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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie ihrem Ziele um zwanzig Kilometer näher. Auf dem jetzt von Rissen freien Strome gestaltete sich die Schifffahrt leichter. Die Schiffer konnten auch einige Stunden lang die Segel benutzen und sich bei geringerer Anstrengung dem auf dem linken Ufer gelegenen Dorfe Mataweni, neben dem gleichnamigen Rio, nähern.
    Hier sah man nur ein Dutzend Hütten von Guahibos-Indianern, die in den Gebieten am Orinoco und vorzüglich auf dessen linkem Ufer hausen. Hätten die Reisenden Zeit gehabt, den Mataweni ein Stück hinauf zu fahren, so würden sie noch mehrere Dörfer angetroffen haben, die von jenen sanftmüthigen, fleißigen und intelligenten Indianern, welche mit den Kaufleuten in San-Fernando vorzüglich Maniochandel treiben, bewohnt sind.
    Wären Jacques Helloch und Germain Paterne hier allein gewesen, so hätten sie an der Mündung dieses Nebenflusses für einige Zeit ebenso, wie vor einigen Wochen in la Urbana, Halt gemacht. Freilich war ihr Zug durch die Sierra Matapey nahe daran gewesen, schlecht abzulaufen. Als die »Moriche« aber, Bord an Bord mit der »Gallinetta«, am Ufer bei Mataweni verankert lag, glaubte Germain Paterne doch, den ihn beherrschenden Gedanken Ausdruck geben zu müssen.
    »Mein lieber Jacques, begann er, wir sind vom Minister für öffentliche Aufklärung mit einer wissenschaftlichen Mission zur näheren Erforschung des Orinoco betraut worden, und wenn ich nicht irre…
    – Worauf zielst Du hinaus? fragte Jacques Helloch, erstaunt über diese Einleitung.
    – Sehr einfach, Jacques; bezieht sich diese Mission denn ausschließlich auf den Orinoco?
    – Auf den Orinoco und seine Nebenflüsse.
    – Nun, um es gerade heraus zu sagen, mir scheint, wir vernachlässigen, wenigstens von la Urbana aus, die Zuflüsse des stolzen Stromes etwas gar zu sehr.
    – Meinst Du?
    – Gewiß, lieber Freund! Haben wir etwa den Suapure, den Pararuma und den Paraguaza am rechten Ufer näher erforscht?
    – Ich denke nicht.
    – Sind wir mit unsrer Pirogue zwischen den Ufern des Meta am linken Stromufer eingedrungen, jenes Meta, der einen der bedeutendsten Nebenflüsse der großen venezuolanischen Wasserader bildet?
    – Nein, wir sind an der Mündung des Meta vorübergekommen, ohne ihr weitere Aufmerksamkeit zu schenken.
    – Und wie steht’s mit dem Sipopo?
    – Den Sipopo haben wir außer Acht gelassen.
    – Und den Rio Vichada?
    – Wir haben unsre Verpflichtungen bezüglich des Rio Vichada in greulichster Weise verletzt.
    – Und Du bist noch zum Scherzen aufgelegt, Jacques?
    – Natürlich, mein guter Germain, denn eigentlich müßtest Du Dir doch sagen, daß wir das, was wir auf der Hinreise nicht gethan haben, auf der Rückreise bequem nachholen können. Ich denke, jene Nebenflüsse werden noch nicht von der Bildfläche verschwinden, werden auch in der heißen Jahreszeit nicht austrocknen, und wir finden sie bestimmt an ihren gewohnten Plätzen, wenn wir auf dem stolzen Hauptstrome zurückschwimmen…
    – Jacques, Jacques… wenn uns die Ehre zutheil wird, vom Minister für öffentliche Aufklärung empfangen zu werden…
    – Nun, da werden wir dem hohen Herrn einfach sagen: Wären wir allein gewesen, Eure Excellenz, so hätten wir diese Untersuchung gewiß bei der Bergfahrt auf dem Orinoco ausgeführt; wir befanden uns aber in Gesellschaft – in guter Gesellschaft – und es erschien uns rathsamer, mit dieser vereint bis San-Fernando zu gehen…
    – Wo wir uns, wie ich annehme, einige Zeit aufhalten werden, fiel Germain Paterne ein.
    – Jedenfalls so lange, bis die Frage bezüglich des Guaviare und des Atabapo endgiltig entschieden ist, antwortete Jacques Helloch, obgleich mir die Entscheidung zu Gunsten des Herrn Miguel schon im voraus sicher zu sein scheint. Uebrigens wird das eine vortreffliche Gelegenheit bieten, die beiden Zuflüsse in Gesellschaft der Herren Felipe und Varinas eingehend zu besichtigen. Du kannst Dich darauf verlassen, daß unsre Mission dabei nur gewinnen und daß der Minister der öffentlichen Aufklärung mit seinen officiellen Lobsprüchen dafür nicht zurückhalten wird!«
    Wir flechten hier ein, daß Jean von Kermor, der sich an Bord der »Gallinetta« gerade allein befand, dieses Zwiegespräch mit angehört hatte. Das war ja keine Indiscretion seinerseits, denn das Thema, worüber die beiden Freunde sich aussprachen, verlangte gewiß keine Geheimhaltung.
    Unleugbar und trotz aller Hindernisse, die der Sergeant Martial erfinden mochte, hatte Jacques Helloch seit dem

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