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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bestätigte Herr Miguel, er verdiente den Ehrenplatz auf einer europäischen Tafel.
    – Das mein’ ich auch, sagte Jacques Helloch, und wir sollten einige Dutzend solcher Burschen eigentlich an ein Pariser Restaurant schicken.
    – Ja, warum sollten diese Thiere denn nicht so gut sein wie Kalb-, Rind-und Hammelfleisch, bemerkte Germain Paterne, da sie sich von den duftreichsten Pflanzen ernähren?
    – Es ist nur sehr schwierig, ließ Herr Varinas sich vernehmen, ihnen auf bequeme Schußweite nahe zu kommen.
    – Ja, davon können wir erzählen, antwortete Herr Miguel, denn dieser hier ist der erste…
    – Der möglichst bald einen Nachfolger verdient, fiel Jacques Helloch ein. Da wir nun einmal einige Tage in diesem elenden Dorfe zubringen müssen, halt’ ich es fürs Beste, auf die Affenjagd zu gehen. Sie schließen sich doch uns an, lieber Jean?
    – Ich halte mich nicht für würdig, Sie zu begleiten, erwiderte der junge Mann mit einer dankenden Bewegung. Uebrigens würde es mein Onkel kaum zugeben… wenigstens nicht ohne ihn…
    – Ganz gewiß werde ich es nicht erlauben, erklärte der Sergeant Martial, erfreut, durch die Antwort seines Neffen einer abschlägigen Erklärung gegenüber seinem Landsmann enthoben zu sein.
    – Ja, warum aber, fragte Jacques Helloch, eine solche Jagd ist doch mit keiner Gefahr verknüpft?
    – Es ist immer gefährlich, sich in die Wälder hier zu wagen, die, wie ich annehme, nicht ausschließlich von Affen bevölkert sind, erwiderte der Sergeant Martial.
    – Freilich, bestätigte Herr Felipe, zuweilen trifft man darin auf Bären…
    – O, nur auf ganz sanftmüthige Bären, versicherte Germain Paterne, nur Ameisenbären, die keinem Menschen etwas zu Leide thun und sich schlecht und recht von Honig und von Fischen nähren.
    – Und die Tiger… die Löwen… die Ocelote… verzehren die auch nur Honig? erwiderte der Sergeant Martial, entschlossen, sich von seiner Anschauung der Sache nicht abbringen zu lassen.
    – Diese Raubthiere sind selten und in der Nähe von Dörfern kaum anzutreffen, während die Affen gern in der Umgebung von Wohnstätten umherschweifen, erklärte Herr Miguel.
    – Uebrigens, ließ sich da Herr Varinas vernehmen, giebt es ein sehr einfaches Mittel, das vorzüglich in den Ansiedlungen am Orinoco benutzt wird, um Affen zu erbeuten, ohne sie zu verfolgen, ja ohne die eigne Hütte zu verlassen…
    – Und das wäre? fragte Jean.
    – Man stellt am Saume eines Waldes einige, am Erdboden gut befestigte Flaschenkürbisse mit einem Loche darin auf, das so groß ist, daß der Affe mit der offenen Hand gerade noch hindurch kann, nicht aber, wenn er sie geschlossen hat. In jeden Flaschenkürbis bringt man eine den Thieren besonders willkommene Frucht. Der Affe sieht sie oder wittert sie, sein Verlangen verlockt ihn, er steckt die Hand durch das Loch, ergreift die Frucht und ist, da er einerseits die Beute nicht wieder los lassen will und andrerseits die Hand doch nicht wieder herausziehen kann, einfach gefangen.
    – Was, rief der Sergeant Martial, da käme ihm nicht der Gedanke, die Frucht fallen zu lassen?
    – Nein, antwortete Herr Varinas, der Gedanke kommt ihm nicht!
    – Und da sagt man noch, daß die Affen intelligente und schlaue Burschen wären!
    – Gewiß, doch ihre Naschhaftigkeit trägt den Sieg über ihre Intelligenz davon, erklärte Herr Felipe.
    – Diese lächerlichen Kerle!«
    Die Vierhänder, die sich in einer solchen Falle fangen lassen, verdienen gewiß diese Bezeichnung, und doch wird das von Herrn Varinas geschilderte Mittel in den Wäldern am Orinoco oft mit bestem Erfolge angewendet.
    Jedenfalls handelte es sich hier darum, die Tage des Aufenthalts in Atures bis zum Eintreffen der Piroguen bestens auszunutzen. Der junge Mann konnte sogar mittheilen, daß sein Landsmann vor sechs Jahren hier hatte elf Tage lang warten müssen, ehe seine Falca das Raudal von Atures passieren konnte. Bei dem jetzigen ziemlich hohen Wasserstande erforderte das aber vielleicht weniger Zeit für die Piroguen, die am nämlichen Morgen von Puerto Real abgegangen waren.
    Während ihres Verweilens hier begleiteten Jean von Kermor und der Sergeant Martial jedoch die drei Venezuolaner und die beiden Franzosen nicht, als diese die Umgebungen des Dorfes absuchten. Raubthiere zu erlegen, fanden die Jäger keine Gelegenheit, und die wenigen, die sie überhaupt sahen, machten keine Miene, sie anzugreifen. Nur ein Tapir wurde durch eine Kugel Jacques Helloch’s verwundet,

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