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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Beamte war ein fünfzigjähriger Mulatte, dessen Verwaltungsbezirk die benachbarten Ilanos umfaßt und dem auch die Strompolizei untersteht. Er hatte eine Mestizin zur Frau und ein halbes Dutzend Kinder von sechs bis zu achtzehn Jahren, Knaben und Mädchen, die sich alle einer blühenden Gesundheit erfreuten.
    Als er erfuhr, daß Herr Miguel und seine beiden Collegen zu den hervorragendsten Persönlichkeiten von Ciudad-Bolivar gehörten, bereitete er ihnen den besten Empfang und lud sie ein, den Abend in seinem Hause zuzubringen.
    Die Einladung erstreckte sich auch auf die Fahrgäste der »Gallinetta«. Jean von Kermor nahm sie um so lieber an, weil er dadurch weitere Nachrichten über seine beiden Landsleute, deren Schicksal ihm am Herzen lag, zu erlangen hoffen konnte.
    Die Schiffer Valdez und Martos ließen es sich angelegen sein, die Piroguen wieder mit Allem zu versorgen, und kauften Vorräthe an Zucker, Ignames und Maniocmehl, das durch Verreibung der betreffenden Früchte zwischen Steinen hergestellt wird und meist, wenn nicht ganz ausschließlich, in dem mittleren Gebiete des Orinoco zur Brodbereitung dient.
    Die beiden Falcas lagen am innern Rand einer kleinen, den Hafen bildenden Bucht, wo auch verschiedene Curiares und viele Fischerboote im Hafen befestigt waren.
    Außerdem sah man hier noch eine dritte Falca mit einem eingebornen Fischer.
    Das war das Fahrzeug der beiden französischen Forscher, der Herren Jacques Helloch und Germain Paterne. Seit sechs Wochen erwarteten sie ihre Leute schon in la Urbana und waren, da sie keinerlei Nachricht erhalten hatten, wegen des Schicksals der Fremden natürlich nicht wenig beunruhigt.
    Nachdem sie an Bord ihrer Falcas gespeist hatten, begaben sich die Passagiere nach der Wohnung des Beamten.
    Dessen Familie hielt sich in dem Hauptsaale des Hauses auf, der nur mit einem Tische, einigen mit Hirschleder bezognen Stühlen möbliert und mit verschiednen Jagdattributen geschmückt war.
    Mehrere »Notabeln« aus la Urbana, und neben ihnen noch ein Ansiedler aus der Umgebung, waren ebenfalls zu dieser Abendgesellschaft herangezogen worden. Der letztere war Jean von Kermor keineswegs unbekannt, Dank dem Bilde, das Chaffanjon in seinem Reiseberichte von ihm entworfen und bei dem der französische Reisende einen herzlichen Empfang und eine wohlthuende Gastfreundschaft genossen hatte. Er sagt über ihn Folgendes:
    »Herr Marchal, ein Venezuolaner in reiferen Jahren, hat sich vor etwa anderthalb Jahrzehnten in la Tigra, stromaufwärts von la Urbana, niedergelassen. Dieser Herr Marchal ist ein wirklich kluger Mann. Er hat sich von der Politik zurückgezogen, um sich der Viehzucht zu widmen, und hat einen Hato begründet, dessen Corral gegen hundert Thiere enthält, die von einigen Bauern und deren Familien gepflegt werden. Rund um den Hato liegen Felder mit Mais, Manioc und Zuckerrohr, schön eingefaßt von herrlichen Bananen, die alle Bedürfnisse dieser glücklichen und stillen Welt befriedigen.«
    Dieser Herr Marchal, der sich gerade in Geschäftsangelegenheiten nach la Urbana begeben hatte, befand sich hier also beim Eintreffen der Piroguen. Er war auf seinem eignen, von zwei Leuten bemannten Curiare gekommen und bei dem obersten Beamten abgestiegen, mit dem er befreundet war. Natürlich gehörte er deshalb zu den Personen, die zur heutigen Soirée eingeladen wurden.
    In dem kleinen Orte, schon hoch oben in den Ilanos des Orinoco, darf man natürlich nicht an einen Gesellschaftsabend unsrer vornehmen Welt denken. An Stelle seiner Pasteten, köstlichen Zuckerwerks, gewählter Weine und beliebter Liqueure gab es hier Kuchen, den die Hausfrau selbst mit ihren Töchtern gebacken hatte – vor Allem aber einen aufrichtig herzlichen Empfang. Dazu wurden einige Tassen des vortrefflichen Bruquilla-Kaffees aufgetragen, der von einer krautartigen, auf dem Hato des Herrn Marchal selbst angebauten Leguminose gewonnen wird.
    Dem bejahrten Herrn machte es ein großes Vergnügen, mit Jean von Kermor in der Landessprache zu plaudern. Er erwähnte auch, daß dessen Landsmann vor fünf Jahren, leider nur gar zu kurze Zeit, sich auf seinem Hato aufgehalten habe.
    »Er war aber einmal voller Ungeduld, seine abenteuerliche Fahrt fortzusetzen, fügte Herr Marchal hinzu. Das ist ein kühner Pionier, lieber junger Freund. Jede Gefahr verachtend, hat er unsern Landesstrom selbst mit Lebensgefahr bis an seine Quellen verfolgt. Wahrlich, ein Franzose, der Frankreich Ehre macht!«
    Diese mit lebhaftem

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