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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Indianerstamme angehörten.
    »Jorres! entfuhr es Jacques Helloch’s Lippen.
    – Nennt mich bei meinem richtigen Namen… Alfaniz!
    – Alfaniz!« wiederholte der Sergeant Martial.
    Vor Schreck erstarrt, richteten Jacques Helloch und Martial die Blicke unwillkürlich auf die Tochter des Oberst von Kermor.
    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    Jorres war also Alfaniz, der mit noch drei Sträflingen, seinen jetzigen Spießgesellen, aus dem Bagno von Cayenne entsprungen war.
    Seitdem er sich an Stelle ihres Häuptlings Meta Serrapia, der in einem Scharmützel mit der staatlichen Miliz gefallen war, an die Spitze der Quivas gesetzt hatte, zog der Spanier – seit etwa einem Jahre – mordend und plündernd durch die weite Savanne.
    Fünf Monate vorher hatten die Quivas, wie früher erwähnt, beschlossen, nach den Gebieten im Westen des Orinoco zurückzukehren, von wo sie durch columbische Truppen vertrieben worden waren. Ehe sie jedoch das Bergland des Roraima verließen, wollte ihr neuer Führer noch einmal diese (die linke) Seite des Stromes absuchen. Er verließ zeitweilig die Bande, ging längs der Ilanos bis nach San-Fernando de Atabapo hinunter und kam dabei auch durch den Rancho von Carida, wo Herr Manuel Assomption mit vollem Rechte behauptete, ihn schon damals gesehen zu haben. In San-Fernando wartete er grade auf eine Gelegenheit, nach den Quellen des Orinoco zurückzukehren, als die Piroguen »Gallinetta« und »Moriche« sich zur Abfahrt nach der Mission von Santa-Juana rüsteten.
    Alfaniz – der gewöhnlich den Namen Jorres führte – bot unter dem Vorwande, sich ebenfalls nach der Mission begeben zu wollen, dem Schiffer der »Gallinetta«, der seine Mannschaft vervollständigen mußte, seine Dienste an, und wurde, wie wir wissen, angenommen – angenommen zum Unheil für die, die sich nach dem Oberlaufe des Stromes hinauswagen wollten.
    Sobald sich Alfaniz dann mit den Quivas wieder vereinigt hatte, wollte er endlich der Rache, die er dem Oberst von Kermor geschworen hatte, Genüge leisten.
    Er hatte ja gehört, daß der mit dem Sergeanten Martial auf der »Gallinetta« reisende junge Mann im Begriff stand, seinen Vater zu suchen, dessen Aussagen vor dem Criminalgerichtshofe der Untern Loire seine Verurtheilung zu lebenslanger Zwangsarbeit und seine Verschickung nach dem Bagno von Cayenne herbeigeführt hatten.
    Jetzt oder niemals bot sich die unerwartete Gelegenheit, den jungen Mann und mit ihm vielleicht auch den Sergeanten Martial abzufangen, wenn es möglich war, sie auf dem Landwege nach der Mission zu überraschen – die Gelegenheit, an Stelle des Vaters wenigstens an dem Sohne Rache zu nehmen.
    Das Weitere ist bekannt. Nachdem Alfaniz in der Nacht, die er am Sitio von Yaname auf dem Lande zubrachte, einen Genossen getroffen hatte, war er nach der Ankunft der Piroguen bei dem spätern Lager am Pic Maunoir entflohen.
    Nach Ermordung des Vaters Gomos, weil dieser ihm nicht als Führer dienen wollte, war er dann am Rio Torrida hinauf und über die Furt von Frascaes gegangen und hatte die Bande der Quivas dort im Walde gefunden.
    Jetzt, wo Jacques Helloch und dessen Gefährten in seiner Gewalt waren, gedachte sich der Elende auch der Piroguen an ihrem Halteplatz auf dem Orinoco zu bemächtigen.
    Der Sohn oder vielmehr die Tochter des Oberst von Kermor war nun in seiner Hand.
Elftes Capitel.
Die Mission von Santa-Juana.
    Dreizehn Jahre vor dem Anfange dieser Erzählung gab es in der Gegend, die der Rio Torrida durchströmt, weder ein Dorf, noch einen Rancho oder Sitio. Kaum zogen dann und wann Indianer durch sie hin, wenn diese gezwungen waren, für ihre Herden neue Weideplätze zu suchen. Die ganze Gegend bestand nur aus ausgedehnten, zwar fruchtbaren, doch unangebauten Ilanos, fast undurchdringlichen Wäldern und sumpfigen Esteros, die im Winter durch die aus ihren Betten tretenden Wasseradern der Nachbarschaft immer frisch gefüllt wurden. Nur Raubthiere, Schlangen, Affen und mancherlei Vögel – die Insecten, vorzüglich die Muskitos, nicht zu vergessen – vertraten das Thierleben in diesen fast noch unbekannten Gebieten. Sie bildeten trotz ihrer reichen Pflanzenwelt thatsächlich eine Wüstenei, wohin niemals Händler oder Unternehmer aus der Republik Venezuela vordrangen.
    Ging man einige hundert Kilometer in nördlicher und nordöstlicher Richtung hinauf, so verlor man sich schließlich in einem höchst merkwürdigen Gebietstheile, dessen

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