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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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passierte, und dann damit leben.
    Sie verstand nie, warum der Verwaltungsrat sie schließlich einstimmig zur Betriebsleitenden Vizepräsidentin wählte.
    Dagny gab ihnen schließlich ihre San-Sebastián-Trasse. Zu dem Zeitpunkt, als sie übernahm, war die Strecke seit drei Jahren im Bau; ein Drittel war fertig; die Kosten betrugen bereits weit mehr als die genehmigte Gesamtsumme. Sie feuerte Jims Freunde und fand einen Bauunternehmer, der die Arbeiten innerhalb eines Jahres abschloss.
    Die San-Sebastián-Linie war eröffnet. Weder war ein plötzliches Anschwellen des grenzüberschreitenden Handels zu verzeichnen, noch fuhren mit Kupfer beladene Züge über die Grenze. Ab und zu kamen ein paar Waggons aus San Sebastián von den Bergen heruntergerattert. Die Minen, sagte Francisco d’Anconia, befänden sich noch im Aufbau. Taggart Transcontinental fuhr weiter Verluste ein.
    Sie saß am Schreibtisch in ihrem Büro, wie sie es an vielen Abend getan hatte, und versuchte herauszufinden, welche Strecken das Schienennetz retten könnten und wie viele Jahre das dauern würde.
    Die Rio-Norte-Strecke würde, wenn sie erst erneuert war, die Schwierigkeiten der anderen ausgleichen. Als sie auf die mit Zahlen vollgeschriebenen Blätter blickte, die Verluste über Verluste versprachen, dachte sie nicht an das sinnlose, zermürbende Unternehmen in Mexiko. Sie dachte an ein Telefongespräch: „Hank, können Sie uns retten? Können Sie uns so schnell wie möglich Schienen liefern und den längstmöglichen Kredit einräumen?“ Eine ruhige, feste Stimme hatte geantwortet: „Sicher.“
    Der Gedanke daran gab ihr wieder Zuversicht. Sie beugte sich über die Blätter auf ihrem Tisch, und plötzlich fiel es ihr leichter, sich zu konzentrieren. Es gab immer noch etwas, auf das man sich verlassen konnte, das nicht in sich zusammenfiel, wenn man es brauchte.
    James Taggart kam durch den Vorraum zu Dagnys Büro, mit derselben Selbstsicherheit, die er vor einer halben Stunde in Gesellschaft seiner Freunde in der Bar empfunden hatte. Sobald er die Tür öffnete, war das Selbstvertrauen verschwunden. Er durchquerte den Raum bis zu ihrem Schreibtisch wie ein Kind, das bestraft werden soll und den Groll darüber anschließend ein Leben lang mit sich herumträgt.
    Er sah einen Kopf, der sich über Papiere beugte, das Licht der Schreibtischlampe, das auf Strähnen ihres wirren Haares fiel, eine weiße, an den Schultern anliegende Hemdbluse, deren locker fallender Stoff ihre schlanke Figur erahnen ließ.
    „Was ist los, Jim?“
    „Was hast du mit der San-Sebastián-Linie vor?“
    Sie hob den Kopf. „Vorhaben? Warum?“
    „Nach welchem Fahrplan fahren wir dort, und welche Züge werden eingesetzt?“
    Sie lachte. Es war ein erheitertes und etwas mattes Lachen. „Du solltest wirklich die Berichte lesen, die an das Büro des Präsidenten geschickt werden, Jim, zumindest manchmal.“
    „Was meinst du damit?“
    „Wir fahren auf der San Sebastián schon seit drei Monaten nach diesem Fahrplan und mit diesen Zügen.“
    „ Ein Personenzug pro Tag?“
    „Morgens. Und jeden zweiten Abend ein Güterzug.“
    „Gütiger Himmel! Auf einer so wichtigen Strecke?“
    „Auf deiner wichtigen Strecke rechnen sich nicht einmal diese beiden Züge.“
    „Aber die Menschen in Mexiko erwarten von uns eine richtige Verbindung!“
    „Da hast du sicher recht.“
    „Sie brauchen Züge!“
    „Wofür?“
    „Für … Damit sie ihre Industrie aufbauen können. Wie sollen sie etwas aufbauen, wenn wir ihnen keine Transportmittel geben?“
    „Ich erwarte nicht, dass sie etwas aufbauen.“
    „Das ist nur deine persönliche Ansicht. Ich verstehe nicht, mit welchem Recht du eigenmächtig unsere Fahrpläne gekürzt hast. Wo sich das Ganze doch allein durch den Kupfertransport rechnen wird.“
    „Wann?“
    Er sah sie an. In seinem Gesicht machte sich die Genugtuung von jemandem breit, der im nächste Augenblick etwas sagen wird, womit er die andere Person verletzen kann. „Du bezweifelst den Erfolg dieser Kupferminen doch nicht, oder? Wo sie doch von Francisco d’Anconia geleitet werden.“ Er betonte den Namen und beobachtete sie.
    Sie erwiderte: „Er mag ja dein Freund sein, aber …“
    „Mein Freund? Ich dachte, er sei deiner.“
    Mit fester Stimme sagte sie: „Nicht in den letzten zehn Jahren.“
    „Das ist doch ein Pech, nicht? Immerhin ist er einer der gerissensten Geschäftsmänner der Welt. Er ist nie mit einem Unternehmen gescheitert – ich meine mit

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