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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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benutzte. Wenn es seine Absicht war, Calvert ein Hundeleben zu bereiten, so hatte er damit bestimmt Erfolg.
    Es war jammervoll anzuhören, wie Midshipman Tothill Calvert wieder und wieder, mit allem Respekt, aber mit Nachdruck, die Ei nzelheiten der Signalprozedur erklärte; fast noch jammervoller war Calverts offensichtliche Dankbarkeit. Nicht daß es viel genutzt hätte. Es brauchte nur einen von Broughtons plötzlichen Wutausbrüchen, und Calverts geringer Wissensschatz war unwiederbringlich im Winde verweht.
    Am Nachmittag des dritten Tages, als Bolitho die Vorbereitungen mit Keverne besprach, meldete der Wachoffizier das Eintreffen der beiden Bombenschiffe, die bereits auf Reede Anker warfen. Kurz danach kam ein Kutter längsseit, und der Bootsführer reichte einen versiegelten Brief an Bolitho herauf. Er war von Draffen und typisch kurz. Bolitho sollte unverzüglich an Bord des Bombenschiffes
Hekla
kommen, und zwar mit dem Boot, das den Brief gebracht hatte.
    Broughton war an Land, also kletterte Bolitho, nachdem er Keverne entsprechend instruiert hatte, in den Kutter, der ihn zur
Hekl
a

hinüberbrachte.
    Allday sah ihm mit schlecht verhehltem Unmut nach. Daß Bolitho ein anderes Boot als seine Kommandantengig benutzte, paßte ihm sowieso nicht, und als der Kutter von der
Euryalu
s

ablegte, überkam ihn plötzliche Angst: Wenn Bolitho irgend etwas zustieß, und er war, wie eben jetzt, allein… was dann? Noch als das Boot hinter dem Heck der
Zeus

verschwand, starrte er ihm nach, besorgter denn je.
    In seiner ganzen Dienstzeit hatte Bolitho noch nie ein Bombenwe rferschiff gesehen, wenn er auch oft genug von ihnen gehört hatte. Dieser Typ war zweimastig, etwa hundert Fuß lang, mit sehr gedrungenem Rumpf und niederem Schanzkleid. Das Seltsamste war die asymetrische Stellung des Fockmastes: verhältnismäßig weit achtern, so daß das Schiff aussah, als sei es ganz falsch ausbalanciert oder eigentlich ein Dreimaster, dem der richtige Fockmast in Höhe des Decks abgeschossen worden war. Ein Bombenschiff war ungefähr so lang wie eine Korvette, doch ohne deren Eleganz und Beweglichkeit, vielmehr, wie es hieß, teuflisch schwer zu segeln, sobald das Wetter auch nur etwas rauh wurde.
    Als das Boot an den Rüsten festmachte, sah Bolitho Draffen allein auf dem winzigen Achterdeck stehen. Er beschattete die Augen mit der Hand und beobachtete, wie Bolitho an Bord kletterte.
    Bolitho lüftete den Hut zum Empfangszeremoniell der kleinen Ehrenwache und nickte einem jungen Leutnant zu, der ihn fasziniert anstarrte.
    »Kommen Sie herauf, Captain«, rief Draffen, »da haben Sie bessere Übersicht.«
    Bolitho ergriff Draffens ausgestreckte Hand. Wie der ganze Mann war auch sie zäh und hart. »Dieser Leutnant da«, sagte er, »ist das der Kommandant?«
    »Nein. Den habe ich hinuntergeschickt, kurz bevor Sie an Bord kamen. Tut mir leid, wenn ich damit Ihre altehrwürdigen Zeremonien störe, aber ich brauchte meine Karte aus seiner Kajüte. Schöne Kajüte übrigens – da wohnt mein Hund besser«, grinste Draffen und deutete zum Vorschiff. »Kein Wunder, daß diese Bombenwerfer so komisch gebaut sind. Jede Planke ist doppelt so dick wie bei einem anderen Schiff. Denn Rück- und Vertikalstoß sind bei diesen Dingern so stark, daß sie einen normalen Schiffsrumpf zerreißen würden.«
    Bolitho sah genauer hin. Da waren sie, die beiden mächtigen Mö rser, mitten auf dem Vorderdeck montiert: kurznasig, schwarz und unglaublich häßlich, und die Mündungen hatten einen imponierenden Durchmesser. Leicht konnte er sich vorstellen, was sie beim Abschuß für einen Druck auf die Planken ausübten.
    Das andere Schiff sah ganz ähnlich aus und hieß passenderweise
Devastation
.
    Halb im Selbstgespräch fuhr Draffen fort: »Die Bombenwerfer laufen heute nacht aus, ehe diese Schakale in Algeciras genaueres über sie erfahren.«
    Bolitho nickte. Das war vernünftig. Draffen wandte sich ab und beobachtete ein paar Matrosen, die so geschickt in der Takelage her umkletterten wie Spinnen, die ihr Netz bauten. Bolitho warf ihm einen verstohlenen Blick zu.
    Der Mann war doch älter, als er gedacht hatte. Näher an Sechzig als an Fünfzig. Das graue Haar kontrastierte scharf mit dem tiefgebräunten Gesicht und dem muskulösen, doch beweglichen Körper.
    »Schlechte Nachrichten aus England, Sir«, sagte Bolitho. »Ich weiß es von Sir Lucius.«
    »Mancher lernt’s eben nie«, sagte Draffen scheinbar gleichgültig in die Luft hinein. Er führte

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