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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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vertraulich wurde, hielt Pareja das vielleicht für Unsicherheit. Daher fuhr er möglichst beiläufig fort: »Wissen Sie irgendeinen Grund, warum Ihr Kapitän so weit nach Süden abgekommen ist?«
    Pareja schob die Lippen vor. »Da kursierte so ein Gerücht. Aber in der Hast der Abreise habe ich nicht darauf geachtet. Ich mußte meine Frau aus Spanien wegschaffen. Seit der Allianz mit Frankreich sind die Verhältnisse bei uns sehr schlecht. Ich wollte mit ihr nach Meno rca, auf mein Gut. Es ist nicht groß, aber…«
    »Erzählen Sie uns von diesem Gerücht«, forderte Meheux ihn auf.
    »Langsam, Mr. Meheux!« Bolitho warf ihm einen warnenden Blick zu. »Er hat doch auch seine Sorgen, oder?«
    Dann wandte er sich wi eder dem Spanier zu und fragte leichthin: »Sie wollten etwas sagen, Senor?«
    »Ich hörte, wie ein Offizier – leider ist er jetzt tot – sagte, daß sie mit irgendeinem Schiff zusammentreffen wollten. Einer der Passagiere wollte umsteigen. Irgend etwas in der Art war es.«
    Bolitho suchte sein plötzliches Interesse zu verbergen. »Sie sprechen gut englisch. Das ist eine große Hilfe.«
    Pareja lächelte bescheiden. »Es ist die Muttersprache meiner Frau. Und ich habe geschäftlich viel mit London zu tun gehabt. In glücklicheren Tagen.«
    Bolitho zwang sich, ganz still zu sitzen; er spürte Meheux’ Ungeduld und die trägen Bewegungen des Schiffes. Ruhig fragte er weiter: »Erinnern Sie sich, wo dieses Zusammentreffen stattfinden sollte?«
    »Ich glaube nicht.« Pareja hob den Kopf und schob ihn vor, so daß er wie ein dicker kleiner Junge aussah, der sich mit einer alten Perücke verkleidet hatte.
    Vorsichtig schob Bolitho ihm die Karte hin. »Schauen Sie mal hier.
    Kennen Sie die Namen an dieser Küste?« Gespannt sah er zu, wie Parejas Augen verständnislos über die zerfledderte Karte glitten.
    »Nein.«
    Meheux wandte sich ab und biß sich auf die Lippe. »Hol ihn der Teufel«, murmelte er.
    Bolitho drehte sich in seinem Stuhl, um die Enttäuschung zu verbergen. »Wenn Sie sich noch an irgend etwas erinnern, Senor Pareja, dann seien Sie so gut und sagen Sie es einem meiner Leute.«
    Pareja verbeugte sich gravitätisch und machte Miene zu gehen, blieb jedoch stehen und hob, Stille gebietend, die Hand. Aufgeregt sagte er: »Aber der Offizier hat noch etwas gesagt.« Wieder das unsichere Stirnrunzeln. »Daß – daß es ihm komisch vorkommt, wieder mit einem Franzosen zu tun zu haben.« Er blickte Blitho verlegen an und schloß: »Aber das ist alles. Es tut mir wirklich leid.«
    »Mr. Meheux, sind Franzosen an Bord?« fragte Bolitho gespannt. Ehe der Leutnant antworten konnte, sagte Pareja rasch: »Aber ja. Da ist ein Mann, Witrand heißt er, der kam in Malaga so spät an Bord, daß er keine Kabine mehr bekam.« Er sah ganz aufgeregt aus. »Und trotzdem durfte er die Kapitänskajüte mitbenutzen. Sehr merkwürdig!«
    Langsam stand Bolitho auf. Er traute sich kaum, etwas zu hoffen. Und doch bestand nun eine Chance. Jemand, der mit in der Kapitänskajüte wohnte, konnte durchaus ein so wichtiger Mann sein, daß seinetwegen etwas so Ungewöhnliches wie das Umsteigen auf hoher See arrangiert wurde. Für die anderen Passagiere hätte das nur bedeutet, daß die Reise eben ein paar Tage länger dauerte; politische Macht war, ebenso wie Reichtum, ein schlagendes Argument. Dieser Witrand konnte ein Schmuggler sein oder auch ein hochgeborener Ve rbrecher auf der Flucht. Ein Verräter oder ein Kaufmann, der die Ko nkurrenz überlisten wollte. Aber vielleicht wußte er etwas, das einiges Licht auf die Vorgänge in diesen Gewässern warf.
    Plötzlich hörte man draußen auf dem Gang heftige Bewegung und Alldays ärgerliche Stimme: »Nein! Hier können Sie nicht rein!« Und dann, in gebrochenem Spanisch:
»Est
o

verdammt
n
o

bene
,
Senora!«
    Aber die Tür wurde fast aus ihren zerbrochenen Angeln gerissen, eine Frau kam mit blitzenden Augen in die Kajüte gestürmt und rief: »Ah! Hier steckst du also, Luis! Alle wollen wissen, was mit ihnen wird, und du stehst hier und klatschst wie ein Fischweib!«
    Überrascht blickte Bolitho sie an. Sie war groß und schlank und hatte langes Haar, so schwarz wie sein eigenes, und trug ein offenbar teures blaues Kleid, das aber voller Salzwasserstreifen war und um die Taille einige dunklere Flecken hatte – wohl Blut.
    Verwirrt sagte Pareja: »Das ist meine Frau, Captain. Sie stammt aus England wie Sie.«
    Bolitho schob ihr den einzigen noch vorhandenen Stuhl hin.

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