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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ausdrucke gesprochenen Worte zeigten, daß das Herz des ehrwürdigen Venezuolaners seinem einstigen Gast noch ein gutes Andenken bewahrte.
    Als die Herren Marchal und der Beamte hörten, welches Ziel die Herren Miguel, Felipe und Varinas verfolgten, glaubte Jean von Kermor zu bemerken, daß sie sich etwas verwundert ansahen. Für sie war ja die Frage wegen des Orinoco, entsprechend der Anschauung des Herrn Miguel, schon zweifellos gelöst.
    Obwohl Herr Marchal nun San-Fernando recht gut kannte und sein Urtheil bezüglich des Atabapo und des Guaviare schon lange feststand, unterließ er es doch nicht, die drei Mitglieder der geographischen Gesellschaft dahin anzuregen, daß sie ihre Untersuchungen ja bis zum Zusammenflusse der drei Wasserläufe ausdehnen sollten.
    »Die Wissenschaft kann dadurch nur Vortheil haben, sagte er, und wer weiß, meine Herren, ob Sie von dieser Expedition nicht auch noch neue, persönliche Entdeckungen mitbringen.
    – Das hoffen wir wenigstens, antwortete Herr Miguel, denn es handelt sich um den Besuch einer noch sehr unbekannten Gegend, und wenn wir selbst über San-Fernando hinausgehen müßten…
    – So gehen wir eben… fiel Herr Felipe ein.
    – So weit wie es nöthig scheint,« vollendete Herr Varinas den Satz.
    Der Sergeant Martial verstand von diesem Gespräch nur sehr wenig, so daß ihm Jean dann und wann als Dolmetscher diente. Es erregte in ihm ein gewisses Erstaunen, daß Menschen – insofern sie nicht ihres Verstandes beraubt waren – eine solche Neugier zeigten, genau auszukundschaften, »aus welchem Loch ein Fluß sprudelt«.
    »Nun ja, murmelte er, wenn alle Menschen verständig wären, brauchte man nicht so viel Narrenhäuser zu bauen!«
    Das Gespräch wandte sich später den beiden Franzosen zu, deren Rückkehr nach la Urbana man bisher vergebens erwartet hatte. Der erste Beamte des Ortes hatte sie bei ihrem Eintreffen hier empfangen. Herr Marchal kannte sie ebenfalls, denn bei ihrer Abreise hatten sie sich einen Tag lang auf seinem Hato aufgehalten.
    »Und seit ihrer Abreise, fragte Herr Miguel, haben Sie nichts wieder von ihnen gehört?
    – Nicht das Mindeste, erklärte der Beamte. Die Ilaneros, die von Osten her heimkehrten und die wir wiederholt darum befragten, versichern alle, ihnen nicht begegnet zu sein.
    – Hatten sie nicht auch die Absicht, nahm jetzt Jean von Kermor das Wort, den Orinoco hinauszugeben?
    – Ja wohl, junger Freund, antwortete Herr Marchal, sie wollten dabei in den verschiedenen Ortschaften am Ufer Halt machen. Wie sie mir sagten, reisten sie ein wenig aufs Geradewohl. Der eine, Herr Germain Paterne, sammelte Pflanzen mit dem Eifer eines Naturforschers, der das Leben daran setzen würde, eine noch unbekannte Art zu entdecken. Der andre, Herr Jacques Helloch, ein Jäger vor dem Herrn, widmete sich leidenschaftlich geographischen Fragen, der Aufnahme einer Gegend oder der Bestimmung eines Flußlaufes. Solche Leidenschaften führen die Leute weit hinaus, oft sehr weit… vielleicht zu weit… und wenn sich’s dann um die Rückkehr handelt…
    – Nun wir wollen hoffen, ließ sich Herr Varinas vernehmen, daß den beiden Franzosen kein Unfall zugestoßen ist!
    – Ja, diese Hoffnung darf man nicht aufgeben, meinte der Beamte, obwohl ihre Abwesenheit nun schon etwas gar zu lange dauert.
    – War es bestimmt, fragte Herr Felipe, daß sie nach la Urbana zurückkehren sollten?
    – Zweifellos, denn ihre Pirogue erwartet sie ja hier mit den Sammlungen, die sie schon zusammengebracht hatten, und mit allem Lagermaterial.
    – Hatten sie bei ihrer Abreise, sagte Jean, einen Führer oder Bedienungsmannschaften mit sich?
    »– Ja, einige Yaruros, die ich ihnen selbst besorgt hatte, antwortete der Beamte.
    – Und das waren Leute, zu denen Sie Vertrauen haben konnten? fragte Herr Miguel.
    – Gewiß, soweit das möglich ist, wenn es sich um Indianer aus dem Innern handelt.
    – Weiß man vielleicht auch, fuhr Jean fort, welchen Landestheil sie besuchen wollten?
    – So weit ich ihre Absichten kenne, antwortete Herr Marchal, begaben sie sich zunächst nach der Sierra Matapey, im Osten des Orinoco, in nur wenig bekannte Gegenden, wo nur die Yaruros-und die Mapoyos-Indianer umherstreifen. Ihre beiden Landsleute und der Führer der Begleitmannschaften waren zu Pferde, die andern Indianer, etwa ein halbes Dutzend, begleiteten sie als Gepäckträger zu Fuß.
    – Ist das Land östlich vom Orinoco wohl Ueberschwemmungen ausgesetzt? fragte Jean von Kermor.
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