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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dem französischen Enterkommando zusammendrängten. Als ob ein Enterkommando überhaupt nötig gewesen wäre, dachte er bitter. Eben noch hatten sie so gut gekämpft, und im nächsten Moment hatte sich die ganze Besatzung ergeben, war zum Feind übergelaufen. Er steckte das Glas wieder in die Halterung, denn vor Wut und Verzweiflung zitterten ihm die Hände so sehr, daß er es beinahe fallen gelassen hätte.
    Wieder sah er die Delegierten vor sich, damals in dem kleinen Wirtshaus in der Bucht von Veryan. Diesen Kerl namens Gates. Und John Taylor, gekreuzigt, von der Peitsche zerfetzt, weil er versucht hatte zu helfen.
    Leise und gepreßt sagte Partridge: »Keine Chance, daß wir sie jetzt noch einholen. Vor der Morgendämmerung sind sie in Vigo.«
    Mit schlaffen Schultern wandte er sich ab. »Daß man so etwas mitansehen muß!«
    Broughton starrte immer noch zu den beiden Fregatten hinüber, die bereits Fahrt aufgenommen hatten und mehr Segel setzten. »Sie können der
Restless

signalisieren, daß sie in Luv auf Station gehen soll.« Es klang ganz unbeteiligt, als spräche ein Fremder. »Dann geben Sie Signal an alle: Ursprünglichen Kurs wieder aufnehmen!« Jetzt erst sah er Bolitho an. »Da haben Sie Ihre Loyalität!« Sein Ton war wie ein Peitschenhieb.
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Sie haben mir einmal gesagt, man muß über den Kommandanten ebenso Bescheid wissen wie über sein Schiff. Das glaube ich auch, Sir.« Er wandte den Blick zu der fernen
Auriga
.

Unter der fremden Flagge wirkte sie kleiner. »Ebenso wie ich glaube, daß wir noch mehr solche Dinge erleben werden, wenn Männer wie Brice weiterhin unsere Schiffe kommandieren dürfen.«
    Broughton wich einen Schritt zurück, als hätte Bolitho etwas schrecklich Unanständiges gesagt. »Kapitän Brice ist vielleicht im Kampfe gefallen«, erwiderte er dann und schritt nach achtern. »Um seinetwillen hoffe ich, daß es so ist.« Damit verschwand er im Schatten unter der Kampanje.
    »Nun«, sagte Leutnant Meheux sehr laut, »wir jedenfalls konnten es nicht verhindern. Aber wenn meine Batterie so weit tragen würde, dann wollte ich sie immer noch Mores lehren.«
    Mehrere Offiziere, die im Moment nichts zu tun hatten, mischten sich in die Diskussion; Allday, der für alle Fälle unter der Kampanje gestanden hatte, betrachtete sie wütend. Er sah, wie Bolitho, den Kopf in tiefem Nachdenken gesenkt, auf und ab schritt. Die anderen alle taten, als wollten sie ihn trösten, ihn und sich selber; aber in Wirklichkeit wollten sie nur die Bestätigung, daß sie nichts dafür konnten, und hatten im übrigen keinen Schimmer davon, wie dem Kommandanten zumute war.
    Aber Allday wußte es. Er hatte den Schmerz in diesen grauen Augen beim ersten Anblick der verhaßten Trikolore gesehen, die Kapitän Bolitho an jenes andere Gefecht erinnerte, als er ebenfalls ein britisches Schiff unter Feindesflagge bekämpfen mußte, noch dazu eins, das sein Bruder kommandierte.
    Der Kommandant fühlte die Schande der
Auriga
,

als sei es seine e igene; und die einzige Sorge dieser hohlköpfigen jungen Hunde war, ob
ihne
n

jemand einen Vorwurf daraus machen konnte.
    Fast ohne es zu wissen, ging Allday auf Bolitho zu. Der blieb stehen; zornig blitzten seine Augen, weil er gestört wurde.
    »Was ist?« Es klang eiskalt, doch Allday ließ sich nicht abschrecken.
    »Ich hab mir das gerade überlegt, Captain.« Er hielt inne, um den richtigen Moment zum Weitersprechen abzupassen. »Die
Frog
s

haben eben eine britische Fregatte bekommen, aber kampflos.«
    »Na und?« Es klang gefährlich ruhig.
    Allday grinste. »Ich sehe das so.« Er grinste noch breiter. »Dieser Dreidecker hier, zum Beispiel. Um den haben wir mit ein paar wütenden
Frogs

kämpfen müssen – und
wir

haben ihn genommen.«
    Bolitho starrte ihn an. »Das ist ein verdammt blöder Vergleich! Wenn Ihnen nichts Besseres einfällt, dann gehen Sie mir gefälligst aus den Augen!« Er sprach so laut, daß sich mehrere Köpfe nach ihm umdrehten.
    Langsam schlich sich Allday davon. Vielleicht hilft es etwas, dachte er, kann aber auch sein, ich hab mir diesmal den falschen Moment ausgesucht.
    Aber da hörte er Bolithos Stimme und blieb stehen.
    »Weil Sie gerade davon reden, Allday –«, Bolitho senkte die Lider, als Allday sich zu ihm umwandte –, »es war wirklich eine feine Prise. Und ist es immer noch. Danke, daß Sie mich daran erinnert haben. Ich hätte nicht vergessen dürfen, was britische Seeleute leisten können.« Allday

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