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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich hatte in seiner Nische niederlegen müssen. Der junge Indianer streckte sich dicht vor dem Eingang aus. Da das Lager nicht ohne Ueberwachung bleiben konnte, entschied man sich dahin, daß Valdez im ersten Theile der Nacht mit einem seiner Leute munter bleiben sollte, bis ihn Jacques Helloch für den zweiten Theil derselben ablöste.
    Es erschien ja dringend angezeigt, sowohl auf der bewaldeten Seite am Rio, als auch auf dessen andern Ufer jede verdächtige Annäherung rechtzeitig zu entdecken.
    Obwohl der Sergeant Martial auch seinen Antheil am Nachtdienste beansprucht hatte, mußte er sich doch darein fügen, bis zum Morgen ungestört auszuruhen. Für die nächste Nacht wollte man sein Anerbieten, ebenso wie das Germain Paterne’s, gern annehmen. Heute würden Valdez und Jacques Helloch, wenn sie einander ablösten, schon genügen. Der alte Soldat sachte sich also einen Platz dicht an der Höhlenwand und möglichst nahe dem jungen Mädchen aus.
    Das Gebrüll der Raubthiere und das Geschrei der Heulaffen begann wirklich, sobald es finster geworden war, und sollte vor den ersten Strahlen des Morgenroths auch nicht aufhören. Die beste Maßregel, um die Raubthiere vom Lager fern zu halten, bestand ja darin, ein loderndes Feuer anzuzünden und es die Nacht über zu unterhalten. Das war wohl Allen bekannt, und doch kam man zu dem Entschlusse, davon abzusehen. Wenn die leuchtenden Flammen auch die Thiere des Waldes verscheucht hätten, so konnten sie andrerseits Raubgesindel anlocken – vielleicht die Quivas, wenn diese jetzt in der Umgebung hausten, und es kam doch gerade darauf an, von diesen Mordgesellen unentdeckt zu bleiben.
    Außer Valdez, der nahe dem Ufer Platz genommen hatte, und dem Manne, der mit ihm wachte, war das ganze Lager bald in tiefen Schlaf versunken.
    Um Mitternacht traten Jacques Helloch und der zweite Träger an ihre Stelle.
    Valdez hatte etwas Verdächtiges weder gesehen noch gehört. Etwas zu hören, wäre freilich bei dem Rauschen des Rios, dessen Wasser sich an den Felsblöcken in seinem Bette brach, außerordentlich schwer gewesen.
    Jacques Helloch nöthigte Valdez, sich nun erst einige Stunden Ruhe zu gönnen, und nahm am Uferrande seinen Platz ein.
    Von hier aus konnte er nicht nur den Saum des Waldes, sondern auch das linke Ufer des Torrida im Auge behalten.
    So lehnte er sinnend am Fuße einer mächtigen Palme, doch weder seine Gedanken, noch die Empfindungen, die sich in seinem Herzen regten, vermochten ihn zu verhindern, stets strenge Wacht zu halten.
    War er das Opfer einer Sinnestäuschung? Gegen vier Uhr morgens, als am Horizont der erste bleiche Tagesschimmer heraufstieg, wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich durch eine gewisse Bewegung am entgegengesetzten Ufer, das weniger steil abfiel, seltsam erregt. Es kam ihm vor, als ob unerkennbare Gestalten dort zwischen den Bäumen umherschlichen. Waren das Thiere… waren es Menschen? Er erhob sich, kroch vorsichtig ganz nach dem Uferrande hin, dem er sich bis auf zwei Meter nähern konnte, und blieb nun, scharf auslugend, still liegen.
    Etwas Bestimmtes konnte er auch von hier aus nicht wahrnehmen. Nur daß eine gewisse Unruhe am Rande des Waldes auf der andern Seite herrschte, glaubte er mit Gewißheit zu bemerken.
    Sollte er jetzt Alarm schlagen oder wenigstens Valdez wecken, der nur wenige Schritte von ihm schlummerte?
    Er hielt das letztere schließlich für das Beste und rüttelte den Indianer also sanft an der Schulter.
    »Schweigt still, Valdez, raunte er ihm mit gedämpfter Stimme zu; seht dort nach dem andern Ufer hinüber!«
    Valdez, der noch lang ausgestreckt auf der Erde lag, brauchte nur den Kopf nach der angedeuteten Richtung hin zu wenden. Eine Minute lang durchforschte er mit dem Blicke den freieren dunkeln Raum unter den Bäumen.
    »Ich täusche mich nicht, sagte er endlich, dort schleichen drei bis vier Männer längs des Ufers umher.
    – Was sollen wir da thun?
    – Jedenfalls niemand wecken… an dieser Stelle ist es unmöglich, den Fluß zu überschreiten… und wenn sich nicht weiter oben eine Furt findet…
    – Doch auf der andern Seite, unterbrach ihn Jacques Helloch nach dem Wald hinweisend, der sich in nordöstlicher Richtung fortsetzte.
    – Dort hab’ ich nichts gesehen und sehe auch jetzt nichts, erklärte Valdez, der sich umgedreht hatte, ohne aufzustehen. Vielleicht handelt es sich drüben nur um wenige Bravos-Indianer…
    – Was sollten diese aber in der Nacht hier am Ufer zu suchen haben?…

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