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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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die Öffentlichkeit von unschätzbarem Vorteil sein könnte, aber unglücklicherweise verbieten mir die Bestimmungen von höchster politischer Ebene, es Ihnen im Detail zu beschreiben.“
    „Wissen Sie“, sagte Rearden, „ich könnte Ihnen als Grund angeben, dass ich mein Metall nicht an jene verkaufen möchte, die ihre Zwecke vor mir geheim halten. Ich habe dieses Metall entwickelt. Es liegt in meiner moralischen Verantwortung zu wissen, für welchen Zweck es verwendet wird.“
    „Ach, darüber müssen Sie sich doch keine Sorgen machen, Mr. Rearden! Wir entheben Sie von Ihrer Verantwortung.“
    „Und wenn ich nicht davon enthoben werden wollte?“
    „Aber … das wäre eine altmodische und … rein theoretische Haltung.“
    „Ich habe gesagt, ich könnte dies als Grund anführen. Aber das werde ich nicht, weil ich in diesem Falle einen anderen Grund habe, der diesen mit einschließt. Ich würde für keinen Zweck, sei er gut oder schlecht, geheim oder allgemein bekannt, dem State Science Institute etwas von meinem Metall verkaufen.“
    „Aber warum?“
    „Wissen Sie“, sagte Rearden langsam, „es mag eine Art Rechtfertigung für primitive Gesellschaften geben, in denen ein Mensch jeden Augenblick erwarten musste, von seinen Feinden getötet zu werden, und sich daher so gut er konnte verteidigen musste. Aber es kann keine Rechtfertigung für eine Gesellschaft geben, in der von einem Menschen erwartet wird, die Waffen für seine eigenen Mörder herzustellen.“
    „Ich glaube nicht, dass es ratsam ist, solche Worte zu benutzen, Mr. Rearden. Ich glaube auch nicht, dass es zweckdienlich ist, in solchen Bahnen zu denken. Schließlich kann die Regierung in der Umsetzung ihrer umfassenden nationalen Politik nicht auf Ihren persönlichen Groll gegen eine spezielle Institution Rücksicht nehmen.“
    „Dann nehmen Sie keine Rücksicht darauf.“
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Kommen Sie nicht, um mich nach meinen Gründen zu fragen.“
    „Aber Mr. Rearden, wir können eine Weigerung, das Gesetz zu befolgen, nicht einfach ignorieren. Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?“
    „Was immer Sie wollen.“
    „Aber das hat es noch nie gegeben. Niemand hat sich je geweigert, eine dringend benötigte Ware an die Regierung zu verkaufen. Das Gesetz erlaubt Ihnen nicht, irgendeinem Kunden Ihr Metall zu verweigern, geschweige denn der Regierung.“
    „Warum verhaften Sie mich dann nicht einfach?“
    „Mr. Rearden, dies ist ein freundschaftliches Gespräch. Warum sprechen Sie von Verhaftung?“
    „Ist das nicht Ihr letztes Druckmittel gegen mich?“
    „Warum soll man es zur Sprache bringen?“
    „Schwingt es nicht in jedem Satz dieses Gesprächs mit?“
    „Warum muss man es beim Namen nennen?“
    „Warum nicht?“ Es kam keine Antwort. „Versuchen Sie vor mir die Tatsache zu verbergen, dass ich Sie gar nicht in dieses Büro gelassen hätte, wenn Sie diesen speziellen Trumpf nicht im Ärmel hätten?“
    „Aber ich spreche nicht von Verhaftung.“
    „Ich spreche davon.“
    „Ich verstehe Sie nicht, Mr. Rearden.“
    „Ich werde Ihnen nicht dabei helfen, so zu tun, als wäre dies ein freundschaftliches Gespräch. Das ist es nicht. Und jetzt tun Sie, was Sie wollen.“
    Im Gesicht des Mannes lag ein seltsamer Blick: Verwirrung, als könnte er die Schwierigkeiten, denen er sich gegenübersah, nicht fassen, und Furcht, als hätte er immer schon von ihnen gewusst und Angst gehabt, sich ihnen auszusetzen.
    Rearden verspürte eine seltsame Aufregung; er hatte das Gefühl, als wäre er kurz davor, etwas zu begreifen, das er nie verstanden hatte, als wäre er einer Entdeckung auf der Spur, die noch zu weit weg war, um sie zu erkennen, die aber mit Sicherheit die größte Bedeutung von allem hatte, was ihm je zu Gesicht gekommen war.
    „Mr. Rearden“, sagte der Mann, „die Regierung braucht Ihr Metall. Sie müssen es uns verkaufen, denn Ihnen ist sicherlich klar, dass die Pläne der Regierung nicht von Ihrer Zustimmung abhängen dürfen.“
    „Ein Verkauf“, sagte Rearden langsam, „erfordert das Einverständnis des Verkäufers.“ Er erhob sich und ging zum Fenster. „Ich werde Ihnen sagen, was Sie tun können.“ Er zeigte auf das Anschlussgleis, auf dem Barren aus Rearden-Metall auf Güterwagen geladen wurden. „Dort ist Ihr Rearden-Metall. Fahren Sie mit Ihren Lastwagen hin – wie jeder gewöhnliche Plünderer auch, jedoch ohne dessen Risiko, weil ich Sie, wie Sie wissen, nicht erschießen kann –,

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