »Sir?« fragte Keverne und starrte Bolitho erwartungsvoll an.
    »Exerzieren abbrechen und Bramsegel setzen!« Er blickte nach oben, und die frische Brise jagte ihm das Wasser in die Augen. »Die Bramstagsegel auch, wenn der Wind nicht noch mehr auffrischt.«
    Keverne eilte hinweg, und da erschien Broughton auf dem Achterdeck. Sein Gesicht war steinern.
    »Segel auf Gegenkurs voraus, Sir«, meldete Bolitho. Er sah die Erregung in den Augen des Admirals aufblitzen. Es mußte ihn schwer ankommen, äußerlich so ruhig zu bleiben.
    Broughton schob die Lippen vor. »Signalisieren Sie der
Auriga
,
sie soll sich dazwischenschieben.«
    »Aye, Sir.«
    Bolitho winkte dem Signal-Midshipman und konnte dabei Broughtons Ungeduld fast physisch in seinem Rücken spüren. Erst gestern hatte er die andere Fregatte, die
Coquette
,

mit Höchstgeschwindigkeit nach Gibraltar vorausgeschickt, um nachzufragen, ob sich an den Plänen für sein Geschwader etwas geändert hatte. Die
Aurig
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stand weit draußen in Luv, und die kleine Korvette
Restles
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jagte vor dem Winde herum und spürte nach französischen und spanischen Fischerbooten, um vielleicht von diesen Informationen zu erhalten. Die Reserven des Admirals waren also ziemlich beschränkt.
    »Die
Auriga

hat bestätigt, Sir«, meldete der Midshipman.
    Bolitho konnte sich lebhaft vorstellen, was an Deck der Fregatte vorging, nachdem das Signal abgelesen worden war, vermutlich von einem Midshipman wie Tothill, auf schwankendem Sitz hoch über der See. Und auch was Brice jetzt dachte, konnte er sich gut vorstellen: diese Chance, seine Position beim Admiral und im ganzen Geschwader zu verbessern, durfte er auf keinen Fall verpassen. Und mochte der Himmel jedem armen Teufel helfen, der bei einer solchen Gelegenheit unangenehm auffiel!
    Bolitho nahm das große Teleskop und kletterte in die Luvwanten.
    Neben dem Midshipman stehend, richtete er es auf die Kimm. Die Fregatte sprang ins Blickfeld, ihre Marssegel füllten sich bereits, sie ging über Stag und flog auf das fremde Schiff zu. Er konnte sich vorstellen, wie das Sprühwasser über ihren Bug zischte, die Blöcke und Fallen knirschten, mehr und mehr Leinwand an den Rahen auswehte, um den Wind zu fangen und noch mehr Fahrt zu machen.
    Bei solchen Gelegenheiten konnte man leicht vergessen, daß es Menschen wie Brice gab, dachte Bolitho flüchtig. Wie sie dort am Winde lag, bis an die Lee-Stückpforten im Gischt, war die
Aurig
a
ein wunderschönes Schiff, etwas Lebendiges, Vitales. Er wandte sich

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