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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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warf einen Blick zu den still gewordenen Offizieren hinüber und ging mit leisem Lächeln wieder auf seinen Platz an der Kampanjeleiter.
    Bolitho brach das allgemeine Schweigen. »Schön, Mr. Keverne, Sie können die untere Batterie auf Stationen pfeifen lassen. Jetzt sind ja die Stückpforten nicht mehr unter Wasser, da können Sie weiterexerzieren.«
    Er verstummte und sah zu den Netzen hinüber, so daß Keverne näher kommen mußte, um zu verstehen, was Bolitho etwa noch zu sagen hatte. Aber dann war er nicht sicher, ob er zuhören sollte.
    »Wir treffen uns wieder, altes Mädchen«, sagte Bolitho halblaut und beinahe heiter hinter der
Aurig
a

her, »und dann sieht die Sache bestimmt anders aus.«
    Achtzehn Tage, nachdem es hatte zusehen müssen, wie die
Aurig
a

vor dem Feind die Flagge strich, ging Broughtons Geschwader in Gibraltar vor Anker. Auf Grund des Zeitverlustes, der am Anfang der Reise durch Broughtons Gefechtsübungen entstanden war, kam sie noch später im Schatten des großen Felsens an, als Bolitho vorausberechnet hatte. Sie wurden von ständig wechselnden Winden behindert. Einmal, etwa neunzig Meilen westlich von Lissabon, mußten sie einen Sturm von solcher Stärke abreiten, daß die
Zeus

sechs Mann verlor. Und dann, gleich am nächsten Tag, trieben alle Schiffe mit schlaffen Segeln unbewegt in einer totalen Flaute; die Sonne brannte so stark, daß selbst der Routinedienst fast unerträglich wurde.
    Nun ruhte sich das Geschwader aus; Sonnensegel waren aufgeriggt, zwischen Schiffen und Land krochen die Boote geschäftig wie Wasserkäfer hin und her.
    Eine Stunde nach dem Ankerwerfen trat Bolitho in seine Kajüte. Dort waren bereits alle Kommandanten versammelt, denn er hatte eine Dienstbesprechung angesetzt.
    Nach der langen Reise sahen sie müde und angestrengt aus; und gleich nach der Ankunft hatte sich allerlei ereignet, so daß keiner von ihnen viel Zeit zum Ausruhen gehabt hatte.
    Natürlich war es Rattray von der
Zeus
,

der davon anfing.
    »Wer ist dieser Kerl, der beim Admiral ist? Kennt ihn jemand?«
    Kapitän Fourneaux von der
Valorou
s

nahm sich ein Glas von dem Wein, den der Kajütsteward herumreichte, und beäugte es kritisch.
    »Sieht nicht nach einem Diplomaten aus, wenn Sie mich fragen.« Er wandte sein hochmütiges Gesicht Bolitho zu. »Aber im Krieg laufen einem ja seltsame ›Ratgeber‹ über den Weg, wie?«
    Lächelnd nickte Bolitho den anderen zu und trat an die offenen Heckfenster. Drüben auf der anderen Seite der Bucht lag unter einem zitternden Hitzeschleier Algeciras, wo sicher schon zahlreiche Teleskope auf das britische Geschwader gerichtet waren und Kuriere in den Sattel stiegen, um den Garnisonen im Landesinnern die Nachricht zu überbringen.
    Der Mann, der an Bord des Flaggschiffes gekommen war und dessen plötzliches Auftauchen so viele Spekulationen auslöste, war sicherlich ein ungewöhnlicher Mann. Er war in der Gig des Gouverneurs eingetroffen und hatte schon beinahe die Fallreepspforte passiert, ehe die Ehrenformation zu seinem Empfang angetreten war.
    »Lassen Sie diesen Quatsch, wir haben keine Zeit zu verlieren«, blaffte der in eine gutgeschnittene, teure Uniform gekleidete Mann.
    Sein Name lautete Sir Hugo Draffen, und trotz seiner Eleganz und seines Titels sah er aus wie jemand, der körperliche Anstrengung gewohnt war, keineswegs wie ein Müßiggänger: kräftig, untersetzt, mit tiefgebräuntem Gesicht, winzige Fältchen um die Augen, schien er in Sonnenbrand und rauhen Winden eher zu Hause zu sein als in dem milden Klima von Londons Whitehall. Broughton, der den Rest der Reise vorwiegend in seinem Logis verbracht hatte, war eilig herausgerufen worden und hatte sich dem Gast gegenüber merkwürdig still, fast unterwürfig benommen. Nach Bolithos Ansicht hatte es mit Draffen weit mehr auf sich, als es zur Zeit schien.
    Kapitän Gifford von der Fregatte
Coquette
,

der dem Geschwader vorausgeschickt worden war, um die neuesten Informationen einzuholen, berichtete düster: »Er kam zu mir an Bord, gleich als ich Anker geworfen hatte.« Gifford war ein langer, beinahe ungeschickt wirkender jüngerer Mann, und sein hageres Gesicht verzerrte sich bei der Erinnerung an diese Begegnung. »Ich sagte ihm, ich müsse wohl gleich wieder los und mit dem Geschwader Verbindung aufnehmen, aber er meinte, das könne ich mir sparen.« Er schüttelte sich. »Und als ich ihn fragte, wieso, da sagte er doch tatsächlich, ich solle mich um meine eigenen verdammten

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