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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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weniger für Jacques Helloch und Germain, für den Sergeant Martial und dessen Neffen thun, die auf ihn unter allen Umständen rechnen dürften.
    Der junge Mann erklärte ihm hierauf, aus welchem Grunde er nach Venezuela gekommen sei, und das konnte die Theilnahme, die Herr Mirabal für ihn hegte, natürlich nur noch steigern.
    Nun erhob sich zuerst die Frage, ob der bejahrte Herr sich entsinnen könne, daß der Oberst von Kermor vor dreizehn Jahren einmal in San-Fernando verweilt habe.
    Die Antwort fiel für den jungen Mann nicht gerade befriedigend aus. Auch nach längerem Nachdenken erinnerte sich Herr Mirabal nicht, daß sich hier ein Oberst dieses Namens aufgehalten hätte.
    Jeans Gesicht bekam einen kummervollen Ausdruck, und seinen Augen entquollen einige Thränen.
    »Sind Sie, Herr Mirabal, fragte Jacques Helloch, hier schon lange Zeit ansässig?
    – Ueber vierzig Jahre, antwortete der alte Herr, und ich habe San-Fernando auch nur selten, und dann nur auf kurze Zeit verlassen. Hätte sich ein Reisender, wie der Oberst von Kermor, hier einige Tage aufgehalten, so hätte ich ihn gewiß gesehen und wäre mit ihm in Beziehung getreten. Unser Ort ist nicht so groß und nicht so volkreich, daß ein Fremder nicht von Allen bemerkt worden wäre und ich nicht von ihm gehört hätte.
    – Ja… wenn er aber sein Incognito zu bewahren suchte?
    – Darauf fehlt mir die Antwort, erklärte Herr Mirabal; sollte er dazu Veranlassung gehabt haben?…
    – Herr Mirabal, sagte Jean, mein Vater hat Frankreich vor dreizehn Jahren verlassen, und seine Freunde haben von seiner Abreise erst weit später Kunde bekommen. Selbst mein Onkel, der Sergeant Martial, war damals nicht über das Vorhaben seines Oberst unterrichtet.
    – Nein, gewiß nicht! rief der alte Soldat. Ich würde ihn schon davon zurückgehalten haben!
    – Doch Sie, mein liebes Kind? fragte Herr Mirabal.
    – Ich befand mich zu jener Zeit nicht im Hause meines Vaters, antwortete Jean, sichtlich etwas zögernd. Meine Mutter und ich, wir verweilten einige Zeit in den Colonien, und bei der Rückfahrt nach Frankreich kam meine Mutter durch einen Schiffbruch ums Leben. Ich wurde damals gerettet, und als ich, wieder viele Jahre später, nach der Bretagne heimkam, hatte mein Vater Nantes schon verlassen – seit dieser Zeit wissen wir nichts mehr von ihm.«
    Offenbar lag in dem Leben dieses jungen Mannes ein Geheimniß verborgen, wie das Jacques Helloch schon geahnt hatte. Da es ihm aber nicht zukam, es zu entschleiern, bewahrte er nach dieser Seite stets die strengste Zurückhaltung. Jedenfalls unterlag es keinem Zweifel, daß der Oberst von Kermor die Heimat bereits verlassen hatte, als sein Sohn daselbst eintraf, und daß der Sergeant Martial – mochte dieser nun mit ihm verwandt sein oder nicht – unbedingt nicht wußte, wohin er gegangen war.
    »Und doch haben Sie, liebes Kind, fuhr Herr Mirabal fort, stichhaltige Gründe, zu glauben, daß Ihr Vater nach San-Fernando gekommen wäre?
    – Nicht allein stichhaltige, Herr Mirabal, sondern ganz beweiskräftige Gründe.
    – Und die wären?…
    – Ein von meinem Vater geschriebener und unterzeichneter Brief, der aus San-Fernando eintraf, ist im Laufe des Jahres 1879 einem seiner Freunde zugegangen.
    – Das ist allerdings ein Beweis für… ja, wenn nicht etwa… erwiderte Herr Mirabal in abgebrochenen Sätzen. Es giebt in Venezuela nämlich noch eine andre Ortschaft dieses Namens, an der Ostseite des Orinoco… San-Fernando des Apures.
    – Nein, nein, der Brief kam aus San-Fernando de Atabapo, und der Poststempel trägt das Datum des 5. Juni 1879.
    – Warum, liebes Kind, haben Sie sich aber nicht damals gleich zu Nachsuchungen entschlossen?
    – Weil wir Beide, mein Onkel und ich, von diesem Briefe erst vor drei Monaten Kenntniß erhielten. Der Freund, an den er gerichtet war, durfte niemand davon Mittheilung machen, und erst nach dessen Ableben hat seine Familie ihn uns zugestellt. Ach, wäre ich nicht in weiter Ferne gewesen, als mein Vater das Heimatland verließ… er wäre gewiß nicht fortgegangen!«
    Tief bewegt zog Herr Mirabal Jean an sich und umarmte ihn zärtlich. Er fragte sich, was er wohl thun könnte, um ihm zu helfen. Eine Thatsache überwog ja Alles, die, wonach ein vom Oberst von Kermor geschriebener und vom 5. Juni 1879 datierter Brief aus San-Fernando de Atabapo abgegangen war.
    »Und doch, äußerte Herr Mirabal, versagt hier meine Erinnerung… nein… ich weiß von nichts, obwohl ich jener Zeit

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