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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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mitgeben?“ Ellis Wyatt deutete auf die lange Reihe von Güterwaggons. „Das hat sie bereits.“
    Dann saß sie auf der Rückbank eines offenen Wagens, der die Kurven einer Bergstraße hinauffuhr. Der Mann neben ihr war Rearden, Ellis Wyatt saß am Steuer.
    Sie hielten an einem Haus, das am Rande einer Klippe stand. Keine einzige andere Behausung lag in Sichtweite, nur die Ölfelder erstreckten sich an den Abhängen darunter.
    „Selbstverständlich sind Sie heute Nacht meine Gäste, Sie beide“, sagte Ellis Wyatt, als sie eintraten. „Wo hatten Sie geplant zu übernachten?“
    Sie lachte. „Ich weiß nicht, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.“
    „Die nächste Stadt ist eine Autostunde entfernt. Ihre Besatzung ist dorthin gefahren: Ihre Jungs aus dem Sektionsbüro geben ihnen zu Ehren eine Gesellschaft. Und die ganze Stadt feiert mit. Aber ich habe Ted Nielsen und den anderen mitgeteilt, dass wir für Sie keine Bankette geben und Reden halten. Es sei denn, Sie möchten das?“
    „Mein Gott, nein!“, sagte sie. „Danke, Ellis.“
    Er war dunkel, als sie in einem Raum mit großen Fenstern und wenigen teuren Möbelstücken beim Abendessen saßen. Das Dinner wurde von einer stillen Gestalt in weißer Jacke serviert, einem etwas betagten Inder mit starrem Gesicht und höflichem Auftreten, dem einzigen weiteren Bewohner dieses Hauses. Einige verstreute Lichtpunkte flackerten im Raum, spiegelten sich in den Fenstern und leuchteten von draußen: die Kerzen auf dem Tisch, die Feuer der Bohrtürme und die Sterne.
    „Und Sie denken, dass Sie jetzt schon alle Hände voll zu tun haben?“, sagte Ellis Wyatt. „Geben Sie mir nur ein Jahr, und ich werde Ihnen etwas geben, das Sie auf Trab hält. Zwei Tankzüge pro Tag, Dagny? Es werden vier oder sechs sein, so viele Sie möchten.“ Seine Hand deutete auf die Lichter in den Bergen. „Das? Das ist nichts im Vergleich zu dem, was ich geplant habe.“ Er zeigte nach Westen. „Der Buena-Esperanza-Pass. Fünf Meilen von hier. Jeder fragt sich, was ich damit vorhabe. Ölschiefer. Wie viele Jahre ist es her, dass alle Versuche, Erdöl aus Ölschiefer zu gewinnen, aufgegeben wurden, weil es zu teuer war? Nun, warten Sie, bis Sie den Prozess sehen, den ich entwickelt habe. Es wird das billigste Öl sein, das je in ihre Gesichter spritzte, es ist ein unbegrenztes, unberührtes Vorkommen, das das größte Ölfeld wie eine Schlammpfütze aussehen lassen wird. Ob ich schon eine Pipeline bestellt habe? Hank, Sie und ich werden Pipelines in alle Himmelsrichtungen bauen müssen, um … Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich glaube, ich habe mich Ihnen gar nicht vorgestellt, als ich am Bahnhof mit Ihnen sprach. Ich habe Ihnen nicht einmal meinen Namen genannt.“
    Rearden grinste. „Ich habe ihn mittlerweile erraten.“
    „Es tut mir leid, ich bin sonst nicht so nachlässig, aber ich war so aufgeregt.“
    „Weshalb waren Sie denn aufgeregt?“, fragte Dagny mit spöttisch verengten Augen.
    Wyatt hielt einen Augenblick lang ihrem Blick stand. Seine Antwort hatte einen feierlichen, eindringlichen Klang, als er lächelnd sagte: „Wegen der wundervollsten Ohrfeige, die ich jemals bekommen und verdient habe.“
    „Sie meinen wegen unserer ersten Begegnung?“
    „Ja, wegen unserer ersten Begegnung.“
    „Ach, nicht doch. Sie hatten recht.“
    „Das hatte ich. In allem, außer was Sie betrifft, Dagny. Eine Ausnahmeerscheinung kennenzulernen, nach Jahren der … Ach, zum Teufel mit ihnen! Möchten Sie, dass ich das Radio aufdrehe, um zu hören, was sie heute Abend über Sie beide sagen?“
    „Nein.“
    „Gut. Ich möchte sie auch nicht hören. Sollen sie doch an ihren eigenen Reden ersticken. Alle wollen jetzt auf den fahrenden Zug aufspringen. Und wir lenken ihn.“ Er sah zu Rearden. „Warum lächeln Sie?“
    „Ich bin immer neugierig darauf gewesen, wie Sie wohl sind.“
    „Ich habe nie Gelegenheit bekommen, so zu sein, wie ich bin – außer heute Abend.“
    „Leben Sie alleine hier draußen, meilenweit weg von allem?“
    Wyatt zeigte zum Fenster. „Ich bin nur wenige Schritte weg von – allem.“
    „Was ist mit anderen Leuten?“
    „Ich habe Gästezimmer für Leute, die hierher kommen, um mich geschäftlich zu treffen. Ich möchte, dass zwischen mir und allen anderen Leuten so viele Meilen wie möglich liegen.“ Er beugte sich nach vorne, um ihre Weingläser aufzufüllen. „Hank, warum siedeln Sie nicht nach Colorado über? Zum Teufel mit New York und der Ostküste.

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