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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schlug auf den runden Verschluß.
    »Ein englischer Zweiunddreißigpfünder. Möchte bloß wissen, wo dieses lausige Diebespack den her hat.«
    Bolitho nickte und trat an die klaffende Fensteröffnung. Wenn er sich hinausbeugte, konnte er das vorderste Boot sehen; wie Gold schimmerten seine Ruder im Sonnenlicht. Die meisten Geschütze der
Navarr
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waren alt und nutzten nicht viel. Sie waren eher für die Abschreckung irgendwelcher Amateurpiraten gedacht, als für den Kampf auf Leben und Tod. Die
Navarr
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hatte sich, wie die meisten Kauffahrer auf allen Weltmeeren, mehr auf ihre Behendigkeit als auf ihre Kampfkraft verlassen. Aber diese Kanone hier – das war tatsächlich der einzige Fund von einigem Wert, ein ähnlicher Typ wie die Geschütze in der unteren Batterie der
Euryalu
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und in den richtigen Händen eine vernichtende Waffe. Bei den Matrosen hatte sie den Spitznamen »Lange Neun«, weil ihr Rohr neun Fuß lang war. Sie war auf anderthalb Meilen noch ziemlich treffsicher, und dann durchschlug die Kugel noch drei Fuß dicke Eichenplanken. Treffsicherheit war im Moment wichtiger als alles andere.
    Bolitho wandte der See den Rücken zu und sagte: »Wir feuern, sobald wir die erste Schebecke direkt vor dem Rohr haben.«
    McEwen, der auf der
Euryalu
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Geschützführer war, fragte: »Do ppelte Ladung, Sir?«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist gut beim Kampf Schiff gegen Schiff, wenn man nichts Kleineres vor sich hat als eine Breitseite. Aber heute können wir uns nicht leisten, aufs Geratewohl zu schießen.« Er lächelte in ihre glänzenden, fettverschmierten Gesichter.
    »Also zielt sorgfältig, jede Kugel muß sitzen.«
    Er nahm Meheux beiseite und gab ihm mit gedämpfter Stimme Instruktionen. »Ich glaube, sie werden vorn und achtern gleichzeitig angreifen. Auf diese Weise teilen sie unsere Verteidigungskraft und bekommen gleichzeitig eine Idee davon, wie stark wir sind.«
    Der Leutnant nickte. »Ich wünschte, wir hätten dieses verdammte Schiff nie gesehen, Sir«, knurrte er und grinste dabei entschuldigend.
    »Oder wir hätten sie wenigstens mit einer vollen Breitseite auf den Grund geschickt.«
    Bolitho mußte lächeln, denn dabei fielen ihm Witrands Worte ein: ›Es wäre besser für uns beide gewesen, wenn wir uns nie getroffen hätten.‹ Nun, für Bedauern war es jetzt zu spät.
    Er blieb im Türrahmen stehen und musterte noch einmal die geschäftigen Matrosen, die trübselige Kajüte, der man so übel mitgespielt hatte. »Sollte ich fallen, Mr. Meheux –«, er sah die plötzliche Bestürzung in des Leutnants Augen und fuhr so gelassen wie möglich fort: »– dann kämpfen Sie unbedingt weiter. Dieser Gegner kennt keine Gnade, vergessen Sie das nicht!« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Sie waren es ja, der gestern ein Seegefecht wollte. Jetzt haben Sie eins.«
    Rasch ging er wieder in die Sonne hinaus, an dem unbemannten Ruder vorbei zu Grindle, der immer noch unentwegt auf seinem Posten stand und die näherkommenden Fahrzeuge beobachtete.
    Auf beiden Seiten des Oberdecks standen die spanischen Matrosen an der Reling oder knieten bei ihren Geschützen, deren stärkste Zwölfpfünder waren. Hier und dort, wo Deckung vorhanden war, sah er auch Passagiere, die sich eilig mit Musketen aus dem Schiffsarsenal versehen hatten; andere trugen irgendwelche eige nen Jagdflinten, um auch etwas zur Verteidigung beizutragen.
    Er verschloß sein Gehör dem fernen Trommelschlag und versuchte, sich darüber klarzuwerden, welche Feuerkraft das Schiff in den nächsten Minuten entwickeln konnte. Von den Backbordgeschützen waren mehrere völlig unbrauchbar, verbogen und zerschmettert von der Salve der
Euryalus
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Es hing sehr viel davon ab, was der Feind als erstes tun würde.
    Die Pumpen arbeiteten noch durchaus gleichmäßig; hoffentlich hatte Pareja denen, die dort am Werke waren, klargemacht, wie lebenswichtig es war, den Wasserstand unter Kontrolle zu halten. Oder vielleicht würden sie auch beim ersten Schuß von den Pumpen weglaufen und der See den Sieg überlassen.
    Unter den Passagieren befanden sich auch eine ganze Anzahl Bauersfrauen: zähe, sonnengebräunte Wesen, die gar nichts dagegen gehabt hatten, als er vorschlug, sie sollten mit an die Pumpen gehen. Denn, wie er versucht hatte zu erklären, jetzt gab es keine Passagiere mehr an Bord der
Navarra



sie waren alle eine Schiffsmannschaft, von deren Entschlossenheit und Stärke das Überleben abhing.
    »Die teilen sich, Sir«, rief

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