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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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nehmen Sie sich so viel Metall, wie Sie wollen, und gehen Sie. Versuchen Sie nicht, mir Geld zu schicken. Ich werde es nicht annehmen. Stellen Sie mir keinen Scheck aus. Er wird nicht eingelöst werden. Wenn Sie dieses Metall wollen, haben Sie die Waffen, um es sich zu besorgen. Nur zu.“
    „Gütiger Himmel, Mr. Rearden, was würde die Öffentlichkeit denken!“
    Es war ein instinktiver, unbewusster Aufschrei. Reardens Gesichtsmuskeln verzogen sich kurz zu einem geräuschlosen Lachen. Beide hatten verstanden, was dieser Schrei bedeutete. Ruhig und in dem gesetzten Ton einer abschließenden Feststellung sagte Rearden: „Sie brauchen meine Hilfe, damit es wie ein Verkauf aussieht – wie eine sichere, gerechte, moralisch einwandfreie Transaktion. Ich werde Ihnen dabei nicht helfen.“
    Der Mann widersprach nicht. Er erhob sich zum Gehen. Er sagte nur: „Sie werden Ihre Haltung noch bereuen, Mr. Rearden.“
    „Das glaube ich nicht“, sagte Rearden.
    Er wusste, dass die Sache damit nicht zu Ende war. Er wusste auch, dass die Geheimhaltung von Projekt X nicht der Hauptgrund war, warum diese Leute Angst hatten, die Sache publik zu machen. Er wusste, dass er ein seltsames fröhliches, leichtherziges Selbstvertrauen verspürte. Er wusste, dies waren die richtigen Schritte auf dem Weg, den er entdeckt hatte.
    Dagny lag mit geschlossenen Augen in einen Lehnstuhl ausgestreckt in ihrem Wohnzimmer. Es war ein harter Tag gewesen, aber sie wusste, dass sie heute Abend Hank Rearden sehen würde. Allein der Gedanke daran schien das Gewicht all der hässlichen, sinnlosen Stunden von ihr zu nehmen.
    Sie lag still da, zufrieden, aus keinem anderen Grund dort zu ruhen, als geduldig auf das Geräusch seines Schlüssels im Schloss zu warten. Er hatte nicht angerufen, aber sie hatte gehört, dass er heute wegen einer Versammlung von Kupferproduzenten in New York war, und er verließ die Stadt niemals vor dem nächsten Morgen und verbrachte keine Nacht in der Stadt ohne sie. Es gefiel ihr, auf ihn zu warten. Sie brauchte eine Übergangszeit zwischen ihren Tagen und den Nächten mit ihm.
    Die Stunden, die vor ihr lagen, würden wie alle Nächte mit ihm auf dem Sparkonto des Lebens verbucht werden, das die Augenblicke enthielt, von denen sie mit Stolz sagen konnte, sie gelebt zu haben. Der einzige Stolz ihres Arbeitstages war nicht, dass sie ihn gelebt, sondern dass sie ihn überlebt hatte. Es war falsch, dachte sie, abgrundtief falsch, dies auch nur über eine einzige Stunde seines Lebens sagen zu müssen. Aber daran konnte sie im Augenblick nicht denken. Sie dachte an ihn, an den Kampf, den sie während der letzten Monate bei ihm beobachtet hatte, seinen Befreiungskampf. Sie hatte gewusst, dass sie ihm helfen konnte, ihn zu gewinnen, jedoch nicht mit Worten, sondern auf jede andere Art.
    Sie dachte an jenen Abend letzten Winter, als er hereingekommen war, ein kleines Päckchen aus seiner Tasche gezogen und ihr gereicht hatte. „Ich möchte es dir schenken“, sagte er. Sie öffnete es und starrte ungläubig auf einen Schmuckanhänger aus einem einzigen tropfenförmigen Rubin, der ein feuriges Licht auf den weißen Satin des Schmuckkästchens warf. Es war ein berühmter Stein, den sich nur ein Dutzend Menschen auf der Welt wirklich leisten konnten; er gehörte nicht zu ihnen.
    „Hank … warum?“
    „Es gibt keinen besonderen Grund. Ich wollte dich ihn nur tragen sehen.“
    „Oh, nein, nicht so etwas. Warum sollte man es verschwenden? Ich habe so selten Gelegenheit, mich festlich zu kleiden. Wann soll ich ihn je tragen?“
    Er sah sie an, sein Blick wanderte langsam von ihren Beinen zu ihrem Gesicht. „Ich zeige es dir“, sagte er.
    Er führte sie ins Schlafzimmer, zog sie wortlos aus, als wäre er ihr Besitzer und ihr Einverständnis nicht erforderlich. Er verschloss den Anhänger an ihrem Hals. Nackt stand sie da, der Stein funkelte zwischen ihren Brüsten wie ein leuchtender Tropfen Blut.
    „Denkst du, ein Mann sollte seiner Geliebten aus einem anderen Grund Schmuck schenken als zu seinem eigenen Vergnügen?“, fragte er. „So möchte ich, dass du ihn trägst. Nur für mich. Es gefällt mir, ihn anzusehen. Er ist wunderschön.“
    Sie lachte. Es war ein sanftes tiefes, atemloses Geräusch. Sie konnte weder sprechen noch sich bewegen, nur zustimmend und gehorsam stumm nicken. Sie nickte mehrmals, dabei schwang ihr Haar in einer fließenden, ausladenden Bewegung um ihren Kopf und hing dann gerade herab, als sie den Kopf vor

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