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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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lebhafter Teint und über mittelgroßer Wuchs, seine kräftige Constitution und die natürliche Eleganz seiner Erscheinung nahmen auf den ersten Blick für ihn ein. Er gefiel, ohne sich darum zu bemühen, schon weil ihm jede Ziererei, jedes Bestreben, sich geltend zu machen, völlig fremd war.
    Sein Begleiter, der im achtundzwanzigsten Jahre stehende Germain Paterne, den der Minister seiner wissenschaftlichen Mission angegliedert hatte, war ebenfalls Bretone. Er gehörte einer angesehenen Familie von Rennes an. Sein Vater, ein Appellationsgerichtsrath, seine Mutter und seine beiden Schwestern lebten noch, während Jacques Helloch, der einzige Sohn seiner Eltern, diese schon verloren, von ihnen aber ein ansehnliches Vermögen geerbt hatte, das seinen jetzigen und zukünftigen Bedürfnissen zu genügen versprach.
    Germain Paterne – nicht minder entschlossen als sein einstiger Schulkamerad, doch von anderm Charakter – ging, wohin Jacques Helloch ihn führte, ohne je dagegen Einspruch zu erheben. Er war leidenschaftlicher Liebhaber der Naturgeschichte, vorzüglich der Botanik, und nicht weniger der Photographie. Er hätte wohl mitten im Kartätschenhagel eine Aufnahme gemacht und dabei den Mund ebensowenig verzogen, wie sein Objectiv. Er war keine Schönheit, aber auch nicht häßlich, und das kann man ja nicht wohl sein mit einem so intelligenten Ausdruck und einem unverwüstlichen Humor, wie er beides besaß. Ein wenig kleiner als sein Gefährte, erfreute er sich einer eisernen Gesundheit, einer Allem gewachsenen Constitution, war ein für Ermüdung unempfindlicher Fußgänger mit einem jener Magen die Kieselsteine verdauen und nicht knurren, wenn das Essen einmal etwas knapp ist oder auf sich warten läßt. Als er hörte, welche Mission Jacques Helloch übertragen worden war, bot er sich sofort als »zweite Kraft« an. Einen besseren, nützlicheren und verläßlicheren Begleiter als diesen, hätte Jacques gar nicht finden können. Die Durchführung der betreffenden Mission sollte so lange dauern, wie das nöthig erschien. Eine bestimmte Frist war dafür nicht festgesetzt. Sie sollte sich nicht allein auf den Lauf des Orinoco, sondern auch auf dessen, auf den Karten nur lückenhaft angegebene Nebenflüsse beziehen, und zwar vorzüglich im mittleren Theile des Stromes bis hinauf nach San-Fernando, das als äußerster, von den Forschern zu besuchender Punkt in Aussicht genommen war.
    Hier ist nur noch mitzutheilen, unter welchen Umständen die beiden jungen Gelehrten, nachdem sie den Orinoco von dessen vielfachen Mündungsarmen an bis nach Ciudad-Bolivar und von hier bis la Urbana besucht hatten, auch das Gebiet im Osten des Stromes hatten durchforschen wollen. Ihre Piroguen und das meiste Gepäck in la Urbana zurücklassend, trug der eine seine Instrumente nebst einem Hammerleß-Repetiergewehr mit Greener-Auswerfer, der andre seine mächtige Botanisiertrommel und eine nicht minder vorzügliche Waffe aus der nämlichen Fabrik, ohne von zwei Revolvern zu sprechen, die in Ledertaschen staken.
    Von la Urbana aus hatten sich Jacques Helloch und Germain Paterne nach den bisher wenig besuchten Bergen der Sierra Matapey gewendet. Eine Anzahl Yaruros zum Tragen leichter Geräthschaften begleitete sie. Dreihundert Kilometer weit befanden sie sich von den Ufern des Orinoco, als sie den äußersten ins Auge gefaßten Punkt ihrer etwas über drei Wochen dauernden Expedition erreicht hatten. Nachdem sie den Lauf des Snapure im Süden erforscht, und den des Rio Tortuga oder Rio Chaffanjon im Norden untersucht, viele orographische und hydrographische Aufnahmen gemacht und eine Menge Pflanzen gesammelt hatten, die später das Herbarium des Botanikers bereichern sollten, hatten sie, nun vor vierzehn Tagen, den Rückweg angetreten.
    Da wurden sie von sehr ernsten und unerwarteten Ereignissen bedroht.
    Zunächst sahen sich die beiden jungen Männer von einem Theile der Bravos-Indianer, die im Innern jenes Gebietes hausen, hinterlistig angegriffen. Als sie sich, nicht ohne Gefahr, dieser Ueberfälle erwehrt hatten, mußten sie mit ihrer Bedeckung bis zum Fuße der Sierra Matapey zurückkehren, wo der Führer und seine Leute sie verrätherischerweise verließen. Aller Lagergeräthe beraubt und nur noch im Besitze ihrer Instrumente und Waffen, während sie sich noch sehr weit von la Urbana befanden, beschlossen sie, sich sofort nach dieser Ortschaft zu begeben und sich die tägliche Nahrung durch Jagd zu erwerben, während sie die Nacht

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