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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nichts verlauten zu lassen, da es ihm mindestens nutzlos erschien, die Gefahren der durch diese Begegnung verschlimmerten Sachlage vorher zu verkünden. Seiner Ansicht nach würde es genügen, daß diese den Uebrigen bekannt würde, wenn es sich erst nöthig machte, geeignete Maßregeln zur Sicherung der Reisegesellschaft zu treffen.
    Nach reiflicher Erwägung des Für und Wider wurde beschlossen, daß die Truppe den Marsch nach der Mission von Santa-Juana fortsetzen sollte.
    Wenn Alfaniz nämlich sich in der Nachbarschaft umhertrieb, wenn auf Jacques Helloch und seine Gefährten ein Angriff geplant war, so würde ein solcher ja wahrscheinlich ebenso erfolgen, wenn sie vorwärts gingen, als wenn sie sich zurückwendeten.
    Bei einer Umkehr nach dem Orinoco wären sie freilich durch den Rio Torrida gedeckt gewesen, da dieser nur stromaufwärts eine Ueberschreitung gestattete. Auf der andern Seite würde jedoch auch die Quivas nichts hindern, bis zum Lagerplatz am Pic Maunoir hinunterzuziehen, und es war zu befürchten, daß man sich der Rotte auch mit Hilfe der Piroguenmannschaften nicht werde erwehren können.
    Dagegen bot es einige Vortheile auf Santa-Juana zuzuwandern. Zunächst blieb man dabei ja auch unter dem Schutze des Rios – vorausgesetzt, daß dieser nicht irgendwo überschreitbar war, und danach konnte man bei Gomo anfragen. Ferner näherte man sich damit dem jetzigen Ziele, ja man erreichte es vielleicht, und in der Mission von Santa-Juana war dann nichts mehr zu fürchten. Diese hatte eine Bevölkerung von mehreren Hundert Guaharibos, jener Indianer, aus denen die Aufopferung eines Missionärs erst Menschen gemacht hatte. Santa-Juana bot jedenfalls eine gegen alle Unternehmungen des verruchten Alfaniz völlig gesicherte Zuflucht.
    Es galt also, die Mission schnellstens und um jeden Preis zu erreichen und sich demnach anzustrengen, um unter Verdoppelung der Marschetappen noch vor der nächsten Nacht dahin zu gelangen. Fünfundzwanzig bis dreißig Kilometer mußten doch in einem Tage zurückgelegt werden können.
    Jacques Helloch begab sich nach dem Lagerplatze, um den sofortigen Aufbruch vorzubereiten.
    »Die da unten schlafen noch alle, Herr Helloch, sagte das junge Mädchen, das jetzt auf ihn zutrat.
    – Und Sie, Fräulein Jeanne, sind die erste, die wach ist! antwortete Jacques Helloch. Ich werde aber die Andern sogleich wecken, damit wir bald wieder aufbrechen können.
    – Sie haben nichts Verdächtiges bemerkt?
    – Nein… nichts… gar nichts… doch lassen Sie uns weiter wandern. Ich habe ausgerechnet, daß wir, bei Verzichtleistung auf längere Ruhepausen, wenn nicht heute Abend, so doch noch in der Nacht in Santa-Juana eintreffen können.
    – Ach, Herr Helloch, wie drängt es mich, erst in der Mission zu sein!
    – Wo ist Gomo? fragte Jacques Helloch, ihre Worte nicht weiter beachtend.
    – Dort unten… nahe dem Eingang zur Höhle. Er schläft so friedlich, der arme Junge.
    – Ich muß aber mit ihm sprechen; ich brauche einige Auskünfte, ehe wir fortgehen.
    – Wollen Sie es mir überlassen, sie einzuholen?« erbot sich Jeanne von Kermor.
    Fast gleichzeitig setzte sie aber hinzu:
    »Sie scheinen diesen Morgen recht besorgt zu sein, Herr Helloch. Ist irgend etwas Schlimmes vorgefallen?
    – Nein… ich versichere Ihnen… Fräulein Jeanne… nein!«
    Das junge Mädchen wollte sich schon mit dieser Antwort nicht zufrieden geben, sie sagte sich aber, daß das Jacques wohl peinlich berühren könnte, so ging sie also nur zu Gomo und weckte ihn vorsichtig auf.
    Der Sergeant Martial streckte eben ein paarmal die Arme, stieß einige laute Hms hervor und sprang dann schnell auf die Füße.
    Bei Germain Paterne ging das nicht so ohne Umstände ab. In seine Decke eingewickelt, den Kopf auf die Botanisiertrommel – an Stelle eines Kissens – gelehnt, schlief er wie ein Murmelthier, das bekanntlich in dem Rufe steht, der Meisterschläfer der ganzen Schöpfung zu sein.
    Inzwischen ließ Valdez die Säcke wieder zubinden, nachdem er ihnen die vom Abend vorher für den heutigen Morgenimbiß zurückgestellten Reste entnommen hatte. Als der junge Indianer munter geworden war, ging er mit Jean sogleich zu Jacques Helloch, der mit vor sich aufgeschlagener Karte neben einem flachen Felsblock stand. Die Karte zeigte die Gebiete zwischen der Sierra Parima und dem Gebirgsstock des Roraima, durch die sich der Rio hinwand.
    Gomo konnte lesen und schreiben und war daher im Stande, über die betreffende Gegend

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