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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sicherlich in San-Fernando gewesen bin.
    – Es ist aber doch kaum glaublich, rief der junge Mann, daß mein Vater hier durchgereist, ja sich sogar, wenigstens kurze Zeit, hier aufgehalten hätte, ohne daß davon irgend etwas nachzuweisen wäre!«
    Dazu entrang sich ihm ein schwerer Seufzer, als ob ihm die so bestimmte und niederschmetternde Aussage des Herrn Mirabal die letzte Hoffnung geraubt hätte.
    »Verzweifeln Sie nur nicht, Jean – er sagte diesmal nicht »mein lieber Jean« – erwiderte Jacques Helloch, der seine Erregung übrigens kaum selbst bemeistern konnte. Jedenfalls ist der Oberst von Kermor in San-Fernando gewesen, ohne daß Herr Mirabal davon Kenntniß erhielt.«
    Der Herr des Hauses erhob den Kopf.
    »Andre Personen haben ihn vielleicht kennen gelernt, fuhr Jacques Helloch fort. Wir werden danach Umschau und Nachfrage halten. Drum noch einmal, Jean, nicht gleich auf jeden Erfolg verzichten!«
    Der Sergeant Martial sah den jungen Mann nur an, verhielt sich aber schweigend. Er schien diesem immer wieder zu sagen, was er schon seit der Abreise oft genug wiederholt hatte: »Du wirst sehen, mein armes Kind, daß wir eine ganz nutzlose Fahrt unternehmen!«
    »Da es ja nicht ausgeschlossen ist, nahm Herr Mirabal wieder das Wort, daß ich von der Anwesenheit des Oberst von Kermor nichts erfahren hätte, werde ich Nachforschungen anstellen, mich bei hiesigen Einwohnern erkundigen. Auch ich möchte Sie bitten, nicht vorschnell zu verzweifeln. Daß Ihr Herr Vater nach San-Fernando gekommen ist, steht ja fest. Doch trat er auch unter seinem wahren Namen auf? Reiste er vielleicht nicht in seiner Eigenschaft als Oberst? Wer mag das wissen?«
    Diese Hypothese erschien ja annehmbar, wenn man sich auch kaum erklären konnte, warum der Oberst seinen Namen und seinen Stand verheimlicht haben sollte.
    »Wenn Herr von Kermor, bemerkte Jacques Helloch dazu, nicht gerade bei seiner Fahrt durch San-Fernando unerkannt bleiben wollte.
    – Weshalb aber eine solche Verheimlichung? fragte Herr Mirabal.
    – Mein Vater hatte gar schweren Kummer erlitten, antwortete der junge Mann, dessen Herz immer heftiger zu pochen anfing. Nach dem Tode meiner armen Mutter glaubte er, in der Welt ganz verlassen dazustehen…
    – Doch Sie, mein armes Kind?
    – Mich hielt er ebenfalls für todt,« erwiderte Jean, während der Sergeant Martial in seiner Ecke heimlich brummte.
    Offenbar paßte es ihm keineswegs, seinen Neffen in dieser Weise ausgefragt zu sehen. Dabei wurden verschiedene Einzelheiten ans Licht gezogen, die er immer gern, wenigstens so weit sie mit der Vergangenheit seines angeblichen Neffen zusammenhingen, im Dunkeln gelassen hätte.
    Weder Herr Mirabal, noch Jacques Helloch stellten übrigens weitere Fragen. Der von schwerem Unglück geprüfte Oberst von Kermor hatte geglaubt, im Geheimen abreisen zu müssen… so geheim, daß auch sein alter Waffengefährte nichts von seiner Absicht erfuhr. Es war demnach nicht unwahrscheinlich, daß er seinen Namen in der Hoffnung vertauscht hatte, niemals an dem Orte entdeckt zu werden, wohin er sich mit seinem von so harten Schlägen zerstörten Leben geflüchtet hatte.
    Nach ihrer Rückkehr in den Gasthof gingen der Sergeant Martial und Jean an diesem Tage nicht wieder aus.
    Am nächsten Tage hatte Jean eine Unterredung mit dem Gouverneur der Provinz des Orinoco, dem Herr Miguel ihn vorgestellt hatte.
    Seine Excellenz konnte ihm freilich nichts auf seinen Vater Bezügliches mittheilen. Der Gouverneur nahm seine Stelle in San-Fernando erst seit fünf Jahren ein. Doch wenn er dem jungen Manne auch keine Auskunft geben konnte, so wollte er sich wenigstens Herrn Mirabal bei den Nachforschungen anschließen die dieser anzustellen übernommen hatte.
    Der zweite Tag verstrich, ohne daß die Angelegenheit einen Schritt weiter gekommen wäre. Der Sergeant Martial wüthete gegen sich selbst. So weit gekommen zu sein, so viele Gefahren ausgestanden zu haben, und Alles… Alles rein vergeblich! Wie hatte er nur so schwach sein können, einer solchen Reise zuzustimmen, so schwach, sie zu unternehmen! Jedenfalls gelobte er sich, seinen Unmuth nicht vor dem unglücklichen Jean laut werden zu lassen, denn das hätte den Schmerz des jungen Mannes, der ja schon allein so bestürzt, so verzweifelt war, noch weiter verschlimmert.
    Jacques Helloch bemühte sich inzwischen, Erkundigungen einzuziehen, was sich zunächst leider erfolglos erwies. An Bord der »Moriche« zurückgekehrt, verfiel er einer so

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