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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verschont, und diese sollten bis zur Ankunft in San-Fernando noch so manches himmlische Sturzbad bekommen. Grade heute zwangen endlose Platzregen Alle, in den Deckhäusern Schutz zu suchen. Dabei frischte aber die Brise aufs neue etwas mehr auf, worüber sich gewiß niemand zu beklagen hatte.
    Am Abend gingen die Piroguen an einer nach Osten verlaufenden Krümmung des Stromes vor Anker, und zwar an geschützter Stelle zwischen dem rechten Ufer und der nicht fern gelegenen Insel Rabo Pelado.
    Zwischen sechs und sieben Uhr suchten die Jäger den von fast undurchdringlichem Unterholz bedeckten Rand der Insel ab und erlegten dabei ein halbes Dutzend Gabiotas, eine Art kleiner, etwa taubengroßer Schwimmvögel, die beim Abendessen verzehrt wurden.
    Auf dem Rückwege gelang es Jacques Helloch noch, einen der jungen Kaimans zu schießen, die von den Indianern Babas genannt und für einen Leckerbissen erklärt werden.
    Die daraus bereitete Speise, hier zu Lande Sancocho genannt, wurde von den Tischgenossen indeß verschmäht und gern den Mannschaften überlassen.
    Nur Germain Paterne wollte davon kosten, weil es einem Naturforscher zusteht, nicht wählerisch zu sein und im Interesse der Wissenschaft auch Opfer zu bringen.
    »Na… wie schmeckts? fragte ihn Jacques Helloch.
    – Ei nun, antwortete Germain Paterne, der erste Bissen mundet ja nicht sonderlich, der zweite aber…
    – Der… der…
    – Der schmeckt ganz abscheulich!«
    Der Sancocho war damit ohne Widerspruch abgeurtheilt.
    Am nächsten Tage Abfahrt von der Insel Rabo Pelado und Fortsetzung der Schifffahrt nach Südwesten – in der Richtung, die der Orinoco bis zum Raudal der Guahibos beibehält. Heute unausgesetzter Regen. Intermittierende Brise aus Nordosten. Die Segel der Piroguen hängen einmal schlaff am Maste herab und werden dann wieder wie die Hülle eines Luftballons aufgebläht.
    Am Abend legte Valdez stromabwärts an der Insel Guayabo an, nachdem nur zwölf Kilometer zurückgelegt waren, da die Kraft des Windes die Macht der Strömung nicht überwinden konnte.
    Am nächsten Tage erreichten die Piroguen nach anstrengender Fahrt das Raudal der Guahibos und ankerten an der Mündung des Stromarmes von Carestia, der mit dem rechten Ufer eine lange Insel da umschließt, wo diese den Lauf des Orinoco theilt.
    Dem Abendessen, das mit einem Paare Huccos, einer Art von Wasservögeln, die am Inselufer erlegt wurden, gewürzt war, folgte eine friedlich stille Nacht.
    Hier bildet der Strom viele Windungen, ist zwar recht breit, doch mit Inseln und Eilanden übersäet. Außerdem durchschneidet ihn eine Barre, über die die Fluthen in schäumendem Falle herabrauschen. Die romantische wilde Scenerie der Umgebung ist wohl eine der schönsten, die man längs des mittleren Orinoco antrifft.
    Die Reisenden hatten Zeit genug, sie zu bewundern, denn sie brauchten einige Stunden, um über das Raudal der Guahibos hinauszukommen. Die Piroguen fuhren darüber hin, ohne daß eine Entlastung nöthig war, obgleich es in der Regel mehr Schwierigkeiten bietet, als das von Garcita.
    Gegen drei Uhr des Nachmittags langte die Gesellschaft, die dem Stromarme des linken Ufers gefolgt war, bei dem Dorfe Carestia an, wo wieder Alles ausgeschifft werden sollte, um den Piroguen die Fahrt über das Raudal von Maipures zu erleichtern.
    Hier war also dasselbe Verfahren wie in Puerto-Real zu befolgen. Indianer übernahmen es, das Gepäck auf dem Rücken weiterzuschaffen und begleiteten die Reisenden nach Maipures, wo diese noch vor fünf Uhr Halt machten.
    Die Entfernung zwischen Carestia und Maipures beträgt übrigens nur zehn Kilometer, und der Pfad längs des Ufers erwies sich recht gut gangbar.
    Hier sollten nun die »Gallinetta«, die »Maripare« und die »Moriche«, die zu derselben Strecke drei bis vier Tage brauchten, abgewartet werden.
    Wenn das Raudal von Maipures nämlich auch weniger lang ist als das von Atures, so setzt es der Fahrt darüberhin doch vielleicht noch ernstere Hindernisse entgegen. Der Niveauunterschied des Wassers beträgt hier nämlich mehr… zwölf Meter auf eine Strecke von sechs Kilometern. Auf den Eifer und die Geschicklichkeit der Führer und ihrer Leute konnte man sich indeß verlassen, sie würden gewiß alles Mögliche thun, um Zeit zu gewinnen.
    Uebrigens hatte es ja kaum fünf voller Tage bedurft, um die sechzig Kilometer, die die beiden bedeutendsten Raudals dieses Theiles des Orinoco trennen, zurückzulegen.
    Die Maipures-Indianer, die dem Dorfe den

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