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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sobald sie in den Rahen fertig sind. Ich brauche jede Pütz, alles, was Wasser hält. Wir müssen Ketten bilden, um die Pumpen zu entlasten.
    Und damit die Pütz für die nächste Zeit was zu tun haben.«
    Der Mann zögerte. »Ein paar von den Frauen wollen nach vorn gehen und sich um die Verwundeten kümmern, Sir.«
    »Gut. Geben Sie ihnen Bedeckung mit, McEwen. Und«, schloß er laut und bestimmt, »sorgen Sie dafür, daß ihnen sonst nichts passiert – verstanden?«
    »Aye, Sir«, grinste McEwen.
    »Da muß einer schon mächtig was zu bieten haben, wenn er mit diesen Weibern fertig werden will, bei Gott«, murmelte Grindle.
    Jetzt erschien Ashton wieder. »Können Sie mitkommen, Sir? Ich glaube, unten muß was abgestützt werden. Ich hab’s versucht, aber ich – ich schaffe es nicht…« Die Stimme versagte ihm.
    Und so ging es die ganze Nacht weiter. Schließlich konnte Bolitho die Stunden nicht mehr voneinander unterscheiden, denn eine Krise folgte der anderen. Gesichter und Stimmen verschwammen, und selbst Allday war außerstande, den dauernden Strom von Hilferufen und Anweisungen zu stoppen. Verzweifelt pflügte die
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durch die stürmenden Wogen.
    Aber irgendwie ging es, wenn auch die Männer an den Pumpen so erschöpft waren, daß ihre Ablösung sie wegzerren mußte. Immer weiter ging der Kampf gegen das gierig einströmende Wasser. Ohne Stocken lief die Eimerkette, bis die völlig erschöpften Männer wie tot umfielen, unempfindlich gegen das über ihre zerschundenen Leiber strömende Wasser oder die Flüche und Fußtritte der britischen Matrosen. Die Ruderzüge dehnten sich, das Steuern wurde schwieriger. Aber die Segel rissen trotz des furchtbaren Winddrucks nicht von den Rahen.
    Beim ersten Anzeichen der Morgendämmerung flaute der Wind ab, fast schuldbewußt wie ein Räuber, dessen Überfall abgeschlagen worden war. Der Seegang beruhigte sich, das angeschlagene Schiff gehorchte seinen neuen Herren besser und machte ruhigere Fahrt.
    Bolitho blieb die ganze Zeit auf dem Achterdeck, und beim ersten Licht des neuen Tages suchte er sorgfältig die Kimm ab – doch er sah nur, daß sie das Meer für sich allein hatten.
    Er rieb sich die wunden Augen und blickte zu seinen wie tot unter der Reling liegenden Männern hinüber. Meheux schlief im Stehen; mit dem Rücken lehnte er am Vormast wie festgebunden.
    Noch eine Sekunde, und er selbst konnte nicht mehr weiter. Würde einschlafen, völlig erschöpft. Er vermochte nicht einmal Befriedigung zu empfinden oder Stolz über das, was er erreicht hatte. Nur den alles verzehrenden Wunsch nach Schlaf.
    Er schüttelte sich und rief: »Mr. McEwen zu mir!« Die Stimme versagte ihm, sie klang wie das Krächzen eines ärgerlichen Seevogels.
    »Holen Sie alle Leute zusammen, Mr. Grindle, wir wollen sehen, was wir zur Verfügung haben.«
    Am Vorschiff tauchten zwei Frauen auf und starrten um sich. Die eine hatte Blut an der Schürze; als er zu ihr hinsah, hob sie die Hand zum Gruß. Bolitho versuchte zu lächeln, doch es wurde nichts daraus. Aber er winkte zurück, obwohl sein Arm schwer wie Blei war.
    Es gab so viel zu tun. In ein paar Sekunden gingen die Fragen und Forderungen wieder los.
    Er holte tief Atem und stützte die Hände auf die Reling. Eine Kugel hatte ein Stück herausgerissen. Er starrte immer noch auf die Lücke, als Allday zu ihm trat und sagte: »Ich habe unter der Kampanje eine Hängematte für Sie angeschlagen, Captain.« Er hielt inne und wartete auf Widerspruch, aber er merkte, daß Bolitho kaum noch die Kraft dazu hatte, und so fuhr er fort: »Ich rufe Mr. Meheux, damit er die Wache übernimmt.«
    Dann wußte Bolitho nur noch, daß er in einer schmalen Hängematte lag und ihm jemand die vollgesogenen Schuhe und den zerrissenen Rock auszog. Und damit kam auch schon der Schlaf: wie ein schwarzer Vorhang, in Sekundenschnelle und abgrundtief.

Ein ne u er Feind
    Bolitho saß an einem behelfsmäßig zusammengezimmerten Tisch in der kleinen Heckkajüte der
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und starrte trübsinnig auf eine Seekarte nieder. Er hatte drei Stunden wie tot geschlafen, bis irgendein Instinkt, für den er mit Augen und Ohren nach einer Erklärung suchte, ihn hochgejagt hatte.
    Während dieser drei Stunden hatte sich der Sturm völlig gelegt, nichts war mehr von seiner früheren Wut zu spüren; und als er an Deck geeilt war, hatten die Segel leblos gehangen. Leise atmete die See in der totalen Flaute.
    Während Meheux weiter dem trübseligen Geschäft der

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