Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
aber nicht näher aus, wie er das meinte.
    »Was Ihren Bruder betrifft«, wechselte er das Thema, »ich traf mit ihm zusammen, als er dieses Kaperschiff führte. Sie selbst haben ja sein Schiff schließlich vernichtet, wie ich hörte.« Sein Blick verlor etwas an Schärfe. »Ich habe in letzter Zeit eine ganze Menge über Sie gehört, und gerade dieser Streich machte mich neidisch. Ich hoffe, auch ich könnte so etwas fertigbringen, wenn Not am Mann ist.« Und wieder schlug seine Stimmung um. »Ich kann natürlich nicht alles glauben, was ich über Sie gehört habe. So gut kann keiner sein.« Er grinste, weil Bolitho ihn verblüfft ansah, und deutete über seine Schulter. »Was mir zum Beispiel der Kommandant der
Hekl
a

da über Sie erzählt hat – also so was habe ich noch nie gehört!«
    Bolitho fuhr herum, starr vor Überraschung. Der Mann, auf dessen langem Gesicht sich erst Verwirrung, dann Entzücken malte, war Francis Inch – kein kleiner Leutnant mehr, sondern ein Mann mit der einzelnen Epaulette auf der linken Schulter: Commander Inch, damals bei dem letzten blutigen Gefecht gegen Lequillers Schiffe in der Biskaja Erster Offizier der
Hyperion.
    Inch kam heran und machte eine ungeschickte Verbeugung. »Ich bin’s, Sir – Inch!«
    Bolitho nahm Inchs Hand in seine beiden; dabei merkte er erst, wie sehr er ihn vermißt hatte, und was für ein Stück Ve rgangenheit er ihm bedeutete.
    »Ich habe Ihnen ja versprochen, ich würde dafür sorgen, daß Sie ein selbständiges Kommando kriegen.« Doch ansonsten wußte er nicht, was er sagen sollte – da war der über das ganze Gesicht grinsende Draffen, und Inch starrte ihn auf seine altbekannte diensteifrige Art an, die ihn manchmal so nervös gemacht hatte.
    »Ich konnte entweder ein Bombenschiff kriegen«, strahlte Inch, »oder ich hätte wieder Erster auf einem Vierundsiebziger werden können, Sir. Aber nach der alten
Hyperio
n

hatte ich dazu keine Lust mehr…« Dabei sah er auf einmal ganz traurig aus; doch dann brach sein Grinsen wieder durch. »Jetzt habe ich das hier –«, stolz flog sein Blick über das kleine Schiff –, »und das!« Damit tippte er auf seine Epaulette.
    »Und eine Frau haben Sie jetzt auch?« Von sich aus hätte Inch das wohl nie erwähnt, weil er Bolitho nicht an dessen Verlust erinnern wollte.
    »Aye, Sir«, nickte Inch. »Von einem Teil des Prisengeldes, das Sie uns verschafft haben, konnte ich ein bescheidenes Haus in Weymouth kaufen. Ich hoffe, Sie werden uns mal die Ehre geben…« Jetzt wurde er wieder wie früher, unsicher, zerfahren. »Aber Sie werden wohl zu viel zu tun haben, Sir…«
    Bolitho faßte seinen Arm. »Es wird mir eine Freude sein, Inch. Schön, Sie wiederzusehen.«
    »Also hat ein Seeoffizier doch warmes Blut im Leib«, bemerkte Draffen trocken.
    Verlegen trat Inch von einem Fuß auf den anderen. »Ich schreibe gleich nachher an Hannah. Sie wird sich sehr freuen, daß wir uns getroffen haben.«
    Nachdenklich sah Bolitho Draffen an. »Das haben Sie sich als Überraschung aufgehoben, Sir.«
    »Die Flotte hat ihre Methoden, und ich habe meine«, erwiderte dieser mit einem nachdenklichen Blick auf den hochragenden Gibraltarfelsen. Dann wandte er sich Inch zu. »Und jetzt, Commander, wenn Sie uns allein lassen wollten – ich habe mit Captain Bolitho etwas zu besprechen.«
    »Essen Sie heute mit mir, Inch«, sagte Bolitho, »auf dem Flaggschiff.« Auch er grinste jetzt, um die Bewegung zu verbergen, die ihn bei Inchs plötzlichem Auftauchen überkommen hatte. »Vielleicht geht’s dann schneller mit Ihrer nächsten Beförderung.«
    Er sah noch, wie Inch sich freute, als er eilig zu seinem Leutnant hinüberging – wahrscheinlich würde er diesem zum soundsovielten Mal alte Geschichten zur Erbauung erzählen.
    »Mit dem war vermutlich als Offizier nicht viel los, bis Sie ihn in die Finger bekamen«, bemerkte Draffen.
    »Er hat sich schwergetan«, erwiderte Bolitho; »aber ich habe nie einen Mann getroffen, der so loyal war und in mancher Hinsicht so viel Glück hatte. Wenn wir Feindberührung bekommen, Sir, dann rate ich Ihnen, halten Sie sich dicht bei Inch. Der hat den Trick raus, am Leben zu bleiben, wenn alle um ihn fallen und das Schiff in Stücke geht.«
    Draffen nickte ernsthaft. »Ich will daran denken.« Dann fuhr er munterer fort: »Wenn alles klargeht, setzt Ihr Geschwader morgen abend Segel. Die Werfer stoßen später zu Ihnen. Die Einzelheiten kann Ihnen der Admiral ausführlicher erklären als ich.«

Weitere Kostenlose Bücher