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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nein, nein, meiner Ansicht nach ist unser Lager aufgespürt worden, und da, sehen Sie, Valdez, dort versucht einer der Männer bis zum Rio selbst hinunter zu klettern.
    – Wahrhaftig, murmelte Valdez, das ist auch kein Indianer… man erkennt es schon aus seinem Gang!«
    Die ersten Lichtstrahlen, die vorher nur die entfernten Gipfel am Horizont getroffen hatten, drangen jetzt bis zum Bett des Torrida herein. Valdez konnte den Mann, den er am andern Ufer gesehen hatte, also mit Bestimmtheit erkennen.
    »Das ist einer von den Quivas, die Alfaniz anführt… sagte Jacques Helloch.
     

    Germain Paterne und Valdez richteten die Abendmahlzeit her. (S. 342.)
     
    Sie allein haben Interesse daran, auszukundschaften, ob wir von allen Mannschaften der Piroguen begleitet werden oder nicht.
    – Das erstere wäre freilich besser gewesen, meinte der Schiffer der »Gallinetta«.
    – Gewiß, Valdez, leider können wir nicht Verstärkung vom Orinoco herholen. Nein, sind wir einmal entdeckt, so können wir keinen Mann mehr nach dem Lager entsenden. Wir würden doch angegriffen, ehe die Hilfe einträfe.«
    Da faßte Valdez lebhaft den Arm Jacques Helloch’s, der sofort schwieg. Die Ufer des Torrida lagen jetzt in etwas hellerer Beleuchtung, während die Ausbuchtung, in deren Hintergrund Jean, Gomo, der Sergeant Martial, Germain Paterne und der zweite Träger schliefen, noch ziemlich in Dunkel gehüllt war.
    »Ich glaube… begann da Valdez… ja, ich kann es erkennen… meine Augen sind gut… sie können mich nicht täuschen… ich erkenne den Mann dort… das ist der Spanier…
    – Jorres!…
    – Gewiß… er selbst.
    – Nun, es soll niemand sagen, daß ich den elenden Schuft habe entkommen lassen!«
    Jacques Helloch hatte bereits das neben ihm am Felsen lehnende Gewehr ergriffen und hob es rasch zur Schulter empor…
    »Nein… nein…! wehrte ihm Valdez. Da wäre doch nur einer weniger, und unter den Bäumen verstecken sich vielleicht Hunderte. Uebrigens können sie jetzt unmöglich über den Rio kommen.
    – Hier nicht, doch vielleicht weiter oben… Wer weiß das?«
    Jacques Helloch fügte sich indeß dem Rathe, den Valdez ihm ertheilte, umsomehr, als der Schiffer der »Gallinetta« bisher immer das Richtige getroffen und überhaupt die merkwürdige Schlauheit und kluge Vorsicht der Banivas gezeigt hatte.
    Jorres übrigens – wenn er es wirklich war – hätte sich bei dem Versuche, das Lager genauer in Augenschein zu nehmen, ja der Gefahr ausgesetzt, selbst sicher erkannt zu werden. So zog er sich denn unter die Bäume in dem Augenblicke zurück, wo der nahe dem Torrida stehende Bootsmann einige Schritte vorwärts ging, als ob er etwas Auffälliges bemerkt hätte.
    Weder Jorres, noch irgend ein Andrer wurden am entgegengesetzten Ufer nochmals sichtbar. Nichts bewegte sich am Rande des Waldes, der nach und nach heller beleuchtet wurde.
    Bei dem zunehmenden Tageslichte hatte der Spanier – immer vorausgesetzt, daß sich Valdez nicht geirrt hatte – wahrscheinlich erkennen können, daß nur zwei von den Mannschaften die Passagiere der Piroguen begleiteten, so daß er die Ueberzeugung gewann, daß die kleine Truppe ihm auf jeden Fall nicht gewachsen war. Wie sollte nun die Wanderung unter so unzureichender Sicherheit fortgesetzt werden? Die Gesellschaft war entdeckt… war ausspioniert worden. Jorres hatte Jacques Helloch und seine Begleiter auf dem Wege nach der Mission Santa-Juana angetroffen und würde ihre Spur jetzt nicht wieder verlieren.
    Das erzeugte schwere Bedenken, noch ernster war es jedoch zu nehmen, daß der Spanier jedenfalls wieder zu der Quivasbande gestoßen war, die hier in der Umgebung unter der Führung des Sträflings Alfaniz hauste.
Zehntes Capitel.
Die Furt von Frascaes.
    Um fünf Uhr wurde es im Lager wieder munter.
    Der erste, der sich erhob, war Jean. Er ging schon am Ufer des Rios auf und ab, als der Sergeant Martial, Germain Paterne und der junge Indianer, in Decken eingehüllt und das Gesicht mit dem Hute bedeckt, noch ruhig schliefen.
    Der Bootsmann, der seinen Posten am Uferrande hatte, machte Jacques Helloch und Valdez, auf die er eben zuging, Mittheilung von dem, was er in der Zeit seines Wachdienstes wahrgenommen hatte, und bestätigte dabei übrigens die Aussage des Schiffers Valdez. Auch er glaubte in dem Manne, der am andern Ufer des Rio Torrida umhergeschlichen war, mit Bestimmtheit Jorres erkannt zu haben.
    Zunächst empfahl Jacques Helloch beiden Männern, von ihren Wahrnehmungen

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