Der Stolz der Flotte
Grindle.
Die beiden letzten Boote schwenkten bereits ab und ruderten parallel zu der treibenden
Navarra
.
Sichelgleich schnitten ihre langen Schnäbel durchs Was ser, und zielstrebig hielten sie auf das Heck zu. Bolitho überschaute das Oberdeck: dort stand Witrand, eine Pistole im Gürtel, eine zweite neben sich auf dem Lukendeckel. Neben ihm stand Ashton; das bleiche Gesicht verzerrt vor Entschlossenheit und Schmerzen, wartete er auf einen Befehl von der Kampanje. »Sie können ausrennen, Mr. Ashton!« rief Bolitho. Er biß sich auf die Lippen, als die Geschützrohre mit protestierendem Quietschen durch die offenen Pforten glitten. Jetzt waren die Lücken in der Verteidigung erst richtig zu sehen, besonders an Backbord und achtern, wo die Schäden am größten waren.
Er winkte Pareja, der wie hypnotisiert unter der Kampanjetreppe stand. »Sagen Sie ihnen, sie dürfen erst auf Befehl feuern. Kein Schuß aufs Geratewohl, und sie sollen keine Zeit und Kraft damit verschwenden, auf die leere See zu zielen!«
Er kniff die Augen vor der blendenden Sonne zusammen und beobachtete, wie zwei der elegant gebauten Boote langsam herankamen, als wollten sie am Bug der
Navarr
a
vorbei. Sie waren etwa zwei Kabellängen entfernt und schienen den passenden Moment abwarten zu wollen.
Achtern war es dasselbe: drei Boote nahmen in perfektem Gleichtakt Kurs auf das Achterschiff und blieben etwa auf gleicher Distanz.
Er hörte, wie Meheux kurz und knapp seine Befehle gab – ob er sich wohl zutraute, die Angreifer abzuwehren?
Er fuhr zusammen, denn jetzt stoppte eins der Boote und wendete langsam, so daß sich der Bootskörper vor seinen Augen zu verkürzen schien, bis es mit dem Bug direkt auf die
Navarr
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zeigte. Dann erst begann sich die Reihe der Riemen wieder zu bewegen, doch in langsamerem Tempo; das Wasser schäumte vom Bug wie eine schlanke weiße Pfeilspitze.
Da – ein Wölkchen schwarzen Rauches am Bug und dann ein lautes Krachen. Das Wasser erzitterte unter der unsichtbaren Kugel, die nur ein paar Fuß über der Wasserfläche dahinfuhr und hart in die Bordwand der
Navarra
schlug, direkt unter der Stelle, wo Bolitho stand. Er hörte schrille Schreckensschreie aus dem Schiffsraum, ein kurzes Stocken der Pumpen; auf dem Vorschiff des Piraten vollführten die Männer Freudentänze.
Wieder ein Krach, diesmal von vorn; und etwa drei Kabellängen entfernt stieg eine schlanke Wassersäule hoch: die andere Schebecke hatte gefeuert und gefehlt. Aber nach dem fedrigen Schaum beim Einschlag konnte man das Kaliber recht gut schätzen.
Hilflos hockten die spanischen Matrosen an den Geschützpforten, starrten auf die höhnisch glitzernde See und spannten die Muskeln in Erwartung der nächsten Kugel.
Sie hatten nicht lange zu warten. Das Boot, das an Backbord am nächsten war, gab Feuer, und die Kugel schmetterte hart in die Kampanje; Holzsplitter wirbelten über die See, und das ganze Deck erzitterte heftig.
»Ich gehe nach unten, Mr. Grindle!«
Meheux würde bestimmt nach seinen Befehlen handeln, dessen war er sicherer als seiner eigenen Fähigkeit, bei diesem gnadenlosen Beschuß, der so viel Schaden anrichtete, untätig zu bleiben. Doch so mußte er vorgehen, wenn ihnen auch nur ein Fetzen Hoffnung bleiben sollte.
Meheux lehnte am Geschütz; gespannt verfolgte er mit den Blicken das Führungsschiff, das leicht auf das Heck der
Navarr
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zuglitt; es war noch etwa eine Kabellänge entfernt.
Das Buggeschütz der Schebecke spuckte wieder Rauch und Feuer, und Bolitho erstarrte, als das Geschoß unter ihm in den Heckbalken schlug – vermutlich nahe bei der bereits durch den Sturm havarierten Stelle.
Mit zusammengebissenen Zähnen sagte Meheux: »Bei Gott, Sir, wir brechen auseinander, wenn das so weitergeht!«
Bolitho spähte über das Rohr. Die Muskeln der nackten Rücken der Männer an den Kanonen spannten sich krampfhaft – sie erwarteten wie Meheux, daß die nächste Kugel mitten zwischen ihnen einschlagen würde. Das Erzittern der
Navarr
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nach der nächsten dumpfen Explosion verriet, daß ein schweres Geschoß direkt ins Vorschiff geschlagen war. Doch er konnte nicht an zwei Stellen zugleich sein. Und hier achtern war die lebenswichtigste und zugleich verwundbarste Stelle.
Der nächste Schuß von achtern ging durch eine leere Stückpforte in den Heckbalken; bei dem schmetternden Krachen im Schiffsrumpf knirschte Bolitho mit den Zähnen – schrille Schreie verrieten ihm, daß die Kugel diesmal nicht nur auf Holz
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