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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Insel umschiffte, mußte sich dieser Flecken – oder dieses Dorf – schon den Blicken zeigen.
     

    Dicht belaubte Bäume versprachen ihnen willkommenen Schutz vor der Sonne. (S. 97.)
     
    Es bildet die letzte Ansiedlung am mittleren Orinoco der erst zweihundert Kilometer stromaufwärts, an der Mündung des Meta, die Ortschaft Cariben folgt.
    Die Falcas legten also an dem etwas steilen Ufer an und die Passagiere gingen ans Land, wo mehrere dicht belaubte Bäume ihnen willkommenen Schutz vor der Sonne versprachen.
    Zum Aerger des Sergeanten Martial begann sich allmählich eine Art Vertraulichkeit zwischen den Insassen der beiden Piroguen zu entwickeln, wie das ja bei einer derartigen Reise nicht mehr als natürlich ist. Eine gegenseitige Absonderung wäre doch die reine Thorheit gewesen. Herr Miguel verheimlichte weniger denn je sein Interesse für den jungen Jean von Kermor, und dieser hätte ja gegen die einfachsten Gesetze der Höflichkeit verstoßen, wenn er solchen Theilnahmebezeugungen gegenüber unempfindlich geblieben wäre. Der Sergeant Martial mußte sich eben in das fügen, was er nicht ändern konnte. Wenn er sich aber äußerlich milder gestimmt und nicht so widerhaarig zeigte, so unterließ er es doch nicht, sich wegen seiner Dummheit und Schwäche die schlimmsten Vorwürfe zu machen.
    Wenn diese Insel stellenweise angebaut war, schien es ihr doch an jedem Wild zu fehlen. Nur einzelne Paare von Enten und Holztauben flogen über ihr dahin Die Jäger konnten also nicht daran denken, die Gewehre zu gebrauchen, um in die nächste Mahlzeit eine Abwechslung zu bringen. In la Urbana fanden sie übrigens Alles, was für die Verproviantierung der Falcas irgend erwünscht war.
    Die Ruhestunden wurden also plaudernd verbracht, während die Mannschaften sich durch ein Schläfchen im Schatten der Bäume stärkten.
    Gegen drei Uhr gab Valdez das Zeichen zur Wiederabfahrt. Sofort stießen die Piroguen vom Lande, doch wurde es nöthig, sich bis zur Südspitze der Insel mittelst der Espilla aufzuholen. Von da aus war nur noch die andre Hälfte des Stromes zu durchfahren.
    Diese letzten Strecken wurden ohne jeden Zwischenfall zurückgelegt, und vor Eintritt der Dunkelheit gingen die beiden Piroguen dicht vor la Urbana vor Anker.
Achtes Capitel.
Eine Staubwolke am Horizont.
    Man könnte la Urbana die Hauptstadt des mittleren Orinoco nennen. Es ist der bedeutendste Flecken zwischen Caïcara und San-Fernando de Atabapo, die jedes an den zwei vom Strome gebildeten Ecken liegen – das erste an der Stelle, wo er seine Richtung von Osten nach Westen in eine südliche verwandelt das zweite da, wo er von dieser wieder in die ostwestliche übergeht.
    Natürlich bildete diese hydrographische Anordnung noch keine Bestätigung dafür, daß die Ansicht des Herrn Miguel vor der seiner beiden Collegen den Vorzug bezüglich des Verlaufes des eigentlichen Orinoco, wie er auf den Karten eingetragen ist, verdiene.
    Nach weiteren sechshundert Kilometern sollten die Geographen ja erst an den dreifachen Zusammenfluß kommen, wo ihre Streitfrage – das hofften sie wenigstens – entschieden werden sollte.
    Ein Cerro, ein niedriger Hügel, erhebt sich am rechten Ufer und trägt denselben Namen, wie die Ortschaft an seinem Fuße. Zu jener Zeit zählte la Urbana dreitausendfünfhundertachtzig Einwohner in wenig hundert Häuschen und Hütten, meist Mulatten und spanische oder indianische Mestizen. Sie sind nicht eigentlich Ackerbauer, und nur wenige beschäftigen sich mit der Aufzucht von Vieh. Außer der Einerntung der Sarrapia und dem Sammeln der Schildkröteneier, was ja stets in sehr beschränktem Zeitraume stattfindet, huldigen sie nur dem Fischfang und der Jagd, verrathen im Ganzen aber einen natürlichen Hang zur Trägheit. Sie leben übrigens recht gut, und ihre unter den Bananen des Flusses verstreuten Hütten bieten einen Anblick fröhlichen Gedeihens, wie er in diesen entlegenen Gebieten selten anzutreffen ist.
    Die Herren Miguel, Felipe und Varinas, sowie der Sergeant Martial und Jean von Kermor beabsichtigten, nur eine Nacht in la Urbana zu bleiben. Gegen fünf Uhr daselbst eingetroffen, genügte ihnen jedenfalls der Abend zur Erneuerung ihrer Vorräthe an Fleisch und Gemüsen, denn la Urbana ist in der Lage, alles das in reichlichen Mengen zu liefern.
    Wichtiger noch erschien es, den ersten Beamten des Ortes aufzusuchen, der sich beeilte, seine Dienste anzubieten und den Reisenden seine Wohnung zur Verfügung zu stellen.
    Dieser

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