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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Anscheinend war er zu einer Entscheidung gelangt. »Ich habe mir die Mühe gemacht, Ihre Personalakte zu studieren, Bolitho. Zu dem Unternehmen, das wir vorhaben, brauchen wir allerhand Initiative und Findigkeit. Vielleicht wird man die Dienstvorschriften der Admiralität ein bißchen den Umständen entsprechend abwandeln müssen. Ich weiß, daß Ihnen solche Methoden nicht unbekannt sind. Ich habe die Erfahrung gemacht«, schloß er mit trockenem Lächeln, »daß man im Kriege Männer braucht, die eigene Ideen haben. Starre, feste Regeln taugen dabei nichts.«
    Auf einmal fiel Bolitho wieder ein, was Broughton damals, als er der
Zeus

die Verfolgung des Franzosen hätte freigeben sollen, für ein Gesicht gemacht hatte. Und sein Gefechtsplan, seine Vorliebe für Pläne überhaupt, sein offenkundiges Mißtrauen gegen alles Unerprobte, was nach unorthodoxen Methoden roch… »Ich hoffe nur«, erwiderte er, »daß wir nicht zu spät kommen und die Franzosen die Verteidigungsanlagen von Djafou nicht schon verstärkt haben.«
    Draffen sah sich rasch um und antwortete dann: »Ich habe in dieser Gegend einen gewissen Einfluß oder Verbindungen, wenn Sie wollen, und es ist nicht meine Absicht, daß Sie sich ausschließlich auf Ihr Glück und Ihre persönliche Tapferkeit verlassen sollen. Ich kenne die algerische Küste gut, auch die Menschen dort – größtenteils Halsabschneider, denen absolut nicht zu trauen ist.« Wieder lächelte er.
    »Aber wir werden sehen, daß wir sie für unsere Zwecke gebrauchen und das Beste daraus machen, nach dem alten Sprichwort: Wenn man nicht haben kann, was einem gefällt, dann muß einem eben gefallen, was man hat.«
    Er hielt Bolitho die Hand hin. »Ich muß jetzt gehen und mit ein paar Leuten an Land sprechen. Bestimmt sehen wir uns sehr bald wieder.« Er kletterte in sein Boot hinunter, und Bolitho trat an die Schanz zu Inch.
    »Ein merkwürdiger Mann, Sir«, sagte dieser. »Sehr undurchsichtig.«
    »Glaube ich auch. Immerhin hat er anscheinend ziemlich viel zu sagen.«
    Inch seufzte und schüttelte den Kopf. »Vorhin hat er mir von der Gegend erzählt, wo wir hinsegeln. Er scheint dort recht gut Bescheid zu wissen. Aber meiner Ansicht nach ist da kaum was zu holen.«
    Nachdenklich nickte Bolitho. Handel, ja – aber was für einen Handel konnte man in einem so gottverlassenen Nest wie Djafou treiben? Und wo war eine Verbindung zur Karibik und Draffens Bekanntschaft mit Hugh?
    »Ich muß wieder an Bord«, sagte er. »Wir reden beim Dinner noch darüber. Aber Sie werden keine bekannten Gesichter antreffen, fürchte ich.«
    »Außer Allday, Sir«, grinste Inch. »Ohne den kann ich mir Sie überhaupt nicht vorstellen.«
    Bolitho schlug ihm auf die knochige Schulter. »Ich mich auch nicht!«
    Später, allein in seiner Kajüte, knöpfte Bolitho sein Hemd auf, spielte mit dem Medaillon und starrte blicklos durch das offene Heckfenster. Inch würde nie ermessen, wieviel ihm dieses Wiedersehen bedeutet hatte: es war wie dieses Medaillon etwas, woran man sich festhalten konnte, etwas Vertrautes. Einer von seinen alten Hyperianern.
    Es klopfte; nervös trat Calvert ein, einen Stoß Papiere wie zum Schutz vor der Brust.
    Bolitho lächelte. »Setzen Sie sich. Ich werde sie gleich unterschreiben, und Sie können sie noch vor Sonnenuntergang an das Geschwader verteilen.«
    Calvert konnte seine Erleichterung nicht verbergen, als sich Bolitho an den Tisch setzte und zur Feder griff. Dadurch blieb es ihm erspart, Broughton gegenübertreten zu müssen, wenn dieser wieder an Bord kam.
    Sein Auge fiel auf Bolithos Degen, der noch auf der Sitzbank lag, wo Bolitho ihn nach seiner Rückkehr von der
Hekl
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hingelegt hatte. Er vergaß alle Vorsicht und rief: » Oh, Sir – darf ich mir diese Waffe näher ansehen?«
    Überrascht wandte sich Bolitho ihm zu. Es sah Calvert gar nicht ähnlich, mehr von sich zu geben als gemurmelte Entschuldigungen. Seine Augen funkelten tatsächlich vor eifrigem Interesse.
    »Aber bitte, Mr. Calvert.« Er lehnte sich zurück und sah zu, wie der Leutnant die alte Klinge aus der Scheide zog und sie in Kinnhöhe vor sich hielt. »Sind Sie Fechter wie Sir Lucius?«
    Calvert gab keine direkte Antwort. Er ließ die Finger über den alten, schwarzangelaufenen Griff gleiten und sagte: »Wunderbares Equilibre, Sir. Wunderbar.« Schüchtern blickte er zu Bolitho auf. »Ich habe ein Auge dafür, Sir.«
    »So? Dann passen Sie auf, daß Sie Ihr Auge im Zaum halten, Mr. Calvert. Es könnte Sie

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