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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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aufgehalten und habe auf morgen abend eine Verabredung in Fale-alii.«
    Ich ging schweigend nach meinem Hause zu vor ihm her und war recht mit mir selber zufrieden über die Art und Weise, wie ich das Gespräch geführt hatte, denn ich meine, ein Mann soll seine Selbstachtung hochhalten.
    »Es tat mir leid, daß ich Sie sich prügeln sah«, sagte er unterwegs.
    »Oh, das gehört zu der Geschichte, die ich Ihnen erzählen möchte. Das ist Dienst Nummer zwei. Wenn Sie's gehört haben, können Sie mir sagen, ob es Ihnen leid tut oder nicht.«
    Wir gingen ohne Aufenthalt durch den Kaufladen, und ich bemerkte mit Überraschung, daß Uma das Eßgeschirr abgeräumt hatte. Dies war ganz gegen ihre Gewohnheiten, und ich sah, sie hatte es aus Dankbarkeit getan, und ich hatte sie um dessentwillen noch mehr lieb. Sie und Herr Tarleton begrüßten sich bei ihren Namen, und er war allem Anschein nach sehr höflich zu ihr. Aber davon hielt ich nicht viel; zu einem Kanaken können sie immer höflich sein, nur gegen uns Weiße spielen sie die großen Herren. Übrigens war dieser Tarleton mir ziemlich gleichgültig in dem Augenblick. Ich hatte mein eigenes Ziel im Sinn.
    »Uma«, sagte ich, »gib uns deinen Trauschein.«
    Sie sah ganz verstört aus.
    »Nur zu, du kannst mir trauen. Gib ihn heraus.«
    Sie hatte ihn wie gewöhnlich bei sich; ich glaube, sie hielt ihn für einen Paß zum Himmelreich und dachte, wenn sie stürbe, ohne ihn zur Hand zu haben, so würde sie in die Hölle kommen. Ich hatte nicht sehen können, wohin sie ihn das erste Mal gesteckt hatte, und konnte jetzt nicht sehen, wo sie ihn herausnahm. Dem Anschein nach war das Papier plötzlich in ihrer Hand, wie man es in den Zeitungen von den Wundergeschichten liest, die die Blavatsky macht. Aber so machen es alle Weiber auf den Inseln, und ich glaube, man lehrt es sie, wenn sie jung sind.
    »Nun«, sagte ich, als ich den Trauschein in der Hand hatte, »Ich wurde mit diesem Mädchen verheiratet vom Schwarzen Jack, dem Neger. Den Trauschein schrieb Case, und ich kann Ihnen sagen, es ist eine niedliche Stilübung. Seitdem habe ich herausgefunden, daß hier im Ort eine Art Verschwörung gegen dieses mein Weib ist, und solange ich sie bei mir behalte, kann ich keine Geschäfte machen. Nun, was würde jedermann an meiner Stelle tun, wenn er ein Mann wäre?« rief ich.
    »Ich denke, das erste, was er tun würde, wäre
dies

    Und damit nahm ich den Trauschein und riß ihn entzwei und schmiß die Stücke auf den Fußboden.
    »Aueh!« schrie Uma und wollte ihre Hände zusammenschlagen; aber ich ergriff ihre eine Hand und sagte:
    »Und was wäre das zweite, was er tun würde, wenn er das wäre, was ich einen Mann nenne und was Sie einen Mann nennen, Herr Tarleton? Mit dem Mädel vor Sie oder einen anderen Missionar treten und ihm rundheraus sagen: ›Ich wurde mit diesem meinem Weib hier in betrügerischer Weise verheiratet, aber ich halte eine Masse von ihr und will jetzt allen Rechtens mit ihr verheiratet werden.‹ Man los, Herr Tarleton! Und ich denke, 's ist besser, wenn Sie kanakisch sprechen; das wird die alte Dame freuen!« So sprach ich und gab ihr damit auf der Stelle den richtigen Namen, den ein Mann seiner Frau geben soll.
    So kamen denn zwei von der Bootsmannschaft als Zeugen herein, und wir wurden in unserem eigenen Hause zusammengegeben. Und der Pfarrer betete ein gut Teil, muß ich sagen – aber nicht so lange wie viele tun –, und schüttelte uns beiden die Hände.
    Und als er dann den Trauschein geschrieben und die Zeugen hinausgeschickt hatte, sagte er: »Herr Wiltshire, ich habe Ihnen für eine sehr große Freude zu danken, die Sie mir gemacht haben. Ich habe selten mit so schöner Rührung eine Vermählung vollzogen.«
    Na, das war mal nett gesprochen. Er sagte übrigens noch eine ganze Menge in der Art, und ich hörte mit Vergnügen alles an, was er zu sagen wußte; denn mir war froh zumute. Aber Uma hatte schon während der Trauung offenbar immer einen Nebengedanken gehabt; nun konnte sie es nicht mehr aushalten und fragte:
    »Wie Eure Hand bekommen Wunde?«
    »Frage Cases Kopf danach, alte Dame!«
    Da hüpfte sie vor Freude und jubelte laut.
    »Eine besonders gute Christin haben Sie aus ihr nicht gemacht«, sagte ich zu Tarleton.
    »Wir hielten sie nicht für eine von unseren Schlimmsten, als sie in Fale-alii wohnte!« sagte er. »Und wenn Uma noch einen Groll hat, so bin ich versucht, anzunehmen, sie hat guten Grund dazu.«
    »Aha, hier kommen wir zu

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