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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Polynesier immer ein Wunder aufnehmen. Ich selber stand ganz verblüfft da. Es war ein ganz gewöhnlicher Taschenspielertrick, wie ich ihn daheim Dutzende von Malen gesehen habe; aber wie sollte ich die Dörfler davon überzeugen? Ich wünschte, ich hätte statt hebräisch Taschenspielerei gelernt, um den Burschen mit seiner eigenen Münze auszahlen zu können. Aber da stand ich nun; schweigen durfte ich nicht, und das beste, was ich zu sagen fand, war schwach. Endlich sagte ich:
    ›Ich möchte Sie ersuchen, mich nicht wieder anzurühren!‹
    ›Ich denke nicht daran‹, rief er, ›und ich will Sie auch nicht Ihres Dollars berauben. Da ist er!‹ Damit warf er ihn mir vor die Füße. Ich habe gehört, der Dollar lag noch nach drei Tagen auf derselben Stelle.«
    »Ich muß sagen, der Streich war geschickt gemacht!« sagte ich.
    »Oh, schlau ist er!« sagte Tarleton. »Sie können nun selber sehen, wie gefährlich er ist. Er war beteiligt an dem greulichen Tod des Gelähmten; er wird beschuldigt, Adams vergiftet zu haben; Vigours trieb er von hier fort durch Lügen, die vielleicht zu einem Morde hätten führen können; und es ist kein Zweifel daran, daß er jetzt beschlossen hat, sich Sie vom Halse zu schaffen. Wie er das anzufangen gedenkt, davon haben wir keine Ahnung; aber Sie können sicher sein, es ist irgend etwas Neues. Seine Fixigkeit und Erfindungsgabe sind unendlich.«
    »Er tut selber so, wie wenn er in Sorgen sei«, sagte ich, »was mag das eigentlich für einen Zweck haben?«
    »Nun, wie viele Tonnen Kopra mögen wohl in diesem Bezirk geerntet werden?« fragte der Missionar.
    »Ich denke, mindestens sechzig Tonnen.«
    »Und welchen Verdienst hat dabei der Händler am Ort?«
    »Sie können annehmen: drei Pfund an der Tonne.«
    »Dann können Sie sich selber ausrechnen, für wieviel er es tut«, sagte Herr Tarleton. »Aber wichtiger ist jetzt für uns die Frage, wie wir ihn schlagen können. Es ist klar, daß er irgendein Gerücht gegen Uma ausgesprengt hatte, um sie zu vereinsamen und dann sein sündiges Gelüste an ihr zu befriedigen. Dies mißlang ihm, und als er nun einen neuen Nebenbuhler auf dem Schauplatz erscheinen sah, benutzte er Uma auf andere Weise. Die Hauptsache ist nun, daß wir herausbringen, wie es mit Namu steht. Uma – als die Leute begannen, dir und deiner Mutter auszuweichen, was tat Namu da?«
    »Bleiben weg ebenso«, sagte Uma.
    »Ich fürchte, der Hund hat sich wieder über seinen ausgespienen Fraß hergemacht«, sagte Tarleton, »Und nun – wie soll ich Ihnen helfen? Ich will mit Namu sprechen, ich will ihn warnen und ihm sagen, daß er beobachtet wird; es wäre seltsam, wenn er hier etwas Unrechtes geschehen ließe, nachdem er eine solche Warnung erhalten hat. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, daß diese Maßregel vielleicht fehlschlägt, und dann müssen Sie sich anderswohin wenden. Sie haben hier zwei Leute zur Hand, an die Sie sich wenden können. Das ist vor allen Dingen zuerst der Priester, der Sie vielleicht im katholischen Interesse beschützt; die Katholiken sind eine kümmerliche kleine Gemeinde, aber sie zählen zwei Häuptlinge zu den ihren. Dann ist da der alte Faiaso. Ah! Wäre es ein paar Jahre früher gewesen, dann hätten Sie überhaupt keinen anderen gebraucht! Aber sein Einfluß ist sehr geschwunden, ist auf Maea übergegangen, und Maea ist, fürchte ich, einer von Cases Schakalen. Sollte es zum Allerschlimmsten kommen, so müßten Sie Botschaft nach Fale-alii schicken oder selber kommen; ich komme zwar nach diesem Ende der Insel erst in einem Monat, aber ich will sehen, was zu machen ist.«
    Damit nahm Herr Tarleton Abschied, und eine halbe Stunde später sang die Mannschaft und blitzten die Ruder im Missionsboot.
     

Teufelswerk
     
    Beinah ein Monat ging dahin, ohne daß viel geschah. Am Abend unseres Hochzeitstages sprach Galoshes vor und war ungeheuer höflich, und von da an gewöhnte er sich, so gegen die Dunkelheit mal hereinzuschauen und bei uns seine Pfeife zu rauchen. Mit Uma konnte er sich natürlich unterhalten; er begann auch mich Französisch und die Eingeborenensprache zu lehren. Er war ein freundlicher alter Knabe, obgleich der dreckigste Mensch, den zu sehen man sich wünschen könnte, und er stopfte mich mit fremden Sprachen voll, daß mir schlimmer zumute war, als wenn ich beim Turmbau zu Babel gewesen wäre.
    So hatten wir denn wenigstens eine Beschäftigung, und ich fühlte infolgedessen meine Einsamkeit weniger; aber einen

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