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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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transportieren, das ich produziere, dann müssen Sie in Ihrem Geschäft genauso gut sein wie ich in meinem. Ich möchte, dass Sie das verstehen.“
    Sie sagte ruhig: „Ich verstehe.“
    „Ich will keine Zeit damit verlieren, Ihnen zu erklären, dass Sie mein Ultimatum besser ernst nehmen sollten. Wenn Sie über die Intelligenz verfügen, dieses korrupte Unternehmen überhaupt am Laufen zu halten, sind Sie sicher auch intelligent genug, selbst zu urteilen. Wir wissen beide, dass es mich ruinieren wird, wenn Taggart Transcontinental die Zugverbindungen so betreibt wie damals vor fünf Jahren. Ich weiß, dass es das ist, was ihr beabsichtigt. Ihr plant, euch so lange es geht an mir satt zu fressen, bis ihr einen anderen Kadaver gefunden habt, den ihr bis auf die Knochen abnagen könnt, wenn ihr mit mir fertig seid. Das ist die Taktik der meisten Menschen heutzutage. Hier ist also mein Ultimatum: Es liegt nun in Ihrer Macht, mich zu zerstören. Ich werde möglicherweise gehen müssen, aber wenn ich untergehe, werde ich dafür sorgen, dass ich Sie mit hinunterziehe.“
    Irgendwo in ihrem Inneren, unter der Erstarrung, mit der sie diese Peitschenhiebe ertrug, empfand sie einen kleinen Schmerz, wie eine Verbrennung. Sie wollte ihm von all den Jahren erzählen, in denen sie nach Männern wie ihm gesucht hatte, um mit ihnen zusammenzuarbeiten; sie wollte ihm sagen, dass seine Feinde auch ihre Feinde waren, dass sie denselben Kampf kämpften; sie wollte ihm zurufen: Ich gehöre nicht zu denen! Aber sie wusste, dass sie das nicht tun konnte. Sie trug die Verantwortung für Taggart Transcontinental und für alles, was in diesem Namen geschah. Sie hatte kein Recht, sich jetzt zu rechtfertigen.
    In aufrechter Haltung, mit einem Blick, der so fest und offen war wie der seine, antwortete sie schlicht: „Sie werden die Transportmittel bekommen, die Sie brauchen, Mr. Wyatt.“
    Sie sah einen Anflug von Erstaunen in seinem Gesicht. Dieses Auftreten und diese Antwort hatte er nicht erwartet. Vielleicht erstaunte ihn am meisten, was sie nicht gesagt hatte: dass sie sich weder verteidigt noch entschuldigt hatte. Er ließ sich einen Augenblick Zeit, sie schweigend zu beobachten. Dann sagte er mit weniger scharfer Stimme: „Gut. Ich danke Ihnen. Guten Tag.“
    Sie nickte. Er machte eine Verbeugung und verließ das Büro.
    *
    „So sieht es aus, Hank. Ich hatte einen nahezu unmöglichen Zeitplan ausgearbeitet, um die Rio-Norte-Trasse in zwölf Monaten fertigzustellen. Jetzt muss ich es in neun schaffen. Sie sollten uns im Zeitraum eines Jahres die Schienen dazu liefern. Können Sie sie uns auch innerhalb von neun Monaten liefern? Wenn es irgendwie menschenmöglich ist, tun Sie es. Wenn nicht, muss ich irgendeinen anderen Weg finden, um die Strecke fertigzustellen.“
    Rearden saß an seinem Schreibtisch. Seine kalten, blauen Augen waren zwei horizontale Einschnitte in seinem hageren Gesicht. Sie blieben horizontal, ungerührt und halb geschlossen. Ruhig, ohne jede Betonung sagte er: „Ich liefere sie.“
    Dagny lehnte sich zurück. Dieser kurze Satz war wie ein Schock. Nicht nur aufgrund der Erleichterung, die sie verspürte. Es war die plötzliche Erkenntnis, dass es nichts weiter brauchte, um zu garantieren, dass er sie wirklich liefern würde. Sie brauchte keine Beweise, keine Fragen, keine Erklärungen. Ein so schwieriges Problem konnte mit nur drei Worten, die von einem Mann ausgesprochen wurden, der wusste, was er sagte, vollständig gelöst werden.
    „Zeigen Sie Ihre Erleichterung bloß nicht.“ Seine Stimme hatte einen spöttischen Unterton. „Nicht zu offensichtlich.“ Seine zusammengekniffenen Augen beobachteten sie mit einem unergründlichen Lächeln. „Ich könnte ja glauben, dass ich die Macht über Taggart Transcontinental in meinen Händen halte.“
    „Das wissen Sie ohnehin.“
    „Stimmt. Und ich habe vor, Sie dafür zahlen zu lassen.“
    „Davon gehe ich aus. Wie viel?“
    „Zwanzig Dollar extra pro Tonne für alle Lieferungen ab morgen.“
    „Ganz schön happig, Hank. Ist das der beste Preis, den Sie mir machen können?“
    „Nein, aber es ist der, den ich bekommen werde. Ich könnte das Doppelte verlangen, und Sie würden es zahlen.“
    „Ja, würde ich. Und Sie könnten das tun. Werden Sie aber nicht.“
    „Warum werde ich das nicht?“
    „Weil Sie genauso darauf angewiesen sind, dass die Rio-Norte-Trasse gebaut wird. Sie ist Ihr erstes Vorzeigeprojekt für Rearden-Metall.“
    Er musste leise lachen.

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