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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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„Das stimmt. Ich verhandle gerne mit jemandem, der nicht glaubt, dass man ihm einen Gefallen tun möchte.“
    „Wissen Sie, was mich erleichtert hat, als Sie beschlossen, aus der Situation einen Vorteil zu ziehen?“
    „Was?“
    „Dass ich ausnahmsweise mit jemandem verhandle, der gar nicht vorgibt, einem einen Gefallen zu tun.“
    Sein Lächeln war nun sichtbar vergnügt. „Sie spielen immer mit offenen Karten, nicht wahr?“, fragte er.
    „Ich habe das auch bei Ihnen nie anders gesehen.“
    „Ich dachte, ich sei der Einzige, der sich das leisten könnte.“
    „Ich bin nicht in dem Sinn erledigt, Hank.“
    „Ich glaube, ich werde Sie eines Tages erledigen – in dem Sinn.“
    „Warum?“
    „Das wollte ich immer schon.“
    „Haben Sie nicht schon genug Feiglinge um sich herum?“
    „Das ist genau der Grund, warum ich den Versuch genießen würde – weil Sie die einzige Ausnahme sind. Sie finden es also richtig, dass ich so viel Gewinn wie möglich aus Ihrer Notlage schlage?“
    „Natürlich. Ich bin kein Dummkopf. Ich glaube nicht, dass Sie Geschäfte zu meinem Vorteil machen.“
    „Wünschten Sie nicht, dass es so wäre?“
    „Ich bin kein Schmarotzer, Hank.“
    „Wird es für Sie nicht schwierig werden zu bezahlen?“
    „Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich will diese Schienen.“
    „Für zwanzig Dollar mehr pro Tonne?“
    „Einverstanden, Hank.“
    „Gut. Sie bekommen Ihre Schienen. Und ich mache meinen exorbitanten Gewinn – oder aber Taggart Transcontinental bricht zusammen, bevor ich ihn eintreiben kann.“
    Sie sagte ohne zu lächeln: „Wenn ich diese Trasse nicht in neun Monaten errichtet habe, wird Taggart Transcontinental zusammenbrechen.“
    „Das wird nicht passieren, solange Sie die Firma leiten.“
    Wenn er nicht lächelte, wirkte sein Gesicht leblos, lediglich seine Augen blieben lebendig und rege, nahmen alles nüchtern und glasklar wahr. Aber welche Gefühle die Dinge, die er wahrnahm, bei ihm auslösten, erlaubte er niemandem zu sehen, dachte sie, wahrscheinlich nicht einmal sich selbst.
    „Die haben sich alle Mühe gegeben, es Ihnen noch schwerer zu machen, nicht wahr?“, sagte er.
    „Ja. Ich hatte darauf gezählt, dass Colorado das Taggart-Netz retten würde. Jetzt liegt es an mir, Colorado zu retten. In neun Monaten wird Dan Conway seine Eisenbahn stilllegen. Wenn meine bis dahin nicht fertig ist, wird es auch keinen Sinn mehr haben, sie zu Ende zu bauen. Man kann diese Leute nicht einen Tag ohne Transportmittel lassen, geschweige denn eine Woche oder einen Monat. Bei der Geschwindigkeit, mit der diese Unternehmen wachsen, kann man sie nicht zum völligen Erliegen bringen und dann von ihnen erwarten, dass sie weitermachen. Das ist, als würde man bei zweihundert Meilen pro Stunde eine Vollbremsung hinlegen.“
    „Ich weiß.“
    „Ich kann eine gute Eisenbahnlinie betreiben. Aber ich kann sie nicht durch einen Kontinent von Kleinpächtern laufen lassen, die es nicht einmal schaffen, Rüben anzubauen. Ich brauche Leute wie Ellis Wyatt, die etwas produzieren, das meine Züge füllt. Daher muss ich ihm in neun Monaten einen Zug und Gleise geben, und wenn wir alle dafür durch die Hölle gehen müssen!“
    Er lächelte amüsiert. „Das ist Ihnen alles sehr wichtig, nicht?“
    „ Ihnen nicht?“
    Er antwortete nicht, lächelte bloß weiter.
    „Interessiert Sie das denn nicht?“ fragte sie fast verärgert.
    „Nein.“
    „Dann sehen Sie nicht, was das bedeutet?“
    „Was ich sehe, ist, dass ich die Schienen herstellen werde und Sie dafür sorgen werden, dass die Gleise in neun Monaten verlegt sind.“
    Sie entspannte sich und lächelte müde und ein bisschen schuldbewusst. „Ja. Ich weiß, das werden wir. Ich weiß, dass es keinen Sinn hat, sich über Leute wie Jim und seine Freunde aufzuregen. Dafür haben wir keine Zeit. Zuerst muss ich rückgängig machen, was sie angestellt haben. Und danach“ – sie hielt erstaunt inne, schüttelte ihren Kopf und zuckte mit den Schultern – „sind sie nicht mehr von Belang.“
    „Das stimmt. Sie sind belanglos. Als ich von dieser Anti-Wettbewerb-Sache hörte, hat es mich ganz krank gemacht. Aber kümmern Sie sich nicht um diese verdammten Mistkerle.“ Die beiden Schimpfworte klangen besonders brutal, weil seine Miene und seine Stimme völlig ruhig blieben. „Sie und ich werden immer da sein, um das Land vor den Auswirkungen ihrer Handlungen zu schützen.“ Er stand auf und sagte, während er durch sein Büro schritt:

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