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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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völlig ruhig, es mußte unter der Oberfläche mächtig erschüttert werden, denn in fünf bis sechs Kilometer Entfernung wälzte sich eine Sandwolke darüber hin.
    »Das ist dichter Staub, meinte Herr Marchal, Staub, der vom Erdboden aufsteigt.
    – Vom Winde wird er aber nicht aufgewirbelt, erklärte Herr Miguel.
    – Nein, denn der ist kaum fühlbar, antwortete Herr Marchal. Sollten nur die Erderschütterungen daran schuld sein?… Nein, eine solche Erklärung wäre nicht annehmbar…
    – Und dann, setzte der Beamte hinzu, jenes Geräusch, das wie von schwerfälligen Maschinen herzurühren scheint.
    – Ja, was bedeutet das?« rief Herr Felipe.
    Da vernahm man, gleich einer an ihn gerichteten Antwort, ein Krachen, das Krachen einer Feuerwaffe, das an dem Cerro von la Urbana und an andern Stellen ein Echo wachrief.
    »Flintenschüsse! platzte der Sergeant Martial heraus. Das sind doch Schüsse, oder ich will Hans Taps heißen!
    – Da müssen draußen Jäger sein, meinte Jean.
    – Jäger, junger Freund? antwortete Herr Marchal. Die würden nicht eine solche Unmasse Staub verursachen, sie müßten denn gleich zu Tausenden sein.«
    Immerhin war nicht zu bezweifeln, daß die Knalle von Feuerwaffen, von Revolvern oder Gewehren herrührten. Bald stieg auch wirklicher Dampf über die mehr gelblich gefärbten Sandwolken auf.
    Uebrigens vernahm man noch neue Schüsse, und in so weiter Ferne sie auch fielen, genügte doch die leichte Brise, den Schall davon bis zu der Ortschaft zu tragen.
    »Ich bin der Ansicht, meine Herren, sagte da Herr Miguel, daß wir uns bemühen sollten, zu sehen, was nach jener Seite hin vorgeht.
    – Und Leuten Hilfe bringen, die deren vielleicht nothwendig bedürfen, setzte Herr Varinas hinzu.
    – Wer weiß, meinte Jean von Kermor, ob das nicht meine Landsleute sind…
    – Dann müßten sie es gerade mit einer ganzen Armee zu thun haben, erwiderte der alte Herr. Nur Tausende von Menschen könnten eine derartige Staubwolke aufwirbeln. Doch, Sie haben recht, Herr Miguel, wir wollen uns nach der Ebene hinunter begeben.
    – Aber wohl bewaffnet!« ermahnte Herr Miguel.
    Das empfahl sich gewiß, falls die Ahnung Jeans von Kermor diesen nicht betrog, wenn es die beiden Franzosen waren, die sich gegen den Angriff von Indianern der Umgegend mit Gewehrschüssen vertheidigten.
    In wenigen Augenblicken hatten die einen ihre Wohnung, die andern ihre Pirogue erreicht. Der Beamte, mehrere Ortsbewohner, die drei Geographen, der Sergeant Martial und sein Neffe begaben sich, mit dem Revolver im Gürtel und dem Gewehr über der Schulter, um den Fuß des Cerro von la Urbana herum, in der Richtung nach den Ilanos hinaus.
    Auch Herr Marchal schloß sich ihnen an, da er ungeduldig war, zu erfahren, was draußen vorging.
     

    Zunächst wurden die Raubthiere mit Flintenschüssen empfangen. (S. 116.)
     
    Die kleine Gesellschaft schritt tüchtig darauf los, und da sich die Staubwolke ihnen entgegenwälzte, mußten die drei oder vier Kilometer, die sie jetzt noch davon trennten, bald genug zurückgelegt sein.
    Auch in dieser Entfernung hätte man übrigens, wenn der dichte Staub nicht gewesen wäre, menschliche Gestalten erkennen können. Vorläufig sah man nur das Aufblitzen der sich von Zeit zu Zeit wiederholenden Schüsse, die immer deutlicher hörbar wurden.
     

    Jacques Helloch und Germain Paterne.
     
    Auch das dumpfe, rhythmische Geräusch nahm mehr und mehr zu, je mehr sich eine niedrige Masse, die jetzt noch nicht sichtbar war, näherte.
    In der Entfernung von einem Kilometer blieb Herr Miguel, der zur Seite des Beamten voraus marschierte und das Gewehr schußfertig hatte, plötzlich stehen. Ein Ausruf größten Erstaunens entfuhr seinen Lippen…
    Wahrlich, wenn je ein Sterblicher Gelegenheit fand, seine Neugierde befriedigt zu sehen, wenn je einer von seiner Ungläubigkeit curiert wurde, so war es der Sergeant Martial. Der alte Soldat hatte an das Vorkommen vieler Tausende Chelidonier nicht glauben wollen, die zur Legezeit die Ebenen am Orinoco, zwischen der Mündung des Auraca und den Sandbänken von Cariben, buchstäblich bedecken.
    »Schildkröten!… Das sind Schildkröten!« rief Herr Miguel und täuschte sich damit nicht.
    In der That, Schildkröten, wohl hunderttausend, vielleicht noch mehr, kamen auf das rechte Ufer des Stromes zu. Doch warum dieser außergewöhnliche Auszug, der ihren Gewohnheiten widersprach, da jetzt ja nicht die Zeit des Eierlegens war?
    Herr Marchal beantwortete die Frage in

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