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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ja, ich selbst, Sergeant; und wie Sie sehen, kommen meine Collegen gleich hinter mir.
    – Sie haben keine Havarien erlitten? erkundigte sich Herr Miguel.
    – Havarien zwar nicht, erwiderte Valdez, zum Besten ist es uns aber auch nicht ergangen.
    – Nun, Sie sind ja glücklich eingetroffen, sagte Jacques Helloch zum Schiffer der »Moriche«.
    – Ja, in sieben Tagen, und das will etwas heißen, wenn es gilt über die Stromschnellen von Atures hinwegzukommen.«
    Parchal hatte damit völlig recht; die Banivas sind aber, das muß man gerechterweise anerkennen, vortreffliche Schiffsleute. Ihre Gewandtheit und ihr Eifer verdienten alles Lob, und die wackern Leute erwiesen sich umso empfänglicher für die Anerkennung der Passagiere, als diese noch mit einem Trinkgeld von verschiedenen Piastern begleitet war.
Zwölftes Capitel.
Einige Bemerkungen Germain Paterne’s.
    Die Abfahrt der drei Piroguen erfolgte am nächsten Tage mit den ersten Strahlen der Morgensonne. Am vorhergehenden Nachmittage war alles Gepäck bereits wieder verladen worden, und da die Ueberschiffung des Raudals ohne Havarien abgelaufen war, erlitt die Weiterreise keine Verzögerung.
    Zwischen Atures und dem Städtchen San-Fernando sollten die Reisenden allerdings nicht mehr wie bisher durch alle Nebenumstände begünstigt werden. Der Wind, der Neigung zum Abflauen zeigte, reichte da jedenfalls nicht hin, die Falcas gegen die Strömung des Orinoco fortzutreiben, höchstens genügte er, die Fahrzeuge davon nicht zurückführen zu lassen. Da die Brise aber immer noch der Hauptrichtung nach aus Norden stand und nach Westen zu nur unwesentlich abwich, wurden die Segel dennoch gehißt, wenn man auch erwartete, daß Estrilla oder Palancas zu Hilfe genommen werden müßten.
    Wir brauchen wohl kaum zu erwähnen, daß jede Gruppe in ihrer eigenen Pirogue wieder Platz genommen hatte – der Sergeant Martial und Jean von Kermor auf der »Gallinetta«, die Herren Miguel, Felipe und Varinas an Bord der »Maripare«, und Jacques Helloch nebst Germain Paterne auf der »Moriche«.
    Wo immer möglich, segelte man in einer Front, und meist – der Sergeant Martial bemerkte es mit heimlichem Grollen – glitt die »Moriche« dicht neben der »Gallinetta« hin, was den Passagieren erlaubte, miteinander zu plaudern, und woran diese es auch nicht fehlen ließen.
    Im Laufe des Vormittags legten die Falcas nicht mehr als fünf Kilometer stromaufwärts zurück. Zuerst mußten sie sich nämlich durch die Unmasse von Eilanden und Rissen winden, die im Strombette oberhalb Atures aufragen. Auch die Segelstellung konnte dabei natürlich nicht gleichmäßig beibehalten werden. Durch die engen Wasserstraßen rauschten die Fluthen rasend schnell herab, und die Palancas mußten hier ebenso geschickt wie kraftvoll gehandhabt werden.
    Als die Flottille sich gegenüber dem Cerro Pintado befand, wurde das Bett des Orinoco freier, und nachdem die Falcas mehr nach dem rechten Ufer gesteuert waren, konnten sie, da hier eine schwächere Strömung stand, die Brise mit einigem Vortheil benutzen.
    Ein gutes Stück hinter dem gegenüberliegenden Ufer erhob sich der Cerro Pintado, den Herr Miguel und seine Collegen besucht hatten und dessen merkwürdig gestaltete Steinmasse, die weiten, von Guahibo-Indianern bewohnten Ebenen der Nachbarschaft beherrschend, noch recht deutlich erkennbar war.
    Je mehr sich die Sonne dem Horizonte zuneigte, desto mehr räumte der schwächer werdende Wind nach Nordosten, und gegen fünf Uhr am Nachmittage legte er sich ganz.
    Die Piroguen befanden sich jetzt in der Höhe des Raudals von Garcita. Auf den Rath des Schiffers Valdez hin richteten sich die Passagiere ein, an dieser Stelle, die ihnen für die Nacht passenden Schutz bot, Halt zu machen.
    Die heute zurückgelegte Strecke maß nur fünfzehn Kilometer, und am nächsten Morgen brach man mit Tagesgrauen wieder auf.
    Die Ueberwindung des Raudals von Garcita bot keine besondern Schwierigkeiten. Dasselbe ist das ganze Jahr über befahrbar, ohne daß die Fahrzeuge entlastet werden müßten. Im laufenden Monat hatte der Orinoco übrigens so vollschiffiges Wasser, daß er, vorzüglich für flachbodige Stromschiffe, überall tief genug war.
    Mit der jetzt herangekommenen Mitte des September begann freilich das Fallen des Wassers, und die bald eintretende trockne Jahreszeit mußte das stark beschleunigen.
    Noch gab es indeß häufige und ergiebige Regengüsse. Solche hatten die Reisenden überhaupt seit der Abfahrt nicht

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