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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mußte.
    Es war immer dasselbe: Fregatten gab es nie genug; und jetzt, da ihnen die
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fehlte, mußten sie bei weiträumigen Operationen noch sparsamer disponieren.
    »Signal vorbereitet, Sir«, rief Tothill.
    »Recht so.« Bolitho nickte Keverne zu. »Machen Sie weiter. Ich muß den Admiral informieren.«
    In der großen Kajüte saßen Broughton und Draffen einander gege nüber an dem langen Tisch. Keiner von ihnen sprach; Bolitho konnte das Schweigen zwischen ihnen geradezu spüren.
    »Nun?« Broughton lehnte sich zurück und tippte lässig an sein unberührtes Glas Rotwein.
    »Klar zur Kursänderung, Sir Lucius.« Draffen beobachtete ihn genau, seine Augen glänzten im Licht der Deckenlampe und dem rötlichen Schein, der durch die Fenster einfiel.
    »Recht so.« Broughton zog seine Uhr. »Irgendwelche Anzeichen, daß wir verfolgt werden?«
    »Keine, Sir.«
    »Dann machen Sie bitte weiter«, knurrte Broughton. »Ich komme vielleicht später an Deck.«
    Draffen stand auf und stützte sich auf die Tischplatte, denn die
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sank soeben in ein Wellental. »Ich würde mich Ihnen gern anschließen, Captain«, sagte er und nickte Broughton gleichmütig zu.
    »Schiffsführung interessiert mich immer wieder, wissen Sie.«
    »Äh – Moment mal«, fuhr Broughton auf. Aber als Bolitho sich zu ihm umwandte, schüttelte er abweisend den Kopf. »Nichts. Gehen Sie an Ihren Dienst.«
    Auf dem Achterdeck bemerkte Draffen gelassen: »Mit dem Admiral das Quartier zu teilen, ist auch nicht die bequemste Art zu reisen.«
    Bolitho lächelte. »Sie können gern meine Kajüte beziehen. Ich verbringe mehr Zeit im Kartenraum als in meiner Koje.«
    Draffen schüttelte den Kopf. Seine Augen überflogen die einzelnen Divisionen, die bereits an ihren Stationen auf den nächsten Befehl vom Achterdeck warteten. »Sir Lucius und ich kommen jeder von einem anderen Pol, Bolitho. Aber es wäre ganz gut, wenn wir die gesellschaftlichen Unterschiede wenigstens einige Zeit beiseite lassen könnten.«
    Bolitho vergaß Draffen und die Spannungen in der Admiralskajüte. Er wandte sich Keverne zu. »Vorbereitetes Signal hissen!« befahl er. Und als die Flaggen zur Rahe hinaufflogen und sich ungeduldig im Winde entfalteten, rief er: »Klar zur Kursänderung, Mr. Partridge!«
    »Die
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hat bestätigt, Sir.«
    In der Tat drehte das Führungsschiff bereits majestätisch auf den neuen Kurs; Marssegel und Besan killten sekundenlang, kamen aber rasch wieder unter Kontrolle. Die
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folgte ihrem Beispiel; der gewölbte Rumpf glänzte in dem schwindenden Licht, als sie rasch auf die neue Ruder- und Segelstellung reagierte.
    Keverne hob die Sprechtrompete. Er preßte seinen schlanken Körper gegen die Reling, als wollte er das mächtige Schiff herumdrücken.
    »An die Brassen!« Er deutete in den purpurnen Schatten am Fuß des Großmastes. »Mr. Collins, schreiben Sie den Mann da auf! Der stolpert ja ‘rum wie ‘ne Hure auf der Hochzeit!«
    Unbekannte Stimmen murmelten aus der Düsternis, Partridges we ißes Haar schimmerte gelb im Schein der Lampe, als er sich über den Kompaß beugte.
    »Hol an! Zugleich!«
    Die Männer lehnten sich zurück und holten die mächtigen Rahen herum; taktmäßig stampften die Marine -Infanteristen am Kreuzmast. Das Schiff krängte stärker, die Segel zitterten und brausten unter dem Wechsel des Winddrucks.
    Bolitho lehnte sich über die Reling und suchte mit den Augen sein Schiff ab; seine Ohren nahmen das vielfältige Knarren und Stöhnen der Wanten und Stagen auf – das tat er ganz automatisch, aber es entging ihm nichts.
    »Gehen Sie auf den neuen Kurs, Mr. Partridge!« Er sah zum Mast hoch, wo Broughtons Flagge und der Windstander sich langsam drehten, bis sie über den Backbordbug wiesen.
    »Ost zu Süd liegt an, Sir!« Partridge trat auf die andere Seite der Bussole, als Bolitho nach achtern kam und sich über die herumschwingende Windrose beugte.
    »Recht so.« Er spürte, wie das Schiff reagierte, sah die mächtigen dunklen Rechtecke der Segel im Wind wieder steif werden, als die
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nun gehorsam auf neuem Kurs lief.
    Es wurde jetzt rasch dunkel. In diesen Breiten war das immer so. In der einen Minute ein scheinbar nicht endenwollendes glühendes Abendrot, und dann auf einmal alles schwarz, bis auf das sahnige Weiß am Bug und hier und da einen Wellenkamm, wenn eine Bö sie streifte.
    Keverne brüllte: »An die Leebrassen! Zum Donnerwetter, hol dicht! Mr. Weigall, Ihre Leute müssen besser

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