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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Totenbestattung oblag, zählte Grindle unter vielen Schwierigkeiten die Passagiere und die spanische Mannschaft und teilte Lebensmittel aus. Bolitho durchsuchte inzwischen langsam und methodisch die Kajüte des toten Kapitäns.
    Er blickte hoch und sah sich in dem kleinen Raum um. Hier hatte noch vor kurzem ein Mann wie er selbst Pläne gemacht, geruht und gehofft. Durch einen großen Riß in der Bordwand konnte er das glänzend blaue Meer sehen, das gegen den Schiffsrumpf schlug, als wolle es ihn verspotten. Von den Heckfenstern her spürte er, wie es heißer wurde, denn die Breitseite der
Euryalu
s

hatte jede Scheibe Glas zerschmettert. Außerdem hatte sie aus der Kajüte eine wüste schwarze Ruine gemacht. Es mußte heftig gebrannt haben, denn als er nach den Schiffspapieren suchte, fand er nur schwarze, durchnäßte Asche. Nichts, was ihm Auskunft gab, nicht einmal einen Sextanten, um die ungefähre Position festzustellen. Der nächtliche Sturm konnte sie viele Meilen weit nach Osten abgetrieben haben. Das nächste Land
    mochte dreißig, vierzig Meilen entfernt liegen; er wußte nicht einmal, ob es Spanien oder Nordafrika war.
    Meheux kam herein. Seine Schuhsohlen knirschten auf den Glasscherben. Wie alle vom Prisenkommando sah er todmüde und überanstrengt aus.
    »Wir kochen endlich so etwas wie ein Mittagessen, Sir.« Er deutete auf die Karte. »Besteht Aussicht, daß Sie feststellen, wo wir sind?«
    »Nein.« Es hatte keinen Sinn, dem Leutnant etwas vorzumachen. Wenn ihm selbst etwas zustieß, mußte Meheux das Schiff in Sicherheit zu bringen versuchen. »Diese Flaute nützt uns nicht gerade.« Er blickte Meheux ernst ins Gesicht. »Wie kommen Sie mit den Passagieren zurecht?«
    Meheux zuckte die Achseln. »Sie krakeelen durcheinander wie die Möwen. Ich glaube, die begreifen gar nicht, was mit ihnen passiert.« Ich auch nicht, dachte Bolitho. Laut sagte er: »Wenn unsere Leute gegessen haben, müssen sie weiter unter Deck arbeiten. Wir nehmen immer noch mächtig Wasser ein. Sorgen Sie also dafür, daß die Pumpen ordentlich gewartet werden.«
    In dem halb eingebrochenen Türrahmen erschien Allday. »Entschuldigung, Captain«, sagte er stirnrunzelnd, »einer von den Dons wünscht Sie zu sprechen. Aber wenn Sie wollen, schmeiße ich ihn raus, damit Sie in Ruhe essen können.«
    Meheux nickte. »Tut mir leid, das habe ich ganz vergessen. Der kleine dicke Spanier, der Ashton dolmetschen geholfen hat, bat mich vorhin darum. Aber ich habe so viel im Kopf…«
    Bolitho lächelte. »Wird nicht besonders wichtig sein, aber schicken Sie ihn ruhig herein, Allday.« Und zu Meheux: »Ich brauche jede Information so dringend, daß ich nehmen muß, was ich kriegen kann.«
    Nervös, den Kopf unter dem Decksbalken gebeugt, obwohl er noch gut zwei Fuß Raum hatte, trat der Spanier ein. Er trug seine Perücke, aber damit wirkte er zu Bolithos Überraschung eher älter als jünger.
    Bolitho hatte schon herausbekommen, daß sein Name Luis Pareja war und daß er nach Port Mahon wollte, wo er anscheinend seine Tage zu beschließen gedachte.
    »Nun, Senor, was kann ich für Sie tun?«
    Pareja blickte auf die zerschossenen, angesengten Wände und sagte dann schüchtern: »Ihr Schiff hat furchtbaren Schaden angerichtet, Captain.«
    Grob fuhr Meheux dazwischen: »Wenn wir euch ‘ne volle Breitseite verpaßt hätten, würden Sie und alle anderen jetzt auf dem Meeresgrund schlafen – also benehmen Sie sich gefälligst!«
    Pareja zuckte zusammen. »Ich wollte ja nicht sagen, daß Sie…« Er trat nervös hin und her und setzte neu an: »Viele von uns machen sich große Sorgen. Sie wissen nicht, was wird und ob sie jemals ihre Heimat wiedersehen werden.«
    Bolitho musterte ihn nachdenklich. »Das Schiff ist jetzt eine britische Prise. Sie müssen verstehen, daß ich unter diesen Umständen unmöglich wissen kann, wie es weitergeht. Aber es ist reichlich zu essen an Bord, und ich nehme an, daß wir bald wieder zu unserem Schiff stoßen werden.« Er glaubte, Zweifel in des Mannes Augen zu sehen, und wiederholte bestimmt: »Sehr bald sogar!«
    »Ich werde es ihnen ausrichten.« Aber es klang unsicherer denn je.
    »Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dann sagen Sie es bitte, Captain. Sie haben uns das Leben gerettet, indem Sie auf dem Schiff geblieben sind, das weiß ich jetzt. Wenn nicht, wären wir bestimmt alle ertrunken.«
    »Sagen Sie, Senor Pareja«, fing Bolitho an, hielt jedoch inne und schloß die Lider halb. Wenn er zu

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