Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
Vom Netzwerk:
verdammten Formalitäten, die wir durchlaufen müssen – Sie wissen ja, wie das ist, Papierkram! –, wird es ein paar Tage, möglicherweise eine Woche dauern, diesen Bescheid aufzuheben und die Pfändung rückgängig zu machen … Mr. Rearden?“ „Ich habe Sie gehört.“ „Wir bedauern das zutiefst und sind bereit, Ihnen jeden Schadenersatz zu leisten, der in unserer Macht liegt. Sie werden selbstverständlich berechtigt sein, Schadenersatz für alle Unannehmlichkeiten zu fordern, die Ihnen hierdurch womöglich entstanden sind, und wir sind bereit zu zahlen. Wir werden das nicht anfechten. Sie werden selbstverständlich eine entsprechende Klage einreichen und …“ „Davon habe ich nichts gesagt.“ „Hä? Nein, das haben Sie nicht … das heißt … nun ja, was haben Sie denn gesagt, Mr. Rearden?“ „Ich habe nichts gesagt.“
    Am späten Nachmittag des folgenden Tages flehte ihn eine weitere Stimme aus Washington an. Diese klang nicht so, als würde sie auf Knien rutschen, sondern schnellte mit der fröhlichen Virtuosität eines Seiltänzers durch die Telefonleitung. Der Anrufer stellte sich als Tinky Holloway vor und bat Rearden, an einer Besprechung teilzunehmen – „an einer informellen kleinen Besprechung, nur ein paar von uns, die paar auf höchster Ebene“ –, die am übernächsten Tag in New York im Hotel Wayne-Falkland stattfinden sollte.
    „Es hat in den vergangenen Wochen so viele Missverständnisse gegeben!“, sagte Tinky Holloway. „So unglückselige Missverständnisse – und so unnötig! Wir könnten alles im Handumdrehen in Ordnung bringen, Mr. Rearden, wenn wir Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit Ihnen hätten. Wir möchten Sie unbedingt treffen.“
    „Sie können mich jederzeit vorladen lassen, wenn Sie wollen.“
    „Oh nein! Nein, nein!“ Er klang erschrocken. „Nein, Mr. Rearden – wie kommen Sie denn auf so etwas? Sie verstehen uns falsch, wir möchten Sie unbedingt in gutem Einvernehmen treffen, wir wünschen uns nur Ihre freiwillige Kooperation.“ Nervös hielt Holloway inne und fragte sich, ob er da tatsächlich ein leises Glucksen gehört hatte; er wartete, doch sonst hörte er nichts. „Mr. Rearden?“
    „Ja?“
    „Mr. Rearden, gewiss könnte eine Besprechung mit uns in einer solchen Zeit sehr zu Ihrem Vorteil sein.“
    „Eine Besprechung zu welchem Thema?“
    „Sie stoßen auf so viele Hindernisse, und wir möchten Ihnen unbedingt in jeder Weise helfen, die uns möglich ist.“
    „Ich habe nicht um Hilfe gebeten.“
    „Wir leben in unsicheren Zeiten, Mr. Rearden, die Stimmung der Öffentlichkeit ist so ungewiss und aufgeheizt, so … gefährlich … und wir möchten gerne in der Lage sein, Sie zu schützen.“
    „Ich habe nicht um Schutz gebeten.“
    „Aber Ihnen ist doch gewiss klar, dass wir Ihnen von Nutzen sein können, und falls es irgendetwas gibt, das Sie von uns wollen, irgend…“
    „Da gibt es nichts.“
    „Aber Sie müssen doch Probleme haben, über die Sie gerne mit uns sprechen möchten.“
    „Die habe ich nicht.“
    „Dann … nun, dann …“ Jetzt gab Holloway den Versuch auf, ihm weiszumachen, er gewähre ihm eine Gunst. „Wollen Sie uns nicht einfach nur anhören?“
    „Falls Sie mir etwas zu sagen haben.“
    „Das haben wir, Mr. Rearden, das haben wir tatsächlich! Nur darum bitten wir Sie, uns anzuhören. Geben Sie uns einfach eine Chance. Kommen Sie einfach zu dieser Besprechung. Sie würden sich zu nichts verpflichten …“ Dies hatte er gar nicht sagen wollen, und er hielt inne, als Rearden mit einem deutlich spöttischen, munteren Unterton, der wenig vielversprechend klang, erwiderte: „Das weiß ich.“
    „Nun, ich meine … das heißt … nun, also dann, werden Sie kommen?“
    „In Ordnung“, sagte Rearden. „Ich komme.“
    Holloway beteuerte seine Dankbarkeit, doch Rearden hörte gar nicht mehr zu. Ihm fiel nur auf, dass Holloway mehrfach wiederholte: „Um neunzehn Uhr, am vierten November, Mr. Rearden … vierter November …“, als hätte dieses Datum eine besondere Bedeutung.
    Rearden legte auf, lehnte sich zurück und betrachtete den Widerschein der Hochofenflammen an der Decke seines Büros. Er wusste, dass diese Besprechung eine Falle war; er wusste auch, dass er in diese Falle tappte, ohne etwas zu haben, was die Fallensteller ihm abnehmen konnten.
    Tinky Holloway in seinem Washingtoner Büro legte ebenfalls auf und setzte sich mit gerunzelter Stirn aufrecht hin. Claude Slagenhop, der Präsident der

Weitere Kostenlose Bücher